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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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hat er jetzt vor?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich über den geöffneten Geschirrspüler zwischen uns hinweg. »Wenigstens hat er zugegeben, dass er nicht mehr glaubt, dass ich sie umbringen will.« Nein, er glaubt einfach nur, dass ich bescheuert bin. »Zum Glück konnte ich den schwarzen Engel aufhalten, den die Seraphim geschickt hatten. Sein Name ist Demus. Er hat unglaublich rote Haare«, sagte ich und starrte ins Leere, als ich daran dachte, wie gut er ausgesehen hatte.
    »Und, fandest du ihn nett?«
    Josh s Stimme war einen Tick höher als sonst und ich riss mich aus meinen Träumereien und konzentrierte mich wieder auf ihn. »Er ist ein Engel«, beschwichtigte ich ihn schnell und unterdrückte ein Lächeln, als mir bewusst wurde, dass er eifersüchtig war. »Du machst dir doch wohl keine Sorgen, oder?«
    »Wegen eines Engels? Quatsch«, erwiderte er, aber die abgehackten Bewegungen, mit denen er die Müslischalen stapelte, verrieten ihn.
    »Josh …«, versuchte ich, ihn zu beschwichtigen, denn ich befürchtete, dass er sich plötzlich fehl am Platz fühlen und gehen könnte. »Engel sehen zwar gut aus, aber sie sind auch ziemlich anstrengend, weißt du?«
    »Ja, aber sie können fliegen.«
    »Also, jetzt hör aber auf«, sagte ich und boxte ihn neckend an die Schulter, bevor ich mich wieder über den Geschirrspüler beugte, um das Besteck herauszuräumen. »Ich mag dich, okay? Und keine himmlischen Serienkiller.«
    »Na ja, wenn du es so sagst…«, murmelte er lächelnd. Mich überkam plötzlich ein mulmiges Gefühl und ich drehte mich weg. Ein himmlischer Serienkiiler - und ich war sein Boss! Wenn Josh da länger drüber nachdachte, wäre er wahrscheinlich die längste Zeit mein Freund gewesen und ich als noch größerer Freak verschrien als sowieso schon. Heilige Suppenschüssel, war das alles ein Mist!
    Beide Hände voller Besteck zog ich mit meinem kleinen Finger die Schublade auf. Dieser Abend war wirklich eine Katastrophe gewesen. Mein Boot sank schneller, als ich die Lecks stopfen konnte, und das Wasser stand mir schon bis zum Hals. Frustriert hörte ich auf, Gabeln von Löffeln zu trennen, sondern warf einfach alles auf einmal in die Schublade und machte sie zu. Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte ich mich an die Arbeitsplatte und starrte an die Wand.
    »Du schaffst das schon. Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Josh sanft.
    Ich setzte mich an den Küchentisch und stützte wie betäubt den Kopf in die Hände. Ich wollte das alles nicht mehr. All die Lügen, die Heimlichtuerei. Ich versuchte, etwas zu ändern, das außer mir offenbar niemand ändern wollte - niemand schien auch nur zu begreifen, was am Sensen schlecht war. Außer Barnabas. Barnabas glaubte daran, dass ich es schaffen konnte.
    Ich ließ den Kopf hängen und atmete aus, fühlte, wie alle Luft aus meiner Lunge strömte. Ich musste nicht wieder einatmen und das machte mich wütend. Ich wollte normal sein, verdammt noch mal! Welcher Typ wollte denn schon eine Superheldin zur Freundin, die nicht selbst mal gerettet werden musste? Jeder hatte schließlich seinen Stolz. Außerdem glaubten die Seraphim nicht an mich. Tammy hasste mich. Nakita war sauer. Meine Augen fühlten sich plötzlich warm an und ich war kein bisschen überrascht, als mir eine Träne über die Wange rann und hinuntertropfte. Wie jetzt? Ich muss nicht mehr atmen, aber heulen kann ich immer noch! Wie ungerecht ist das denn schon wieder ?
    »Madison?«
    Als Josh mich zögerlich an der Schulter berührte, fühlte ich mich nur noch niedergeschlagener und ich schniefte, ohne zu ihm aufzusehen.
    »Tut mir leid«, schluchzte ich, setzte mich gerade hin und wischte mir die Tränen ab. »Ich weine gar nicht«, erklärte ich, wie um mich selbst davon zu überzeugen, denn ihn überzeugte ich damit ganz sicher nicht. »Es ist nur … im Moment geht einfach alles schief.«
    Josh lächelte sanft und setzte sich neben mich. »Das wird schon wieder«, sagte er und nahm meine Hand.
    »Aber darum weine ich gar nicht!«, widersprach ich und ließ den Kopf hängen. Die Tränen strömten mir jetzt hemmungslos über die Wangen, egal, wie sehr ich sie zu unterdrücken versuchte. »Ich meine, Tammy ist mir zwar wichtig, aber …«
    Ich konnte es einfach nicht sagen. Es klang so lächerlich neben der Möglichkeit, dass Tammy von einem schwarzen Todesengel gesenst würde. Von einem meiner schwarzen Todesengel.
    »Was denn?«, fragte Josh und ich blickte auf meine Hand, die in seiner lag.

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