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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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es eine Menge Festnahmen gegeben, und sie haben zwölf junge Burschen zu uns gebracht. Ich komme mir vor wie ein alter Mann, ein alter Profi unter diesen großen Grasdealern (ha). Die sind noch ganz grün hinter den Ohren. Jetzt muss ich sie nur noch davon überzeugen, dass Drogen etwas für Loser sind. ...«
    Helen schrieb am 5. Januar: »Mrs. Jean S. vom Sozialamt war eben bei mir, weil Donna in ihrem letzten Brief von einer Ohnmacht geschrieben hat. Mrs. S. versicherte mir, Donna sei gesund, aber von einer Grippe geschwächt. Außerdem sei sie niedergeschlagen und weine oft. Wahrscheinlich war sie ebenso enttäuscht wie wir, dass die Familie nicht gemeinsam Weihnachten feiern konnte. Ich werde ihr einen Brief schreiben und sie trösten. ...«
    Ich schrieb zurück: »Ich schicke den Kindern ebenfalls einen Brief. Lies ihn zuerst, und wenn er dir nicht gefällt, dann sag’s mir. Was unsere Entlassung betrifft, bin ich vage geblieben. Wenn es nicht klappen sollte, trete ich jemanden in den Hintern, und wenn sie in Washington weiter trödeln, suche ich mein Glück auf der Straße. Ich lasse es nicht zu, dass meine Kinder leiden. ...«
    In dieser Nacht haute die Grippe mich um. Während ich mit Fieber und Schweißausbrüchen flachlag, kam der Hilfssheriff herein. »Kommen Sie mit, George. Lassen Sie alles hier. Wir kümmern uns darum.«
    Als wir uns dem Zellblock der Frauen näherten, flüsterte er mir zu: »Ihre Frau weiß nicht, dass wir kommen.« Dann rief er laut: »He, Helen, wollen Sie ein wenig Gesellschaft?«
    »Gesellschaft? Klar. Ja doch«, schrie sie und richtete sich jäh auf.
    »Wenn wir George erlauben, Sie zu besuchen, würden Sie dann vielleicht seinen Bart ein wenig trimmen?«, fragte der Beamte. »Und könnten Sie ihn ein bisschen säubern?«

Kapitel 31
Eine wiedergeborene Familie
    U ngefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang traf Marshal Arthur Van Court mit seinem Stellvertreter Cobb Vaughn ein. Mein Bart und mein langes Haar lagen im Mülleimer, unsere Habseligkeiten hatte man in Papiersäcke gestopft. Als wir den Wärtern Lebewohl sagten, erkundigten sie sich, ob ich meine Augentropfen mitgenommen hatte. Dann verabschiedeten sie uns wie Familienmitglieder und wünschten uns alles Gute.
    Geschwächt von dem kurzen Fußmarsch zu einem wartenden Lincoln Continental, brach ich auf dem Rücksitz in Helens Schoß zusammen. Die Marshals sahen aus wie wohlhabende Hirschjäger in Schafspelz und Wolle. Ihre schweren Waffen verbargen sie unter Decken auf dem vorderen Sitz. Van Court war freundlich, aber sachlich. Mal plauderte er mit uns, mal unterhielt er sich über Funk mit den Begleitfahrzeugen, die das Sheriffbüro des Bezirks Mendocino geschickt hatte.
    Obwohl ich ein körperliches Wrack war, blieben die Polizisten wachsam. Vaughn saß seitwärts im Wagen, suchte die Straße und die Seitenstraßen ab und behielt mich im Auge.
    Als mein Fieber zu steigen schien, funkte Van Court einen Arzt an, der ihm Tipps zur Behandlung einer Virusinfektion gab. An der Bezirksgrenze entließ der Marshal die Eskorte der Sheriffs, machte ein paar Ausweichmanöver, um zu prüfen, ob wir verfolgt wurden, und nahm dann die neuen Begleiter in Empfang, zwei Autos mit jeweils zwei schwer bewaffneten Marshals. Auf Anordnung Van Courts fuhr ein Wagen voraus und der andere hinter uns.
    Auf der Fahrt, die den ganzen Tag dauerte, litt ich an Schüttelfrost. Helen unterhielt sich derweil mit dem Marshal. Er unterrichtete uns darüber, dass wir die Kinder an einem »sicheren Ort« in Empfang nehmen durften, ehe sie mit uns in eine feste Bleibe umziehen würden. Er half uns, neue Vor- und Zunamen auszusuchen, die wir uns gut merken konnten – ein Versprecher konnte dazu führen, dass unsere Tarnung aufflog. Von diesem Moment an wurden auch Polizisten nur dann über unsere wahre Identität informiert, wenn es notwendig war.
    In dieser Nacht fühlte ich mich so miserabel und müde, dass ich eine Steakmahlzeit in einem Restaurant an der Straße ablehnte. Danach bogen die Autos mit einer neuen Sheriff-Eskorte auf eine einspurige Bergstraße ein. Die Scheinwerfer erhellten die Konturen von Schneebänken und Baumstämmen vor dem sternklaren Himmel. Die Reifen schlitterten über eine schlechte Straße, vorbei an ein paar fröhlichen Hüttenlichtern, bis zu einem versteckten Haus in einem Kiefernwäldchen.
    Zu krank oder zu müde, um unsere Umgebung zu bewundern, schleppten Helen und ich uns ins Schlafzimmer. Mindestens drei Polizisten

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