Boese Maedchen sterben nicht
hoffte, dass er sich neben mich setzen würde. »Ich will, dass du bei mir bist, während ich es mache«, sagte ich und mein Fuß wippte nervös unter dem Tisch. »Aber du und ich nach Mitternacht allein in meinem Zimmer - das sollten wir lieber sein lassen. Mein Dad würde ausrasten. Und das Dach scheidet auch aus. Vielleicht treibt sich Ron immer noch da draußen rum.«
»Na gut, aber wir könnten doch trotzdem woanders hingehen«, entgegnete er, die Arme vor der Brust verschränkt, während er aus dem Fenster auf die dunkle Straße hinausspähte.
»Barnabas kommt in einer Stunde«, widersprach ich ungeduldig. »Und um diese Zeit hat nichts mehr auf. Das wird schon gehen, Josh. Das letzte Mal, als ich meinen Körper gefunden hab, war ich auf einem Polizeirevier. Außerdem, was soll denn schon passieren? Ich schlüpfe kurz in meinen Körper und fertig!«
Er verzog das Gesicht und ich streckte die Hand nach ihm aus und wackelte mit den Fingern. »Ein Küsschen fürs Glück?«, fragte ich und fühlte, wie mir warm wurde. Ich konnte es kaum erwarten, endlich meinen echten Körper zurückzubekommen. Alles, was ich in Bezug auf Josh fühlte, wurde durch mein Amulett gefiltert, und ich wollte einfach wieder ich selbst sein.
Josh lachte in sich hinein und löste seine verschränkten Arme, als er die paar Schritte auf mich zukam, die uns voneinander trennten. »Ein Küsschen fürs Glück«, wiederholte er, als er mit einer Hand nach meiner griff und die andere flach auf den Tisch zwischen uns legte. Mit einem letzten Blick in den leeren Flur, als könnte jeden Moment mein Dad in der Tür erscheinen, beugte er sich über den Tisch, neigte den Kopf und dann lagen seine Lippen auf meinen.
Ich atmete ihn ein und stellte mir vor, ich könnte seine Aura durch meine gleiten fühlen. Mit geschlossenen Augen beugte ich mich ihm noch ein Stückchen entgegen, und als wir uns intensiver küssten, vollführte die Erinnerung an mein Herz einen Hüpfer. Ich will wieder lebendig sein , dachte ich, drückte kurz seine Hand und ließ sie dann los.
Er öffnete die Augen, als wir uns voneinander lösten, und sein Blick huschte sofort wieder zum Flur, bevor er mich ansah. »Wenn du ganz sicher bist?«, murmelte er fragend, nahm sich den Stuhl, von dem aus er die Tür zum Flur am besten im Blick hatte, und setzte sich hin.
Mein Herz klopfte noch immer und ich zuckte mit den Schultern und leckte mir über die Lippen, als könnte ich so die Erinnerung an ihn dort versiegeln. »Sag mir Bescheid, falls er runterkommt, ja?«
Josh legte die Arme flach auf den Tisch und seine Hände zitterten. »Okay.«
Mann, hoffentlich funktioniert das. Ich hatte so ein Gefühl, als liefe mir die Zeit weg. Mit einem letzten Lächeln zu Josh schloss ich die Augen und versuchte, mich zu entspannen. Ich spürte, wie er meine Hand nahm, und drückte leicht seine Finger. Es fiel mir leicht, das Bild der Gegenwart vor meinem inneren Auge aufzurufen, mit all den eng miteinander verstrickten Lebensfäden, die davon ausgingen. Ich konnte Josh s blauen Faden sehen, der sich fest um meinen wickelte. Barnabas und Nakita schienen mir in Gedanken nahe zu sein, wenn auch nicht körperlich. Ich richtete mein Bewusstsein etwas weiter nach oben aus und fand schließlich die Linien meiner Gedanken, die zu meinem Amulett liefen und mich in die Zukunft zogen. Und dazwischen sah ich das blau-gelbe Glühen meines Körpers, der dort in einer Zeitfalte steckte und auf mich wartete.
»Ich schaffe das«, flüsterte ich und tauchte tief in diesen Zwischenraum hinein.
Meine Seele gab einen Seufzer von sich, als sie in meinen Körper glitt wie ein Fuß in einen perfekt passenden Schuh. Die Erinnerung an das Gefühl von Joshs Lippen auf meinen wich einem salzigen Geschmack. Das Summen des Kühlschranks verschwand und wurde zu Meeresrauschen. Ich keuchte auf, als ein heftiger Ruck durch meine Eingeweide fuhr.
Josh schrie auf, aber seine Stimme klang dünn und unwirklich. Und mit derselben geistigen Entspannung, mit der ich auch die Zeitlinien losgelassen und die Zeit zum Weiterlaufen gebracht hatte, ließ ich mein Bewusstsein nur einen winzigen Augenblick in der Zeit zurückgleiten. Das hatte ich beim letzten Mal nicht gemacht und ich spürte sofort die Wirkung. Mit einem kleinen Ploppen fügte sich mein Körper wieder in den Lauf des Universums ein. Da war ich nun und es gab kein Zurück mehr.
Mein Herz hämmerte und ein begeistertes Kribbeln durchströmte mich, als ich mich in einem
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