Böser Engel
Diesmal sind sie zu weit gegangen. Sie fingen an, von dir zu sprechen, und ich lasse es nicht zu, dass ein Haufen Schweinehunde so dreckig und lüstern über meine Frau redet. Ich hatte Angst, aber irgendwann spielte die Angst keine Rolle mehr, und ich rastete aus. Diesmal wollte ich meine bloßen Hände benutzen. Die Wärter mussten mich mit Pfefferspray davon abhalten.
Sie antwortete: »Danke, dass du mich verteidigst, aber ich will nicht, dass du dich so darüber aufregst. Von Leutnant Friend weiß ich, dass es dir gut geht. Aber sie haben meine Zelle durchsucht, weil sie dachten, ich hätte Beruhigungstabletten versteckt und wir wollten gemeinsam Selbstmord begehen. Ich habe ihnen erklärt, dass ich an die Kinder denken muss. ...«
Am 29. Dezember schrieb ich: »KURZMELDUNG. Hab eben erfahren, dass Sonny und die anderen in der Mordanklage entlastet wurden. Nach diesem Schock nahm ich eine Beruhigungstablette. Wie haben sie das geschafft? Egal, das geht mich nichts mehr an. Aber vielleicht muss ich jetzt noch öfter aussagen. ...«
Sie antwortete: »Ich war auch wütend wegen Sonny. Sie sagen, er sei davongekommen, weil er zur Tatzeit zu Hause mit seiner Frau im Bett gelegen habe. Außerdem sei der wichtigste Zeuge gegen ihn ein Lügner gewesen. In den Sechs-Uhr-Nachrichten hieß es, er sitze immer noch wegen Drogendelikten in U-Haft und die Kaution sei auf 100 000 Dollar festgesetzt worden. Unerlaubter Waffenbesitz und Steuerhinterziehung kämen hinzu. Anfangs war ich wie du erleichtert, weil er nicht wegen Mordes verurteilt wurde. Aber dieses Gefühl verging, und ich wünschte, Gott verzeihe mir, sie hätten ihn verurteilt, wegen der Folgen, die das vielleicht für uns gehabt hätte. Immerhin gibt es da noch den Mann, der bald an Krebs stirbt [Pifer]. Du bist also nicht der einzige Zeuge.«
Dann lasen wir diesen Zeitungsartikel:
OAKLAND (AP). Ein Geschworenengericht beriet an drei Tagen insgesamt neuneinhalb Stunden lang, dann wurden am Freitag vier Mitglieder der Hells Angels freigesprochen. Sie waren beschuldigt worden, den mutmaßlichen texanischen Drogenhändler Servio W. Agero am 21. Mai ermordet und Brandstiftung begangen zu haben.
Sharon Gruhlke, die Freundin von Ralph » Sonny « Barger, dem Anführer der Hells Angels, stieß einen Freudenschrei aus, nachdem der Gerichtsdiener im Kammergericht des Bezirks Alameda das Urteil verlesen hatte.
Der Verteidiger James Crew kommentierte: » Wundervoll! « Seine Mandanten gaben zunächst keine Erklärung ab. Beobachter meinten, sie seien nach dem zwei Monate währenden Verfahren » erschöpft « .
Richter William J. Hayes dankte den sechs Männern und sechs Frauen der Geschworenenjury, die man zuvor in Klausur gehalten hatte, für ihr Engagement, dann drohte er ihnen mit einer Anklage wegen Missachtung des Gerichts, falls sie in der Öffentlichkeit oder mit den Medien über die Urteilsgründe reden sollten.
Die Geschworenen entschieden, dass Barger, 34, Sir Gay Walton, 28, Gary Popkin, 28, und Donald Duane Smith, 28, keinen Mord begangen hätten. Alle außer Smith waren auch wegen Brandstiftung angeklagt worden und wurden in diesem Punkt ebenfalls freigesprochen.
Agero wurde in einem brennenden Haus in Oakland erschossen aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft behauptete, Barger habe ihn erschossen und die drei anderen hätten ihm bei dem Mord geholfen.
Die Jury glaubte dem wichtigsten Zeugen der Anklage, Richard Ivaldi, nicht. Er hatte ausgesagt, Barger habe den schlafenden Agero mit einer »seltsamen Handfeuerwaffe, die wie eine Panzerfaust aussah«, erschossen, um einen Koffer mit Kokain im Wert von bis zu 100 000 Dollar zu rauben.
Am letzten Tag des Jahres 1972 schrieb ich: »Hier sind wieder alle verrückt. Die Typen in Block C überschwemmen das Haus und machen erneut Lärm. Die Wärter stellten eine Weile das Wasser ab. Jetzt läuft es wieder. Ein Kerl dort drüben nannte mich eine Ratte und riss Witze über mich. Aber ich achte nicht darauf. Es nützt nichts, zurückzuschreien. Ich bleibe ruhig und lasse den Wind wehen ...«
»Schatz«, schrieb sie am 3. Januar, »die Warterei ist gar nicht so schlimm, weil sie anscheinend herausfinden wollen, was in Washington los ist. Wenigstens erfahren wir auf diese Weise, wie unsere bürokratische Regierung arbeitet: LANGSAM. Wenn sie doch nur das rote Band zerreißen und daraus Konfetti machen und uns ein gutes neues Jahr wünschen würden.«
Später schrieb ich: »Hier ist es eng geworden. In Willits hat
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