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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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hastete dem Dämon und den beiden Engeln nach.
    »Stu! Was ist los?«, wollte Chester wissen, der sich an meine Fersen geheftet hatte.
    »Die Engel sind jetzt machtlos!«, sagte ich. »Fon Pyre wird sie umbringen.«
    »Na und?«, meinte Chester. »Genau das wolltest du doch, oder?«
    »Das war einmal«, antwortete ich. »Und ich kann mich übrigens noch gut daran erinnern, wie du versucht hast, mich davon abzubringen.«
    »Das war nur, weil … Ich meine, ich habe nicht … Das war was ganz anderes.«
    »Nein«, entgegnete ich, »war es nicht.«
    Kaum hatten wir den Wald betreten, entdeckten wir die beiden Engel. Fon Pyre hatte sie an einen Baum gefesselt und stand mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck daneben.
    »Und ich dachte schon, du würdest den beiden das Licht auspusten«, sagte ich.
    »Du hast befohlen, dass ich niemandem weh tun darf, schon vergessen?«, gab der Dämon zurück. »Daran halte ich mich. Egal, wie schwer es mir fällt.«
    »Nicht schlecht, Fon Pyre«, meinte ich und bewunderte sein Werk. Die Kleider der Engel hingen in Fetzen herab. Die längeren Stücke hatte der Dämon dazu benutzt, um die beiden festzubinden.
    »Es ist vorbei!«, rief Chester. »Wir haben gewonnen!« Im selben Moment packte er mich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, den ich nur zu gern erwiderte. Das hatte ich mir verdient. Das hatten wir uns beide verdient.
    »Widerlich!«, sagte Reverend Feltless.
    »Wenigstens spielen sie nicht an sich selbst herum«, fügte Mr. Brightly hinzu.
    »Ah, Jungs?«, schaltete sich Fon Pyre ein. »Ihr solltet lieber aufhören. Es ist nämlich noch nicht vorbei.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich, ehe ich sah, wovon er sprach.
    Die Zuschauer strömten in Richtung Wald. Einige von ihnen trugen Fackeln mit sich, obwohl es helllichter Tag war. Andere waren mit Stöcken bewaffnet, und ein paar wenige – wie Officer Harpur – hatten Waffen dabei. Genau wie damals vor Father Reedys Haus.
    »Was geht hier vor sich?«, fragte Chester atemlos. »Wir haben die Engel doch besiegt. Sie sind machtlos! Wie können die Leute denn noch immer …«
    »Sie werden nicht von den Engeln gelenkt«, antwortete ich. »Sie kommen nicht unseretwegen. Sondern wegen der Engel.«

 
     
     
     
     
     

     
     
    »Scheiße«, entfuhr es mir, während ich zusah, wie die Menge immer näher kam. »Am besten, du versteckst dich, Fon Pyre. Aber bleib in der Nähe.«
    »Aye, aye«, antwortete der Dämon und verschwand.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Chester nervös, den Blick auf die beiden Engel gerichtet.
    »Lasst uns frei«, schlug Reverend Feltless vor.
    »Habt Erbarmen«, sagte Mr. Brightly. »Ihr dürft nicht zulassen, dass sie uns töten. Bitte!«
    Erneut schaute ich zu dem Mob herüber, der sich zu gleichen Teilen aus Stadtbewohnern und Gästen aus Wernsbridge zusammensetzte. Die, die keine Waffen hatten, lasen Steine auf. Höchstens eine Minute noch, dann wäre die Meute bei uns. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was dann geschehen würde.
    »Wir müssen sie freilassen«, entschied ich. »Fon Pyre, schneide ihre Fesseln durch.«
    »Geht leider nicht«, ertönte die Stimme des Dämons irgendwo über unseren Köpfen.
    »Wie bitte?«, fragte ich und sah hinauf in das Gewirr aus Ästen.
    »Ich darf es nicht«, erklärte Fon Pyre. »Der Dämonen-Kodex. Ich bin dazu verpflichtet, dich zu beschützen – und nur dich.«
    »Fon Pyre«, sagte ich, »hiermit befehle ich dir …«
    »Angenommen, sie kommen frei«, fiel der Dämon mir ins Wort. »Auf wen wird sich die Wut des Mobs dann wohl richten? Genau. Auf dich. Das muss ich verhindern.«
    »Aber sie werden die Engel umbringen!«
    »Ich weiß. Kann es kaum abwarten.«
    Wieder sah ich zur aufgebrachten Menge hinüber. Die Farmsons führten den Mob an, während dicht hinter ihnen meine Jugendgruppe folgte. Sogar Jane hatte sich ihnen angeschlossen. Mr. Phillips, der Leiter der Jugendgruppe aus Wernsbridge, lief mit seinen Schützlingen neben ihnen her. Die Tatsache, dass auch Officer Harpur eine Fackel trug, ließ klar erkennen, dass es hier nicht um Recht und Ordnung ging.
    »Irgendwelche Vorschläge?«, fragte ich Chester.
    »Beten?«, antwortete er und faltete die Hände.
    »Ich meinte praktische Vorschläge«, sagte ich.
    »Versuch es doch mal«, erwiderte Chester. »Was hast du schon zu verlieren?«
    Ich dachte kurz über seine Worte nach und kam zu dem Schluss, dass er recht hatte. Also schloss ich die Augen, konzentrierte mich und

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