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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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geklopft! …
    Sein Schreck beim Anblick Schatows war so groß, daß er auf der Stelle das Kappfenster zuschlug und in sein Bett flüchtete. Schatow klopfte und rief außer sich weiter.
    »Wie kommen Sie dazu, mitten in der Nacht so zu klopfen?« rief Ljamschin drohend, aber halbtot vor Angst, nachdem er (wenigstens zwei Minuten später) sich ein Herz gefaßt, das Kappfenster wieder geöffnet und sich überzeugt hatte, daß Schatow allein war.
    »Hier ist der Revolver. Nehmen Sie ihn zurück, geben Sie mir fünfzehn Rubel.«
    »Was soll das? Sind Sie betrunken? Das ist ein Überfall; ich werde mich nur erkälten. Moment, ich werde mir gleich ein Plaid holen.«
    »Fünfzehn Rubel, sofort! Wenn Sie sie mir nicht geben, werde ich bis Sonnenaufgang klopfen und schreien; ich werde den Fensterrahmen herausschlagen.«
    »Und ich werde um Hilfe rufen, und Sie kommen aufs Revier.«
    »Und bin ich etwa stumm? Kann ich etwa nicht um Hilfe rufen? Wer hat mehr Angst vor der Polizei, Sie oder ich?«
    »Wie können Sie nur so gemeine Ansichten haben … Ich verstehe, worauf Sie anspielen. Warten Sie, warten Sie, klopfen Sie nicht, um Gottes willen, ich bitte Sie! Wer hat denn nachts Geld im Hause? Und wozu brauchen Sie Geld, wenn Sie nicht betrunken sind?«
    »Meine Frau ist zu mir zurückgekommen. Ich habe schon zehn Rubel nachgelassen, keinen einzigen Schuß habe ich damit abgegeben; nehmen Sie den Revolver, nehmen Sie ihn augenblicklich.«
    Ljamschin streckte mechanisch die Hand durchs Kappfenster und nahm den Revolver; er wartete einen Augenblick, steckte dann rasch den Kopf aus dem Kappfenster und flüsterte plötzlich wie außer sich, wobei es ihm kalt über den Rücken lief:
    »Sie lügen, Ihre Frau ist gar nicht zu Ihnen zurückgekommen. Sie … Sie wollen einfach irgendwohin fliehen.«
    »Wohin soll ich fliehen, Sie Idiot? Ihr Pjotr Werchowenskij mag fliehen, ich aber nicht. Ich war vorhin bei der Wirginskaja, der Hebamme, sie war auf der Stelle bereit zu kommen. Erkundigen Sie sich bei ihr. Meine Frau quält sich; ich brauche Geld; geben Sie mir sofort das Geld!«
    Ein ganzes Feuerwerk von Ideen sprühte in Ljamschins listenreichem Kopf. Plötzlich nahm die Sache eine neue Wendung, aber die Angst ließ ihn sich immer noch nicht entscheiden.
    »Aber wie ist das … Sie leben doch nicht mit Ihrer Frau?«
    »Ich schlage Ihnen den Schädel ein für solche Fragen.«
    »Ach, mein Gott, Pardon, ich verstehe, ich bin nur so verblüfft … Aber ich verstehe, ich verstehe … Aber … aber – ist das wirklich wahr, daß Arina Prochorowna kommen wird? Sie sagten vorhin, sie sei unterwegs? Wissen Sie, daß ist doch nicht wahr! Sehen Sie, sehen Sie, sehen Sie, wie Sie bei jedem Schritt die Unwahrheit sagen!«
    »Sie sitzt jetzt bestimmt schon bei meiner Frau, halten Sie mich nicht auf, es ist nicht meine Schuld, daß Sie dumm sind.«
    »Das ist nicht wahr, ich bin nicht dumm. Entschuldigen Sie, es ist mir unmöglich …«
    Und er wollte, inzwischen völlig verwirrt, das Kappfenster zum dritten Mal schließen, aber Schatow brüllte dermaßen, daß er augenblicklich den Kopf wieder heraussteckte.
    »Aber das ist doch ein … ein regelrechter Anschlag auf mein Leben? Was wollen Sie von mir? Was wollen Sie, was, formulieren Sie es. Und bedenken Sie, bedenken Sie, so mitten in der Nacht!«
    »Ich will fünfzehn Rubel, Sie Schafskopf!«
    »Aber ich möchte vielleicht den Revolver überhaupt nicht zurücknehmen, Sie haben kein Recht. Sie haben einen Gegenstand gekauft – und damit Schluß, und Sie haben kein Recht. Eine solche Summe mitten in der Nacht kommt für mich nicht in Frage. Wo kann ich eine solche Summe hernehmen?«
    »Du hast immer Bargeld bei dir; ich habe zehn Rubel nachgelassen, aber du bist ein stadtbekannter gottverdammter Jude.«
    »Kommen Sie übermorgen, hören Sie, übermorgen vormittag, Punkt zwölf. Ich werde Ihnen die ganze Summe auszahlen, die ganze, nicht wahr?«
    Schatow trommelte zum dritten Mal außer sich gegen den Fensterrahmen:
    »Gib mir jetzt zehn Rubel und morgen in aller Frühe fünf!«
    »Nein, übermorgen früh, denn morgen, bei Gott, werde ich keine Kopeke haben. Sie brauchen gar nicht zu kommen, gar nicht zu kommen.«
    »Dann gib mir die zehn; oh, du Schuft!«
    »Was haben Sie für einen Grund, so zu schimpfen? Warten Sie, ich muß erst Licht machen; hier, Sie haben eine Fensterscheibe herausgeschlagen … Wer wird denn mitten in der Nacht so schimpfen? Hier!«
    Und er hielt ihm einen

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