Böse Dinge geschehen
fragen mich das, als würden Sie eine Antwort erwarten.«
»Stimmt ja auch.«
»Sagen wir mal, ich bin auf einer Raststätte am Ohio Turnpike. |246| Ich dachte, es wäre sicher, wenn ich Sie von dort aus anrufe. Wie schnell können Sie eine Fahndung in Ohio organisieren?«
Unwillkürlich musste sie lächeln. »Ich bin mir nicht so sicher«, sagte sie, »aber ich lege sofort los.«
»Haben Sie Valerie Calnero erwischt?«
Sie kämpfte mit sich, ob sie ihm antworten sollte, und kam zum Schluss, dass es nicht schaden könnte. »Valerie ist uns entwischt. Wir haben Leute abgestellt, die auf den Bundesstraßen, auf der Autobahn und an allen Ausfallstraßen aus der Stadt nach ihr Ausschau gehalten haben. Ich glaube, sie ist Landstraße gefahren.«
»Was werden Sie jetzt unternehmen?«
»Wir haben eine Fahndungsmeldung herausgegeben, und wir haben Kontakt zur Polizei in Milwaukee aufgenommen, wo sie aufgewachsen ist. Vielleicht will sie dorthin.«
»Das bezweifle ich. Sie ist ein bisschen zu schlau dafür.«
»Wir werden sehen.«
»Haben Sie die Aktenkiste in ihrer Wohnung gefunden?«
Elizabeth stand auf und drehte die Musik leiser.
»Wir haben sie gefunden«, sagte sie. »Ich bin mir nicht sicher, wie viel uns das bringt. Sonst war nichts Interessantes in der Wohnung. Wir haben allerdings mit ein paar Zeugen gesprochen.«
»Mit Zeugen?«
»Mit Leuten, die gesehen haben, wie sie weggefahren ist«, sagte Elizabeth. »Sie haben Sie mit ihr zusammen gesehen. Gesehen, wie Sie etwas in ihr Auto gestellt haben.«
»Das war ihre Katze.«
»Dann haben sie gesehen, wie Sie sie geküsst haben.«
»Genau genommen hat sie mich geküsst.«
»Ach ja?« Elizabeth stand am Fenster und legte ihre Hand ans kühle Glas. »Sind Sie wirklich so ein passiver Mann? Erpresserinnen küssen Sie. Die Frauen von Verlegern verführen Sie. Vielleicht müssten Sie mal selbst die Initiative ergreifen.« Sie strich mit ihren Fingerspitzen über das Glas. »Die Zeugen |247| sagten, Sie hätten einen Gitarrenkasten dabei gehabt. Was für ein hübsches Detail.«
Er lachte. »Die Sache ist die, mit irgendetwas musste ich Valerie drohen. Ich sagte ihr, ich würde sie mit meiner Gitarre erschlagen, wenn sie nicht reden wollte. Aber am Ende konnte ich mich doch nicht dazu durchringen.«
»Kein Wunder, dass sie Sie geküsst hat. Mr Loogan, ich muss Sie daran erinnern, dass das Tragen verborgener Waffen ein Verbrechen darstellt. Ich muss Sie auch daran erinnern, dass inzwischen zwei Haftbefehle gegen Sie vorliegen – einer, weil Sie als wichtiger Zeuge im Zusammenhang mit dem Tod von Michael Beccanti gelten, ein weiterer wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen. Ich empfehle Ihnen, sich einen Anwalt zu nehmen und sich zu stellen.«
»Das haben Sie schon mal gesagt.«
»Ich werde das immer wieder sagen.«
Er schwieg ein paar Sekunden lang. »Haben Sie herausgekriegt, was Valerie Calnero mit Sean Wrentmore verbindet?«, fragte er dann.
»Mehr oder weniger«, sagte Elizabeth. »Wir wissen, dass Wrentmore Delia Cross, für den Fall, dass ihm etwas widerfährt, einen Schlüssel für seinen Lagerraum überlassen hat. Das Gleiche muss er mit Valerie gemacht haben. Sie hat eine seiner Geschichten lektoriert, als sie Volontärin bei
Gray Streets
war. Ich bin mir nicht sicher, warum er wollte, dass zwei Leute Zugang zu seinem Lagerraum haben. Vielleicht dachte er, eine der beiden könnte unzuverlässig sein.«
»Delia Cross ist mit ihrem Studium fast fertig und will von Ann Arbor weggehen«, sagte Loogan. »Wenn Wrentmore das wusste, hat er Valerie vielleicht als Ersatz gewählt.«
»Das ist möglich.«
»Außerdem war Sean Wrentmore ein unverheirateter Mann, und Valerie Calnero ist eine schöne Frau. Vielleicht hat er es als Möglichkeit gesehen, ihr näherzukommen.«
|248| »Sie haben sich ja richtig Gedanken darüber gemacht.«
»Ich hatte ja auch genügend Zeit dafür«, sagte er trocken. »Dabei fällt mir ein: Ich habe auch über Michael Beccanti nachgedacht. Wer auch immer ihn getötet hat, muss entweder an meinem Haus auf ihn gewartet haben oder ihm dorthin gefolgt sein. Ich glaube, er muss ihm gefolgt sein.«
»Warum sollte er ihm gefolgt sein?«
»Weil er wusste, dass Beccanti Nachforschungen wegen des Mordes an Tom Kristoll anstellte. Ich habe Ihnen erzählt, dass Beccanti am Samstag Toms Büro durchsucht hat. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ihn jemand dabei erwischt hat. Die Sekretärin, Sandy Vogel. Vielleicht hat sie
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