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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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vorgestern ist es wieder zum Vorschein gekommen, als die Fußböden gescheuert wurden, Sie haben mir wirklich eine ziemliche Arbeit aufgehalst!«
    Lembke senkte streng den Blick.
    »Zwei Nächte hintereinander habe ich nicht geschlafen, und das habe ich Ihnen zu verdanken. Es wurde bereits vorgestern wiedergefunden, aber ich habe es behalten und nichts getan wie gelesen, und da ich tagsüber keine Zeit habe, immer nachts. Und – na ja, nicht gerade zu meiner Zufriedenheit: Die Idee ist mir fremd. Aber das ist wurscht, ein Kritiker bin ich nie gewesen, aber – das Buch zuklappen, Verehrtester, das hab’ ich nicht fertiggebracht, obwohl ich nicht zufrieden war! Kapitel vier, Kapitel fünf sind … sind … sind … Weiß der Teufel, was sie sind! Aber dieser Humor, alles ist voll davon, ich hab’ mich schiefgelacht. Darauf verstehen Sie sich allerdings meisterlich: Etwas lächerlich zu machen sans que cela paraisse ! Nun ja, dann das neunte, das zehnte – nichts als Liebe, und das ist nicht meine Sache. Immerhin effektvoll; über dem Brief von Igrenjew sind mir fast die Tränen gekommen, obwohl Sie ihn so schillernd gezeichnet haben … Wissen Sie, empfindsam, und doch wollen Sie das Unechte an ihm zeigen, stimmt’s? Hab ich’s erraten oder nicht? Ja, ja, und für den Schluß möchte ich Sie am liebsten prügeln! Was schwebt Ihnen eigentlich vor? Das ist doch die alte Verherrlichung von Familienglück, Kindersegen, Kapital, und so lebten sie herrlich und in Freuden, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute! Ich bitte Sie! Sie ziehen den Leser in Ihren Bann, sogar ich konnte mich von dem Buch nicht losreißen, aber um so schlimmer. Der Leser bleibt so dumm, wie er war, da sollte ein kluger Kopf ihn wachrütteln, Sie aber … Na ja, genug davon, leben Sie wohl. Und seien Sie nächstes Mal nicht so böse zu mir; ich war eigentlich gekommen, um Ihnen ein paar wichtige Worte zu sagen; aber Sie sind irgendwie so …«
    Andrej Antonowitsch hatte inzwischen seinen Roman genommen und ihn in dem eichenen Bücherschrank eingeschlossen, wobei er gerade noch Gelegenheit fand, Blüm zu bedeuten, er möge verschwinden. Dieser entfernte sich mit langem und betrübtem Gesicht.
    »Ich bin gar nicht irgendwie so, ich bin einfach … nichts als Ärger«, murmelte er mit gerunzelten Brauen, aber nicht mehr zornig, und setzte sich an den Tisch. »Nehmen Sie Platz, und sagen Sie Ihre paar Worte. Ich habe Sie lange nicht gesehen, Pjotr Stepanowitsch. Aber Sie dürfen künftig nicht immer so hereinstürmen in Ihrer üblichen Manier … manchmal, wenn man zu tun hat, ist das …«
    »Meine Manieren sind immer dieselben …«
    »Ich weiß es und bin überzeugt, daß Sie es ohne Absicht tun, aber wenn man so beschäftigt ist … Also nehmen Sie Platz.« Pjotr Stepanowitsch machte es sich sofort mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa bequem.
    III
    »WOMIT sind Sie denn so beschäftigt? Doch nicht etwa mit solchen Lappalien?« Mit diesen Worten wies er mit dem Kopf auf die Proklamation. »Solche Blätter kann ich Ihnen herbeischaffen, jede Menge, ich habe sie schon im Gouvernement Ch … kennengelernt.«
    »Das heißt, zu der Zeit, als Sie sich dort aufhielten?«
    »Natürlich nicht während meiner Abwesenheit. Da gab es noch eine andere, mit einer Vignette, einem Beil. Erlauben Sie« (er nahm die Proklamation vom Tisch), »natürlich, auch hier ist ein Beil; es ist genau die gleiche, haargenau.«
    »Ja, ein Beil. Sie sehen – ein Beil.«
    »Wieso, haben Sie Angst vor dem Beil?«
    »Nicht vor dem Beil … Und ich habe keine Angst, aber diese Angelegenheit ist … eine besondere Angelegenheit, es liegen besondere Umstände vor.«
    »Umstände? Daß man sie aus der Fabrik hergebracht hat? He-he. Wissen Sie eigentlich, daß bei Ihnen, in dieser Fabrik, die Arbeiter demnächst selbst Proklamationen schreiben werden?«
    »Wie denn das?« fragte von Lembke mit strengem und starrem Blick.
    »Einfach so. Sie lassen sie ja gewähren. Sie sind viel zu weichherzig, Andrej Antonowitsch, Sie schreiben Romane. Hier müßte man nach altem Brauch vorgehen.«
    »Was heißt nach altem Brauch? Was sollen Ihre Ratschläge? Die Fabrik ist gesäubert worden; ich habe befohlen, und es wurde gesäubert.«
    »Aber unter den Arbeitern ist ein Aufstand ausgebrochen. Man sollte ihnen ausnahmslos eine Portion Stockschläge verpassen, und damit wäre das Ganze erledigt.«
    »Aufstand? Unsinn; ich habe befohlen, und es wurde

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