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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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erreichen - wenn der Lärm der Feuerwehrautos nicht sowieso schon für sich sprach. Nakita, dachte ich und schloss die Augen gegen das rote Licht der Fußgängerampel, das mir über die sechs Spuren dahinrasender Autos entgegenleuchtete. Doch bevor ich noch mehr sagen konnte, riss mich Barnabas’ Schrei aus meiner Konzentration und ich machte die Augen wieder auf. Mein gedanklicher Ruf nach Nakita prallte an die Oberfläche der Atmosphäre und verhallte, ohne dass sie mich hören konnte.
    »Schwarzflügel!«, rief Barnabas, die Augen weit aufgerissen.
    Meine Finger krampften sich um mein Amulett und ich sah an seinem ausgestreckten Arm vorbei über die Straße. Meine Knie waren plötzlich wie aus Wackelpudding und ich musste mich an dem Ampelmast festhalten. Schwarzflügel. Die Aasfresser des Himmelreichs auf der Jagd nach verlorenen Seelen. Wenn die hier auftauchten, bedeutete das, dass höchstwahrscheinlich irgendwo in der Nähe ein schwarzer Todesengel zur Tat schritt. Und wo ein schwarzer Todesengel am Werkeln war, konnte auch ein weißer nicht weit sein. Verdammt, hat Ron etwa inzwischen einen Zeitsprung gemacht und jemanden hergeschickt?
    »Könnten die wegen jemand anderem hier sein?«, flüsterte ich und Barnabas schüttelte den Kopf, während die schleimigen schwarzen Schatten wie Stachelrochen über das Mehrfamilienhaus dahinglitten. Von der Seite sah man sie nur als silbern glänzende Linien und die meisten Leute hielten sie für Krähen, wenn sie sie überhaupt sahen. Ich wollte so gern glauben, dass das alles bloß ein Zufall war. Wahrscheinlicher aber war, dass die Seraphim der Meinung waren, ich hätte das Ganze mal wieder in den Sand gesetzt, und jetzt die Profis schickten. Und ich saß hierauf der falschen Straßenseite fest.
    Barnabas drückte erneut den Ampelknopf. Doch die Feuerwehrautos hatten alles durcheinandergebracht, sodass die Ampel nicht umsprang. Tammy war irgendwo da drüben in der Menschenmenge - und über ihrem Kopf kreiste ein halbes Dutzend Schwarzflügel.
    »Barnabas, wir müssen da rüber!«, drängte ich verzweifelt, als die Leute begannen, aus ihren Wohnungen zu fliehen, Hunde, Katzen, Stereoanlagen und Fernseher in den Armen. Ein Feuerwehrmann stand an der Tür und hinderte die Leute daran, zurück ins Haus zu laufen, um noch mehr zu holen, denn seine Kollegen hatten bereits angefangen, das Gebäude auf Nachzügler zu durchkämmen. Und noch immer sausten die Autos zwischen uns und der anderen Seite dahin.
    Ein lautes Dröhnen ließ mich den Kopf einziehen und ich starrte mit offenem Mund auf eine riesige Flammenwolke, die nun eine ganze Ecke des Gebäudes erfasst hatte. »Sie ist nicht da drin«, sagte Barnabas und hielt mich am Arm fest. »Ich weiß das. Ihre Aura befindet sich außerhalb des Hauses. Sie ist draußen, Madison!«
    Das war nur ein schwacher Trost. Ich blickte die Straße hinauf, dann hinunter. Der Geruch des brennenden Gebäudes lag schwer in der Luft und schwarzer Rauch hatte den Himmel verhüllt. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. »Los, gehen wir«, sagte ich unvermittelt.
    »Madison! Die Autos!«, zischte Barnabas, doch ich hatte mich schon aus seinem Griff gewunden und machte einen Schritt vom Bordstein.
    Nakita!, dachte ich und versuchte, ihr Bewusstsein zu erreichen. Meine Hand krallte sich um mein Amulett, als das erste Auto hupte und mit quietschenden Reifen in die Bremsen ging. Es streifte den Wagen auf der Spur neben sich und kam schlitternd knapp zwei Meter von mir entfernt zum Stehen.
    Voller Angst lief ich weiter. Der Fahrer schrie mir irgendwas nach, aber drei Spuren der Straße waren nun blockiert, begleitet von einem ohrenbetäubenden Lärm aus Hupen, aufkreischenden Bremsen und zerberstendem Kunststoff.
    Ich wäre beinahe gestolpert, als plötzlich das Bild von Josh s Haus in einer dunklen, verlassenen Straße das reale Szenario aus fünf Feuerwehrautos und dem dreistöckigen, brennenden Mehrfamilienhaus überlagerte. Das war Nakita. Ich hatte sie erreicht. Aber was machte sie an Josh s Haus? Wartete sie dort auf ihn?
    Er putzt sich gerade die Zähne, Madison , dachte Nakitas gelangweilte Stimme in meinem Kopf, während ich durch ihre Augen sah und sie durch meine, so stark war unsere Verbindung. Das hier könnte noch ein Weilchen dauern.
    Die Wohnung brennt!, dachte ich zurück, aber sie war bereits hellwach geworden, als sie in meiner Realität ein weiteres Auto eine Vollbremsung machen sah. Es drehte sich ein paarmal um sich selbst und

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