Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
Vom Netzwerk:
das zu verstehen«, sagte sie.
    »Ist das wirklich so schwer zu verstehen?«
    Sie spürte, dass er ihr entglitt. »Warum erklären Sie es mir nicht?«
    »Das würde ich ja gern, aber ich kann es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sie finden mein Verhalten ja jetzt schon nicht richtig«, sagte er.
    Dann war er weg. Er hatte aufgelegt.
    Sie wählte seine Nummer und hoffte, ihn noch zu erwischen, bevor er sein Telefon ausmachte. Aber nach einem einzigen Klingelton wurde sie zu seiner Mailbox weitergeleitet. Als Nächstes rief sie im Dezernat an und erfuhr, dass Shan mit Loogans Handyanbieter in Kontakt gewesen war – und jetzt mit Kollegen der bundesstaatlichen Polizei sprach. Ein paar Minuten später rief er sie zurück.
    »Er ist in Livonia«, erzählte ihr Shan.
    Elizabeth musste ein Lachen unterdrücken. »Er sagte, er sei in Ohio.« Livonia war ein Vorort von Detroit.
    »Er ist irgendwo in der Nähe von Newburgh Road und Six Mile. Es gibt dort eine Shopping Mall   – Laurel Park Place. Haufenweise Autos. Da wird er gut untertauchen können.«
    »Er weiß, was er tut.«
    »Die Polizei von Livonia hat jetzt schon einen Streifenwagen dort, und sie schicken noch einen. Aber Loogan könnte schon wieder weg sein.«
    »Das ist er sicher«, sagte Elizabeth.
    »Er ist ganz in der Nähe der Interstate-275 und Interstate-96«, |254| sagte Shan. »Von dort kommt er überallhin. Ich habe mit der bundesstaatlichen Polizei und der Dienststelle des Sheriffs vor Ort gesprochen. Sie haben seinen Steckbrief und eine Beschreibung seines Wagens. Sie werden nach ihm fahnden.« Er klang nicht sehr optimistisch.
    »Sie werden ihn nicht finden«, sagte sie.

|255| 27
    Sarah kam um neun Uhr aus der Bibliothek zurück nach Hause, und Elizabeth räumte ihre Akten weg. Die beiden aßen noch zu Abend und schauten sich dann den Rest eines Dokumentarfilms im Fernsehen an – über Menschen, die in anderen Ländern unter Ungerechtigkeiten zu leiden hatten.
    Über David Loogan wurde kein Wort gesprochen. Elizabeth versuchte, nicht an ihn zu denken, obwohl in ihrem Haus manches an ihn erinnerte. Einmal, als der Abend schon weiter fortgeschritten war, sah sie sich nach Sarah um, die mitten im Zimmer stand und mit einem äußerst konzentrierten Gesichtsausdruck mit drei Tennisbällen jonglierte.
    Später, als Sarah schlief, räumte Elizabeth noch auf. Sie schob Zeitschriften auf einen Stapel, stellte Geschirr zusammen. Sie trug Sarahs Schulbücher vom Couchtisch ins Esszimmer. Aus einer gewissen Neugier heraus schlug sie ein Notizbuch auf und entdeckte eine Zeichnung von Loogans Gesicht: kräftige Bleistiftstriche skizzierten sein Kinn, seine grauen Augen waren klar und nicht verschattet. Ziemlich ähnlich, dachte sie – viel besser als das Bild, das sie der Presse zur Verfügung gestellt hatten.
    Am nächsten Morgen beschloss sie, etwas aufzugreifen, das Loogan ihr erzählt hatte: Michael Beccantis Abstecher in die Redaktion von
Gray Streets
. Sie fuhr zum
Gray Streets -
Gebäu de , nahm den Fahrstuhl nach oben und klopfte an die Milchglastür. Sandy Vogel öffnete ihr. Elizabeth fand, dass sie etwas verschlossen wirkte. Sie lehnte mit verschränkten Armen am Aktenschrank, eine schlanke, braunhaarige Frau Anfang vierzig, streng gekleidet, in Rock und Kostümjacke.
    |256| »Er war hier«, sagte sie, als Elizabeth sie nach Beccanti fragte. »Ich bin Samstagabend um etwa acht hereingekommen, um den Kopierer zu benutzen. Die Lichter waren an. Die Tür zu Toms Büro stand offen. Beccanti war da.«
    »Sie haben ihn gekannt?«, fragte Elizabeth.
    »Ja. Er hat Tom immer besucht. Ich konnte mich nicht an seinen Namen erinnern, aber er kam heraus und stellte sich mir vor. Ich glaube, er hat gemerkt, dass er mich erschreckt hat. Er hat eine Weile im Gefängnis gesessen, wissen Sie.«
    »Ich weiß.«
    »Er hat mir gesagt, dass David Loogan ihn eingestellt hätte, um Lektoratsarbeit zu machen. Davon habe ich überhaupt nichts gewusst. Er ist ziemlich bald danach gegangen. Mir kam das alles etwas merkwürdig vor.«
    »Haben Sie irgendjemandem davon erzählt?«
    »Bloß dem Brain Trust.«
    »Wie bitte?«
    »Seit Tom tot ist, hat sich hier einiges verändert«, erklärte Sandy Vogel. »David Loogan sollte eigentlich die Leitung übernehmen, aber so wie es jetzt aussieht, ist das nicht sehr wahrscheinlich, oder? Trotzdem gibt es ja immer noch die Zeitschrift, die erscheinen muss. Die meiste Arbeit fällt jetzt mir zu, aber ich bin nicht diejenige, die das Sagen hat.

Weitere Kostenlose Bücher