Boese Maedchen sterben nicht
Sie wäre gestorben, wenn nicht gerade zu dieser Zeit ein paar Schutzengel bei ihr gewesen wären. Sie scharten sich um sie. Ihr ganzes Leben lang schirmten sie ihre Seele ab.« Sein Blick war jetzt verwirrt. »Ich habe nie verstanden, warum. Heute frage ich mich, ob sie ausgesandt wurden, um ihr Leben zu retten - nachdem sie selbst ihre Seele gerettet hatte.«
Mein Mund klappte auf und ich überlegte, ob Sarah den ersten Schutzengel aller Zeiten gehabt harte. Was mich aber schockierte, war der Gedanke, dass Barnabas schon einmal das Schicksal eines Menschen gewendet hatte und sich dennoch weigerte zu glauben, dass es wieder gelingen würde. Vielleicht, weil es nur so äußerst selten glückte.
Barnabas legte den Kopf schief und blickte mich an, in seinen Augen lag noch immer seine Liebe zu Sarah. »Danach weigerte ich mich, sie zu verlassen, selbst als ihre Seele in Sicherheit schien und die Schwarzflügel sie nicht finden konnten, als sie starb. Also verbannten sie mich aus dem Himmel.« Sein Gesicht veränderte sich und sein Blick war hart, als er einen Kieselstein über das Pflaster des Parkplatzes hüpfen ließ. »Aber das war es wert.«
Ich sah zu der belebten Straße und dem hell erleuchteten Mehrfamilienhaus hinüber. »Bist du ihr ganzes Leben lang bei ihr geblieben?«
Der gedämpfte Klang einer Sirene drang von der nahen Schnellstraße herüber. Barnabas lächelte - es war ein sanftes, liebevolles Lächeln, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. Für mich sah er aus wie siebzehn und ich fragte mich, wie er damit umgegangen war, dass er Sarahs ganzes Leben lang so jung ausgesehen hatte. Aber die Menschen waren damals ja kaum älter als vierzig geworden. »Ja. Das bin ich«, sagte er leicht verlegen.
»Und du willst mir weismachen, du hättest keine Seele«, bemerkte ich trocken, als ich ein Zementklümpchen gegen die Mülltonne warf, um das Metall dröhnen zu hören. »Mensch, Barnabas, wenn es die Seele ist, die uns lieben lässt, dann hast du definitiv eine.«
Er öffnete den Mund, als wollte er protestieren, dann aber hielt er inne und blickte zur Straße, als ihm bewusst wurde, dass die Sirenen nicht verstummten, sondern immer lauter wurden.
Mein Herz gab ein Klopfen von sich und ich sah auf die Uhr. Es war kurz vor halb zehn, aber wenn Ärger im Anzug wäre, hätte Nakita uns gewarnt. »Sieht doch alles ruhig aus«, sagte ich und holte dann scharf Luft, als ein Klirren wie von zerberstendem Glas den Verkehrslärm übertönte und aus einem Fenster im dritten Stock eine Flammenzunge zum Himmel hinaufloderte.
»Barnabas!«, schrie ich und sprang auf die Füße. Meine Hand legte sich um mein Amulett und ich starrte auf die Straße, als ein paar Feuerwehrfahrzeuge und ein Polizeiauto herangerast kamen. Heiliger Zeitzünder, es passierte wirklich. Wo zum Teufel war Nakita?!
»Und los geht’s«, sagte Barnabas müde, als wir hinter der Mülltonne hervortraten.
»Tammy ist nicht nach Hause gekommen, oder?«, fragte ich, kurz vor einer Panikattacke. Ich könnte es nicht ertragen, wenn unsere ganze Mühe umsonst gewesen wäre. »Barnabas, ist sie da drin?«
»Nein. Sie ist irgendwo hier in der Nähe, aber nicht drinnen. Und Johnny auch nicht«, beruhigte er mich und seine Augen färbten sich für einen Moment silbern, als er das Göttliche berührte. Meine Schultern entspannten sich. »Deine Warnung scheint ihr Schicksal tatsächlich gewendet zu haben - sie wird nicht mehr im Feuer umkommen.«
»Das können wir nicht wissen, ich habe schließlich noch keinen Zeitsprung gemacht«, erwiderte ich und wir liefen in Richtung der völlig verstopften Straße, die jetzt, im Dunkeln, noch gefährlicher wirkte, als sie es ohnehin schon war. Es gab eine Fußgängerampel und Barnabas schob mich darauf zu.
»Aber vielleicht ist ihre Seele noch nicht in Sicherheit«, gab Barnabas zu bedenken.
»Vielleicht.« Dass Tammys Seele womöglich noch immer in Gefahr war, war ein beunruhigender Gedanke. Barnabas drückte auf den Knopf an der Ampel und ich zappelte nervös auf der Stelle herum. Am liebsten hätte ich ihn gebeten, uns auf die andere Seite zu fliegen, aber das wäre ziemlich schwierig zu erklären gewesen. Außerdem hatten wir Zeit. Wenn Tammy und Johnny nicht im Gebäude waren, hatten wir Zeit. Vielleicht würde sie mir ja jetzt zuhören. Wenn Johnny nicht starb, musste sie doch nicht mehr am Leben verzweifeln, oder?
Ich umfasste mein Amulett und versuchte, mich genügend zu entspannen, um Nakita zu
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