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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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konnte, und er würde zumindest versuchen, mich zu verstehen.
    »Nein, alles verpasst du nicht«, sagte er, und bevor ich wusste, wie mir geschah, beugte er sich vor und gab mir einen Kuss.
    Ein Funke glimmte in mir auf. Ich griff seine Hände fester und drehte meinen Kopf so, dass unsere Lippen sich ganz trafen. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich ein winziges Stück nach vorne, denn der Abstand zwischen uns kam mir auf einmal viel zu groß vor. Ein elektrisches Summen durchströmte mich bis in die Zehen und ich zog ihn dichter an mich.
    Es war ziemlich unbequem, wie wir so verrenkt dasaßen, aber ich fühlte zum ersten Mal an diesem Tag etwas anderes als Chaos und Verzweiflung. Ich wollte nicht, dass der Kuss endete, aber Josh löste sich vorsichtig von mir. Die Erinnerung an mein Herz hüpfte einmal auf und ab und ich öffnete die Augen. Ich war irgendwie außer Atem, obwohl ich wusste, dass das nicht sein konnte. Josh lächelte und sein Blick fing meinen auf und hielt ihn fest. Wärme breitete sich in mir aus.
    »Du willst doch deinen Körper wiederhaben, oder?«, fragte er, als hätte er nicht gerade selbst jede Faser von mir zum Leben erweckt. Als ich nickte, fügte er hinzu: »Dann geh und hol ihn dir!«
    Ich ließ ihn los und sah ihn besorgt an. »Soll das heißen, du findest, dass ich mein Amulett aufgeben soll?«, fragte ich und spürte eine Alarmglocke in meinem Kopf losschrillen. »Mich einfach umdrehen und den Job als schwarze Zeitwächterin an den Nagel hängen?«
    »Nein, natürlich nicht.« Er rutschte auf seinem Stuhl zurück und unsere Knie lösten sich voneinander. »Aber Ron hat schließlich auch noch einen Körper, oder? Er ist lebendig und trotzdem der weiße Zeitwächter. Also, wo ist das Problem? Du willst deinen Körper zurück.
    Dann hol ihn dir doch einfach. Lebendig zu sein heißt doch nicht, dass du gleich alles hinschmeißen musst, oder?«
    »Nein«, sagte ich zögernd und dachte an meine Unterhaltung mit dem Seraphen auf der griechischen Insel zurück, an den Tag, als ich den Job angetreten hatte. Ich hatte ihn gefragt, ob ich das Amulett noch so lange behalten könne, bis ich meinen Körper wiederhatte. Der Seraph hatte gesagt, ja, wenn das mein Wille sei. Und wenn mein Wille nun war, beides zu behalten, würde das denn keinen Unterschied machen?
    Josh beugte sich wieder zu mir vor und ich war überrascht, als er mich noch mal küsste, ganz leicht, fast spielerisch, während er seine Finger mit meinen verschränkte. »Geh und hol ihn dir einfach. Der Rest regelt sich schon von selbst.«
    Ich blickte in Richtung Flur und dachte an meinen Dad. »Jetzt gleich?«
    Josh stand auf und grinste, als er sah, wie ich zögerte. »Warum denn nicht? Ich an deiner Stelle hätte Barnabas warten lassen und mir meinen Körper schon beim ersten Mal zurückgeholt. Die sind unsterblich, Madison. Was haben die schon für eine Ahnung? Und jetzt geh und hol ihn dir und ich mache dir inzwischen ein Sandwich. Dann können wir essen und total normal sein. Und wenn wir mit dem Normalsein fertig sind, rufen wir Barnabas und ihr könnt weiter die Welt retten. Echt, Madison, auch Superhelden fuhren ein ganz normales Leben.«
    Das war genau das, was ich hatte hören wollen und woran ich den ganzen Tag gedacht hatte, und jetzt saß ich hier am Tisch und konnte mein nicht vorhandenes Herz nicht daran hindern, wie wild vor sich hin zu hämmern. Bei Josh hörte sich das alles so einfach an. Ich wollte es wirklich. Mir darüber den Kopf zu zerbrechen, was alle anderen davon halten mochten, wenn ich mir meinen Körper zurückholte, war doch Unsinn. »Okay, ich mach’s«, sagte ich und sein Lächeln wurde noch breiter.
    »Gut so.« Er gab mir einen Klaps auf die Schulter. Das war natürlich lange nicht so toll wie ein Kuss, aber ich erwiderte sein Lächeln. Ausnahmsweise hatte ich mal das Gefühl, etwas richtig zu machen. Zur Hölle mit dem Himmel, wenn die da oben nichts von meinen Ideen wissen wollten, würde ich ihnen eben mein Amulett zurückgeben und dann würden sie schon sehen, was sie davon hatten.
    Ein aufgeregtes Kribbeln, fast so stark wie bei unserem Kuss, durchfuhr mich bis in die Zehenspitzen. Ich setzte mich aufrecht hin und rückte meinen Stuhl ordentlich an den Tisch, sodass ich mit dem Rücken zum Flur saß.
    Josh gab einen überraschten Laut von sich. »Hier? Was ist, wenn dein Dad reinkommt?«
    Er war neben der Kaffeemaschine stehen geblieben und sah mich besorgt an. Ich streckte die Hand aus und

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