Boese - Horror
verkniffenen Gesicht funkelte Doug vom Empfang aus an, als er an ihr vorbei zum Münztelefon im Wartebereich ging. Er beachtete sie gar nicht und wählte die Nummer des Polizeireviers. Er schloss die Augen. Das Telefon klingelte einmal, zweimal, dreimal ...
Eine unbekannte Stimme meldete sich: »Polizeirevier Willis.«
Doug räusperte sich. »Ich würde gerne mit Mike Trenton sprechen.« Er hörte sich wie ein Fremder an, sogar in den eigenen Ohren.
Die Stimme am anderen Ende war vorsichtig. »Wer spricht da bitte?«
»Doug Albin.« Es entstand eine Pause; dann kam Mike an den Apparat. Doug umklammerte fest den Hörer und hielt sich nicht mit Belanglosigkeiten auf. »Der Postbote ist wieder da.«
»Ich weiß.«
»Er hat meinen Jungen angegriffen, Mike, und er hat meine Frau bedroht. Ich werde ihn verfolgen.«
»Das werden wir ebenfalls tun. Er hat den Chief umgebracht.«
Es dauerte einen Augenblick, bis die Information zu Doug durchgedrungen war. Ihm wurde plötzlich kalt, und er bekam Angst. Der Postbote trieb jetzt keine Spielchen mehr. Er versteckte sich nicht mehr hinter Bestimmungen und Regeln, beschränkte sich nicht mehr auf Briefe. Jetzt mordete er. Doch so höllisch Dougs Angst auch war - sie verblasste neben seiner unermesslichen Wut.
»Gerade vor ein paar Minuten haben wir die Leiche des Chiefs gefunden«, fuhr Mike fort. »Wie geht es Ihrem Sohn? Kommt er wieder in Ordnung?«
»Wir wissen es nicht.«
»Wir versammeln uns alle hier. In zehn Minuten gehen wir los.«
»Moment mal, Mike.« Doug bekam ein flaues Gefühl. Er sah, wie Trish den Flur entlang auf ihn zulief und dabei fast auf den rutschigen Fliesen stolperte. Sie weinte, schluchzte, und mit einem Gefühl tiefer Mutlosigkeit dachte Doug eine Sekunde lang, dass Billy tot war. Dann kam Trish näher, und Doug sah, dass sie Tränen der Erleichterung vergoss.
»Er ist okay«, rief sie. »Es geht ihm gut.«
»Bitte bleiben Sie dran, Mike«, sagte Doug in den Hörer. Er ließ den Hörer hängen, während er Trishs Hand nahm und über den Flur zum Untersuchungsraum lief. Der Arzt schwenkte gerade einen großen Röntgenapparat über Billys Rücken.
»Wie geht es ihm?«, fragte Doug.
»Billy leidet unter einem traumatischen Schock«, erklärte ihm der Arzt, »aber er scheint keine ernsten körperlichen Verletzungen erlitten zu haben. Es gibt ein paar Kratzer und blaue Flecken, aber ich denke, er ist weitgehend unverletzt.«
»Aber das Blut auf seiner Unterwäsche ...?«
»Das ist nicht Billys Blut.«
Eine Woge der Erleichterung erfasste Doug, und er nahm die immer noch schluchzende Trish in den Arm. Der Arzt lächelte die beiden aufmunternd an; dann brachte er das Röntgengerät in Position.
Wenig später war Doug wieder im Warteraum. Er nahm den Hörer. »Mike? Sind Sie noch da?«
Am anderen Ende der Leitung war es still. »Mike!« Doug hörte ein leises Poltern, als offenbar jemand den Hörer von dem Platz aufhob, an dem er gelegen hatte. »Mike?«
»Ja?«
»Es geht ihm gut.«
»Gott sei Dank.«
»Ich will bei der Aktion mitmachen«, sagte Doug.
»Wie schnell können Sie hierher zum Revier kommen?«
»Ich werde mich beeilen. Warten Sie auf mich.«
»Wir wollen ihn erwischen, bevor er die Stadt verlässt. Sie haben fünf Minuten.«
»Verdammt noch mal, Mike!«
»Schon gut«, gab der Polizist nach. »Wir warten. Aber machen Sie schnell.«
»Ich bin in zehn Minuten da.«
»Dann treffen wir uns hier.« Mike legte auf, und Doug kehrte in den Untersuchungsraum zurück, wo der Arzt gerade eine Spritze zur Seite legte. Eine der Schwestern deckte Billy mit einer Decke zu. »Bringt ihn auf die Station«, ordnete der Arzt an; dann richtete er den Blick auf Doug und Trish. »Billy wird jetzt eine Weile schlafen. Ich würde Ihnen vorschlagen, sich auch ein bisschen auszuruhen. Billy wird vor dem Morgen wieder aufwachen, und dann wird er Sie bei sich haben wollen.«
»Ich bleibe hier«, sagte Trish.
Der Arzt nickte. »Wir können einen Stuhl in sein Zimmer stellen. Oder ein Klappbett, wenn Sie wollen.«
Trish blickte Doug an, der seine Arme um sie legte. »Haben sie ihn erwischt?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir werden ihn verfolgen.«
»Wir?«
»Die Polizei und ich.«
Der Arzt, der Pfleger und die Schwestern arbeiteten geschäftig an Billys Bett.
Doug drückte Trish ganz fest. »Pass gut auf ihn auf«, sagte er. »Kümmere dich um ihn.«
Fröstelnd rieb sie sich die Arme, als er sie losließ. »Wo gehst du hin? Was hast du
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