Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
Vom Netzwerk:
Schein aus dem Fenster hin.
    Schatow griff danach – es war ein Fünf-Rubel-Schein.
    »Bei Gott, ich kann nicht, und wenn Sie mich auf der Stelle totschlagen, ich kann nicht, übermorgen kann ich alles, aber jetzt kann ich nichts.«
    »Ich gehe nicht!« brüllte Schatow.
    »Hier, nehmen Sie, noch einen, sehen Sie, noch einen, aber mehr gebe ich nicht. Sie können ruhig brüllen, mehr gebe ich nicht, machen Sie, was Sie wollen, mehr gebe ich nicht; nein und nochmals nein!«
    Er war wie von Sinnen, verzweifelt, schweißbedeckt. Die zwei Scheine, die er dazugegeben hatte, waren Ein-Rubel-Noten. Schatow hatte alles in allem sieben Rubel erhalten.
    »Der Teufel soll dich holen, morgen bin ich wieder da. Und wenn du die acht Rubel nicht parat hast, Ljamschin, werde ich dich prügeln, bis du blau bist!«
    “Dann bin ich nicht zu Hause, du Esel!” dachte Ljamschin sofort.
    »Halt, halt!« schrie er Schatow nach, der sich im Laufschritt entfernte. »Halt, kommen Sie zurück! Bitte sehr, haben Sie wirklich die Wahrheit gesagt, daß Ihre Frau zu Ihnen zurückgekommen ist?«
    »Idiot!« Schatow winkte ab und lief, so schnell er konnte, nach Hause.
    IV
    Es sei bemerkt, daß Arina Prochorowna über die gestrigen Absichten, die in der Sitzung gefaßt worden waren, nicht unterrichtet war. Als Wirginskij betroffen und ermattet gestern nach Hause kam, hatte er es nicht gewagt, sie über den gefaßten Beschluß zu unterrichten, es aber nicht ausgehalten und ihr die Hälfte anvertraut – das heißt Werchowenskijs Mitteilung über Schatows feste Absicht, sie zu denunzieren; er hatte aber sogleich hinzugefügt, daß er dieser Neuigkeit nicht ganz traue. Arina Prochorownas Schrecken war sehr groß. Deshalb entschloß sie sich augenblicklich, als Schatow gelaufen kam, um sie zu holen, trotz ihrer Müdigkeit, sie hatte sich die ganze vorige Nacht bei einer Entbindung geplagt, mit ihm zu gehen. Sie war schon immer davon überzeugt, daß “ein solcher Waschlappen wie Schatow einer bürgerlichen Niedertracht fähig ist”, aber die Ankunft Marja Ignatjewnas eröffnete eine neue Perspektive. Schatows Schrecken, der verzweifelte Ton seiner Stimme, seine flehentlichen Bitten um Hilfe kündigten einen Umschwung in den Gefühlen des Verräters an: Ein Mann, der entschlossen war, sogar sich selbst zu opfern, nur um andere ins Verderben zu stürzen, ein solcher Mann hätte wohl anders ausgesehen und gesprochen, als er sich in Wirklichkeit zeigte. Kurz, Arina Prochorowna war entschlossen, alles selbst in Augenschein zu nehmen. Wirginskij war mit ihrer Entschlossenheit höchst zufrieden – ihm fiel ein Stein vom Herzen! Sogar eine Hoffnung keimte in seiner Seele: Schatows Erscheinung schien ihm der Behauptung Werchowenskijs in höchstem Maße zu widersprechen …
    Schatow hatte sich nicht getäuscht; bei seiner Rückkehr fand er Arina Prochorowna bereits bei Marie vor. Sie war soeben gekommen, hatte Kirillow, der am Fuße der Treppe Wache hielt, verächtlich weggeschickt, sich rasch mit Marie, die sich an die frühere Bekanntschaft nicht mehr erinnerte, bekannt gemacht, diese in der “übelsten Verfassung” angetroffen, das heißt aufgebracht, niedergeschlagen, in “allerkleinmütigster Verzweiflung” und – keine fünf Minuten gebraucht, um alle ihre Einwände entschieden zu entkräften.
    »Was soll diese alte Leier, Sie wollten keine teure Hebamme?« sagte sie gerade in dem Augenblick, da Schatow eintrat. »Völliger Blödsinn, falsche Gedanken als Folge Ihrer abnormen Lage. Mit einer einfachen Alten, einer Dorfhebamme, haben Sie fünfzig Chancen, daß die Sache schiefgeht; und dann gibt es mehr Scherereien und Unkosten als mit einer teuren Hebamme. Woher wissen Sie überhaupt, daß ich eine teure Hebamme bin? Sie können mich später bezahlen, außerdem werde ich von Ihnen nicht so viel verlangen und garantiere den Erfolg; bei mir werden Sie nicht sterben. Da habe ich schon ganz andere gesehen. Und das Kind kann ich meinetwegen schon morgen im Waisenhaus unterbringen und später irgendwo in einem Dorf in Pflege geben, und damit wäre die Sache erledigt. Und inzwischen werden Sie sich wieder erholen, eine vernünftige Arbeit suchen und Schatow die Unterkunft und die Auslagen, die gar nicht so hoch ausfallen werden, in Kürze ersetzen …«
    »Ich meine etwas anderes … Ich habe nicht das Recht, ihm zur Last …«
    »Rationale Empfindungen einer Bürgerin, aber glauben Sie, es wird Schatow so gut wie nichts kosten, wenn er aus einem

Weitere Kostenlose Bücher