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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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klopfte in meiner Brust und ich atmete ein und aus. Ich war lebendig und es war ein tolles Gefühl - auch wenn mein Nacken sich verdächtig nach Schleudertrauma anfühlte.
    Mein Lächeln erstarb und ich ließ den Kopf hängen. Irgendwo auf der anderen Seite der Erde saß Nakita und ging davon aus, dass ich meinen Job aufgeben und sie alleinlassen würde. Manche Leute würden vielleicht sagen, dass es dumm von ihr gewesen war, sich so sehr an eine einzige Person zu klammern. Aber Nakita war nun mal ein Engel, und zwar einer der besten, die der Himmel zu bieten hatte. Für ein Geschöpf, das schon seit Anbeginn der Zeit existierte, stellte die Einsicht, was Angst ist, die ganze Welt auf den Kopf. Ihr Verstand war nicht darauf ausgelegt, dieses Konzept zu begreifen, und ihre einzige Hoffnung, das alles eines Tages zu verstehen, war ich. Mich als ihre Freundin zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Boss lag komplett daneben. Und auch Mentorin passte nicht so recht. Alles, was ich wusste, war, dass zwischen uns eine besondere Verbindung bestand, die ich nicht einfach kappen konnte, nur um ein leichteres Leben zu haben.
    Ich griff nach meinem Amulett, schloss die Augen und stellte mir Nakitas Aura vor. Dann veränderte ich meine eigene Aura so, dass meine Gedanken zu Nakita hinausschlüpfen konnten. Ich konzentrierte mich auf ihr Bild vor meinem geistigen Auge und rief nach ihr.
    Nakita, dachte ich und spürte, wie der Gedanke sich von mir löste. Dann passte ich ihn, sorgfältig und präzise, an ihre Aura an, kurz bevor er das Ende der Atmosphäre erreichte und davon abprallte. Nakita würde mich hören, selbst wenn sie sich auf der anderen Seite der Erde befand.
    Doch mein Bewusstsein blieb leer.
    Ich runzelte die Stirn und griff mein Amulett fester. Nakita!, dachte ich lauter und gab mir diesmal noch mehr Mühe, als ich die Botschaft auf ihre Aura Zuschnitt. Wieder prallte sie von der Atmosphäre ab, raste zurück zur Erde … und verschwand einfach.
    Besorgt öffnete ich die Augen. Das sah nach Schwierigkeiten aus. Irgendwann würden sie wohl hoffentlich mit Josh sprechen und sich zusammenreimen können, was passiert war. Und da ich Barnabas erzählt hatte, dass ich meinen Körper auf meiner Insel gefunden hatte, wurden sie bestimmt auch hier nach mir suchen. Wie lange das dauern würde, war allerdings eine andere Frage. Und daran, was in der Zwischenzeit alles mit Tammy passieren könnte, wollte ich lieber gar nicht denken.
    Barnabas!, rief ich und passte den Gedanken so an seine Aura an, dass er durch seine Aura hindurch direkt in sein Bewusstsein flutschen konnte. Ihn zu erreichen war mir immer am leichtesten gefallen.
    »Ach, verdammt«, flüsterte ich, als ich von ihm die gleiche Antwort - nämlich keine - bekam. Was zum Teufel war denn hier bloß los? Möglicherweise hatte ich, als ich zurück in meinen Körper geschlüpft war, aus Versehen meine eigene Aura verändert, auch wenn sie für mich genauso aussah wie vorher. Vielleicht hörten die beiden mich sogar und konnten einfach nur nicht antworten. Aber das glaubte ich nicht so recht. Es fühlte sich eher so an, als würden meine Gedanken gar nicht erst bei ihnen ankommen.
    Ich wirbelte herum und starrte auf den zerbrochenen Tisch. Mein Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Vielleicht hatten die Seraphim meine Verbindung zu ihnen gekappt. Sie erledigten die Arbeit des schwarzen Zeitwächters nun schon seit Monaten selbst. Was, wenn sie gesehen hatten, wie ich mir meinen Körper zurückholte? Wenn sie mich einfach komplett aus der Gleichung getilgt und hier allein gelassen hatten, bevor ich ihnen auch nur sagen konnte, was mein Wille war?
    Meine Hand um mein Amulett krampfte sich zusammen und ich untersuchte es bis auf den Grund. Es sah genauso aus wie immer. Voller Angst stand ich auf, mit dem Rücken zum Abhang und dem Wind im Haar, als ich mir die Zeitlinien vor Augen rief. Auch hier hatte sich nichts verändert und ich seufzte erleichtert auf. Wenigstens mein Amulett schien einwandfrei zu funktionieren.
    »Es war mal ein Mädchen gestorben«, sang Grace und ich riss die Augen auf und wirbelte zu ihrer Stimme herum. »Das machte sich furchtbare Sorgen. Den Körper sie suchte - ach, wie sie fluchte - und am Ende war alles verdorben.«
    »Grace!«, rief ich. Sie war über dem Rauschen der Wellen kaum zu hören, und obwohl ich angestrengt die Augen zusammenkniff, konnte ich sie in der grellen Sonne noch immer nicht sehen. »Ich bin ja so froh, dass du da

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