Boese - Horror
heruntergezogen wurde.
»Du weißt, dass du es willst«, wiederholte er.
Trish hielt den Atem an.
Sie hörte ein leises, klatschendes Geräusch.
Er spielte an sich selbst herum.
»Billy bekommt seine Post gerne im Obergeschoss und an der Hintertür zugestellt.«
Diese Worte gaben Trish die Kraft, die ihr bisher gefehlt hatte. Grelle Wut loderte in ihr auf. »Du Hurensohn!«, schrie sie. »Wag es ja nicht, ihn anzufassen!«
Von außerhalb des Hauses, von der Rückseite, hörte sie Dougs Stimme. »Trish!« Dann noch einmal: »Trish!« Seine Stimme wurde schnell lauter: Er rannte, und Trish hörte Furcht und Wut in seiner Stimme.
Irgendetwas war geschehen.
Doch Trish war dankbar, überhaupt Dougs Stimme zu hören. Sie war gerettet. Was immer sonst passiert war - Doug war da und würde sie retten. »Hier drinnen!«, rief sie so laut sie konnte. »Ich bin im Schlafzimmer!«
Sie hatte nicht gehört, wie der Postbote gegangen war, doch die Stille auf der anderen Seite der Tür verriet ihr, dass er verschwunden war.
Auf der Veranda waren schnelle, schwere Schritte zu hören. »Trish!«, rief Doug voller Panik. Die Gittertür fiel krachend zu.
»Ich bin hier! Hier drin!« Ungeschickt öffnete sie die Schlafzimmertür und stürzte schluchzend aus dem Zimmer. »Ich ...«
Ihr Schluchzen versiegte, als sie sah, dass Doug Billy ins Wohnzimmer trug. Ihr stockte der Atem. Die Zeit stand still. Der regungslose Körper des Jungen hing schlaff in den Armen seines Vaters, und eine schreckliche Sekunde lang musste sie verrückterweise an eine Szene aus Frankenstein denken. Dann war der Moment vorüber, und sie lief zu Doug und drückte ein Ohr auf Billys Brust. »Was ist passiert?«, fragte sie atemlos.
»Ich habe Billy im Fort gefunden.« Dougs Stimme klang vor Schock beinahe emotionslos. »Der Postbote hat ihn zuerst gefunden.«
Jetzt erst bemerkte Trish, dass Billy keine Hose trug.
Vorsichtig legte Doug seinen Sohn auf die Couch. Billys Haut war grau und blass. Seine Lippen bewegten sich stumm in fiebrigen Sätzen. Trish konnte nicht verstehen, was er sagte.
»Wenn wir im Krankenhaus sind, rufe ich die Polizei an«, sagte Doug mit derselben tonlosen Stimme. »Wenn die das Ungeheuer nicht jagen wollen, tue ich es selbst.«
Mit zitternder Hand fühlte Trish die Temperatur an Billys Stirn. »Was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht. Er hat so im Fort gelegen. Er hatte keine Hose an, und seine Unterwäsche war blutig, und da lag ein ... ein Hochzeitskleid neben ihm.«
Trish schlug die Hand vor den Mund. »Mein Gott.«
Doug spürte die heißen Tränen, die ihm übers Gesicht liefen. Seine Stimme brach. »Ich glaube, er wurde vergewaltigt.«
»Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Ich rufe den Rettungswagen.«
»Nein. Wir haben keine Zeit.«
Trish barg den Kopf ihres Sohnes in ihren Armen.
»Nein«, stöhnte Billy. »Nein, ich will nicht. Nein. Nein. Nein ...«
»Fahren wir«, sagte Trish.
Die Gedanken, die Doug durch den Kopf schossen, als der Bronco über die unbefestigte Straße jagte, waren bruchstückhaft und unzusammenhängend: Was hätte er tun sollen? Was hätte er tun können? Was hatte er falsch gemacht? Was würde er noch einmal genauso machen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme?
Billy stöhnte auf dem Rücksitz, ein gedämpftes, gequältes Geräusch, dem sofort Trishs sanfter Trost folgte. Doug fluchte, dass er nicht näher am Krankenhaus wohnte.
Sie fuhren am Wohnwagenpark vorbei und kamen auf die gepflasterte Straße. Der Schock war ebenso rasch von Doug abgefallen, wie er gekommen war, und von brodelnder, grenzenloser Wut verdrängt worden, die nur durch Rache gestillt werden konnte. Sobald Billy in ärztlichen Händen war, würde er zur Polizei gehen. Und wenn die Polizei sich weigerte, etwas zu unternehmen, würde er den Postboten selbst verfolgen. Der Kerl würde auf keinen Fall ungeschoren davonkommen.
Das Willis Community Hospital war ein flaches Gebäude aus weißen Ziegeln im Stadtzentrum abseits der Hauptstraße. Es lag zwischen der Presbyterianer-Kirche und einer kleinen Reihe von Siedlungshäusern, den Modellhäusern für eines der fehlgeschlagenen Bebauungsprojekte der Stadt. Obwohl das Krankenhaus die neueste und am besten ausgestattete medizinische Einrichtung des Countys war - es hatte sogar einen eigenen Hubschrauberlandeplatz, um schwere Fälle nach Phoenix oder Flagstaff zu transportieren -, erschien es Doug nun klein, heruntergekommen und hoffnungslos veraltet. Er wünschte
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