Boese Maedchen sterben nicht
wurde dann von dem Wagen dahinter noch einen Meter weiter nach vorn geschoben, bis es mich beinahe erwischte. Ich spürte, wie Barnabas mich beim Ellbogen packte und zur Seite zerrte, um einem weiteren Auto auszuweichen.
Madison, geh da nicht rein!, schrie Nakita in meinem Kopf.
Trotz meiner Angst überlegte ich kurz, ob ich wohl ein brennendes Gebäude betreten könnte, ohne Schaden zu nehmen. Schließlich war ich ja schon tot. Ich musste nicht atmen. Sie ist nicht da drin, aber hier sind Schwarzflügel. Nakita, ich brauche deine Hilfe!
Ich sah nach oben, während Barnabas am Straßenrand wartete, bis ich ebenfalls den Bordstein erreicht hatte. Nakita sah die Schwarzflügel durch meine Augen und eine eisige Welle von Panik durchströmte uns beide bei der Erinnerung daran, lebendigen Leibes von ihnen gefressen zu werden. Ich umklammerte mein Amulett fester. Solange ich es trug, konnten die Schwarzflügel mich nicht sehen. Ich war vor ihnen sicher. Sicher, verdammt noch mal! Aber direkt unter ihnen herumzulaufen war echt unangenehm.
Bin schon unterwegs!, rief Nakita und die Vision verschwand.
Ich holte tief Luft, als ich aus meiner Beinahe-Trance erwachte. Barnabas hielt mich beim Ellbogen. Ich drehte mich zu dem Lärm hinter uns um und spürte, wie ich erbleichte. Die Autos standen kreuz und quer. Zum Glück waren die Rettungssanitäter ja schon hier. »Danke, Barnabas«, flüsterte ich, denn ich wusste, dass er es gewesen war, der mich dort heil hindurchgeschleust hatte. »Nakita war bei Josh . Sie ist auf dem Weg zu uns. Ich lasse nicht zu, dass ein schwarzer Todesengel Tammy tötet. Auf keinen Fall!«
»Und ich lasse nicht zu, dass einer von den weißen ihr einen Schutzengel verpasst«, erwiderte Barnabas und ließ mich los. »Diesmal nicht. Ich habe damals Sarah gerettet. Vielleicht muss ich mich einfach noch ein bisschen mehr anstrengen. So wie du.«
Die Wucht seiner Worte haute mich fast um. Ich drehte mich zu ihm um und sah überrascht sein trotzig vorgeschobenes Kinn. Er hatte mich immer unterstützt, aber noch nie hatte ich ihn dermaßen entschlossen erlebt. Es musste die Erinnerung an Sarah sein, die das bewirkt hatte. »Danke«, flüsterte ich und er wandte sich ab, seine Miene wirkte verlegen.
Meine Aufmerksamkeit wanderte über seine Schulter hinweg zu einem schwachen Glühen in der Traube von verängstigten Menschen, die sich auf den Parkplätzen des Mehrfamilienhauses zusammengefunden hatte. Für einen Moment sah ich ein Amulett aufblitzen, bevor es wieder hinter Schwaden von erstickendem Schwarz verschwand.
»Guck mal, Nakita ist da!«, rief ich und meine Augen brannten, als ich schon loslaufen wollte. Doch Barnabas riss mich zurück.
»Das ist nicht Nakita«, sagte er erschrocken. »Das ist ein schwarzer Todesengel.«
Mein Blick huschte zurück zu der Menschenmenge, doch ich konnte nichts erkennen. Dann wandte ich mich wieder Barnabas zu. »Mist«, murmelte ich und spürte meine Knie schlackern. »Das gibt Ärger. Guck mal, da ist auch ein weißer Todesengel. Was zum Henker ist denn hier nur los? Die Seraphim wissen doch, dass ich hier bin! Warum mischen sie sich ein?«
Doch der Grund war offensichtlich. Ich hatte alles vermasselt, indem ich Tammy das Leben gerettet hatte.
Barnabas beobachtete mit aufeinandergepressten Lippen den schönen weißen Todesengel, der, die Hände in die Hüften gestemmt, vor dem Gebäude stand und nachdenklich in die Flammen starrte. Er schien noch nicht zu wissen, wen er hier retten sollte. »Das ist Arariel«, bemerkte Barnabas knapp. »Sie ist ziemlich gut. Sieht schlecht aus für uns. Sie hat immer eine Handvoll Schutzengel dabei. Und der schwarze Engel… den kenne ich auch. Sein Name ist Demus.«
Alles schien außer Kontrolle zu geraten. Wie es aussah, hatte bisher keiner der beiden Todesengel Tammy ausfindig machen können, aber genauso wie wir sie über ihre Aura identifiziert hatten, konnte es auch Arariel, wenn Ron einen Zeitsprung gemacht und seinem weißen Engel eine Beschreibung der Aura gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte, den Seraphim sei Dank, auch der schwarze Engel inzwischen eine Beschreibung von ihr. Und genau das machte mich stinksauer. Die Seraphim hatten meinen Versuch offenbar schon abgeschrieben, ohne mir überhaupt eine reale Chance zu geben. Ich riss mir hier den Allerwertesten auf, um das Ganze wieder in Ordnung zu bringen! Da konnten sie doch jetzt nicht einfach einen schwarzen Engel ins Rennen schicken. Zumindest jetzt noch
Weitere Kostenlose Bücher