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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Regenschirm aufgewärmt, schon dafür werd’ ich Ihnen bis ins Grab meines Lebens dankbar sein.«
    Er blieb zurück. Als Nikolaj Wsewolodowitsch sein Ziel erreicht hatte, war er besorgt. Dieser wie vom Himmel gefallene Mann schien von seiner Unersetzlichkeit für ihn fest überzeugt und hatte dies allzu dreist zum Ausdruck gebracht. Überhaupt machte man mit ihm nicht viel Umstände. Aber es war ebenso möglich, daß dieser Landstreicher nicht gelogen und sich tatsächlich aus eigenem Antrieb aufgedrängt hatte, und zwar hinter dem Rücken von Pjotr Stepanowitsch. Und das wäre dann besonders interessant.
    II
    DAS Haus, das Nikolaj Wsewolodowitsch endlich erreicht hatte, stand in einer öden Sackgasse zwischen Zäunen, hinter denen sich Gemüsegärten hinzogen, buchstäblich am äußersten Stadtrand. Es war ein völlig einsam gelegenes, kleines Holzhaus, gerade fertiggebaut und noch nicht mit Schindeln verkleidet. An einem der Fenster hatte man die Läden absichtlich nicht geschlossen, und auf dem Fensterbrett stand eine Kerze – offenbar weil sie bestimmt war, dem heute erwarteten späten Besucher als Leuchtturm zu dienen. Schon auf dreißig Schritt Entfernung erkannte Nikolaj Wsewolodowitsch vor der Haustür die Gestalt eines hochgewachsenen Mannes, wahrscheinlich des Hausherrn, der vor Ungeduld herausgetreten war, um die Straße zu überblicken. Bald hörte man auch seine Stimme, ungeduldig und irgendwie zaghaft.
    »Sind Sie es? Sie?«
    »Ich bin es«, antwortete Nikolaj Wsewolodowitsch, aber nicht eher, als bis er an den Stufen stand und seinen Schirm zusammenklappte.
    »Endlich!« Hauptmann Lebjadkin – er war es – trat dienstfertig auf der Stelle, »erlauben Sie, Ihr Schirmchen; es ist ja klatschnaß; ich werde es hier in der Ecke aufspannen, treten Sie näher, treten Sie näher.«
    Die Tür vom Flur zu einem von zwei Kerzen erleuchteten Zimmer stand sperrangelweit offen.
    »Ohne Ihr Ehrenwort vom unbezweifelbaren Kommen hätt’ ich nicht mehr dran geglaubt.«
    »Dreiviertel eins«, Nikolaj Wsewolodowitsch warf einen Blick auf seine Uhr und trat in das Zimmer.
    »Und bei diesem Regen und dieser interessanten Entfernung … Eine Uhr besitze ich nicht, und vor dem Fenster nichts als Gemüsegärten, so daß man hinter dem Lauf der Ereignisse zurückbleibt, aber das ist nicht eigentlich Aufbegehren, weil’s mir nicht zusteht, nicht zusteht, sondern einzig und allein Ungeduld, die ganze Woche verzehrende Ungeduld, um endlich … erlöst zu werden.«
    »Wie?«
    »Um das eigene Schicksal zu vernehmen, Nikolaj Wsewolodowitsch. Bitte schön.«
    Er verbeugte sich und wies auf das Sofa hinter einem kleinen Tisch.
    Nikolaj Wsewolodowitsch sah sich um; das Zimmer war winzig und niedrig; an Möbeln nur das Notwendigste, Stühle und Sofa aus Holz, ebenfalls funkelnagelneu, ohne Polster und ohne Kissen, zwei kleine Lindenholztische, der eine vor dem Sofa, der andere in einer Ecke, mit Tischdecke und vollgestellt mit irgendwelchen Dingen unter einer strahlend sauberen Serviette. Aber auch das ganze Zimmer wurde offensichtlich blitzsauber gehalten. Hauptmann Lebjadkin hatte bereits seit acht Tagen nicht mehr getrunken. Sein Gesicht war irgendwie aufgedunsen und gelblich, der Blick unstet, neugierig und merklich unsicher: Es war nicht zu übersehen, daß er noch nicht wußte, welchen Ton er anschlagen durfte und welcher für ihn von Anfang an der vorteilhafteste sein könnte.
    »Sie sehen«, sagte er mit einer weitausholenden Gebärde, »ich lebe wie Sossima . Nüchternheit, Einsamkeit und Armut – das Gelübde der alten Ritter.«
    »Sie nehmen an, daß die alten Ritter solche Gelübde abgelegt haben?«
    »Habe ich vielleicht danebengegriffen? Leider ist es mit meiner Bildung aus! Ich habe alles verdorben! Glauben Sie mir, Nikolaj Wsewolodowitsch, ich bin hier zum ersten Mal aus meinen schändlichen Neigungen erwacht – kein einziges Glas, nicht einen Tropfen mehr! Habe ein eigenes Dach überm Kopf und genieße seit sechs Tagen die Wohltat des Gewissens. Sogar die Wände riechen nach Harz und erinnern an die Natur. Und was war ich, wer war ich?
    In der Nacht hab’ ich kein Obdach
    Und am Tag nicht Rast noch Ruh’,
    nach den genialen Worten des Dichters! Aber … Sie sind so naß geworden … Wünschen Sie Tee?«
    »Keine Umstände, bitte.«
    »Der Samowar hat seit acht gekocht, aber … er ist erloschen … wie alles auf der Welt. Auch die Sonne wird, wie man sagt, zu ihrer Zeit erlöschen … Natürlich,

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