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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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vermutlich ›seine letzte Bootsfahrt gemacht‹. ... Offenbar versucht jemand, mir einen Mord anzuhängen. Verdammt, ich hab niemanden umgebracht. ...«
    »Zur Hölle mit diesen Leuten«, schrieb sie zurück. »Du hast niemanden getötet. Wenn sie dir etwas anhängen wollen, dann ist das gelogen, und wir haben ja zwei gute Anwälte.«
    Am 12. Dezember schrieb ich morgens: »Ich war eben beim Augenarzt. Mit meinem gesunden Auge sehe ich besser als er, aber das andere sieht nicht gut aus. Ob es je besser wird, weiß ich noch nicht. Wenn nicht, bleibt mir nur ein gesundes Auge. Doch der Verlust eines Auges hat meinen Glauben gestärkt. Es war ein guter Tausch. ... Ich sehe den Schnee draußen. Hurra. Ich liebe dich, Baby. Gezeichnet: Augapfel.«
    Sie schrieb sofort zurück: »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Wir müssen uns an jede Chance klammern, und wenn sie noch so klein ist. Pater Roger hat mir eben erzählt, was in der Zeitung stand: ›Die Familie Wethern sollte Weihnachten gemeinsam feiern dürfen.‹«
    Einen Tag später schickte ich ihr ein Gedicht, das mein Freund und Mithäftling Ken geschrieben hatte:
    »Die Familie ... Ein neues Leben bedeutet leben und geben für sie. Sie haben sich selbst gefunden. Nimm alle schlechten Dinge und leg sie weg. Sie haben ein neues Leben an einem entfernten Ort angefangen, weil sie viel nachgedacht haben. Sie wissen jetzt, dass all die Tabletten und Pulver im Vergleich zu den Kindern nichts bedeuten. Ich habe stundenlang mit George gesprochen und einen Freund fürs Leben gefunden. Als er hierherkam, war er von Drogen umnebelt. Jetzt hat er das Leben und seinen Sinn gefunden. Sein Kummer ist dem Glauben gewichen. Seine Frau habe ich nie kennengelernt. Sie muss ein wundervoller Mensch sein, so sagt George. Sie hat ein gewinnendes Lächeln und sieht toll aus. Die Tage, die wir zusammen verbracht haben, waren eine Freude. Ich hoffe, euch in den nächsten Jahren zu sehen, wenn ihr ein Dummerchen wie mich ertragen könnt. Wir werden uns wieder begegnen. Habt Vertrauen und ein Lachen im Gesicht. Ken.«
    »Mensch, machte mein Herz einen Hüpfer«, schrieb ich am 22. Dezember. »Whitey, der privilegierte Häftling, sagte: › FBI.‹ Ich betete, dass sie wegen mir und dir hier waren, aber sie wollten zu einem Mexikaner. ... Später war ich beim Sheriff. Er wollte den Namen des Mädchens wissen, das auf der Ranch begraben worden war, damit er ein anständiges Begräbnis für sie ausrichten konnte. Aber ich wusste den Namen nicht.«
    »Frohe Weihnachten«, kritzelte ich am 25. »Wie geht es dir? Gestern Abend war eine Sängergruppe hier. Einem schüttelte ich die Hand. Sie sangen nicht besonders gut, aber es war besser als nichts. ... Jetzt ist es Abend. Ich werde dich nicht enttäuschen, das verspreche ich. Ich will, dass meine Frau mir vertraut, wie die Bibel sagt. Mir ist jetzt klar, dass ich in meinem Leben zwei Fehler begangen habe: Ich habe auf Zorro geschossen und versucht, mich umzubringen, wobei ich fast dich getötet hätte. Hätte ich dich getötet, wäre das, als würde ich mich jeden Tag selbst umbringen, bis zum Jahr 2001. ...«
    Um mich aufzuheitern, antwortete sie: »Du bist fantastisch. Ich liebe dich. Mach’s dir selbst, Dummchen (ha, ha). Tun wir das nicht alle? Deine Frau, dein größter Fan.«
    Am Tag nach Weihnachten schrieb ich ihr: »Heute Abend lassen sie mich vielleicht nicht raus, weil ein Typ hier ist, der mal Anwärter in Daly City war. Ich hab ihn zwei- oder dreimal gesehen. Aber keine Sorge, wenn er oder sein Partner mich umbringen wollen, dann sollen sie es probieren. ...«
    »Ich mach mir keine Sorgen«, antwortete sie. »Du kannst auf dich selbst aufpassen. Außerdem glaube ich nicht, dass jemand so was versucht. Du sitzt zwischen zwei Stühlen. Du hast die Wahrheit gesagt, nachdem jemand dich verpfiffen hat. Niemand kann von dir verlangen, dass du den Kopf für etwas hinhältst, was du nicht getan hast, schon gar nicht als Familienvater. ...«
    Trotzdem berichtete ich am nächsten Tag: »Ich hab’s fast vermasselt. Hab versucht, durch die Gitter zu greifen, weil ein Kerl mich bedroht hat. Sie piesackten mich und sagten ein paar Sachen, zum Beispiel, dass sie ein Bild von mir gesehen hätten, in dem ein Messer steckte. Und ein Typ erzählte meinem Freund Bob, er habe ein Bild von mir auf einem Motorrad gesehen, ganz zerfetzt. ...«
    »Geht es dir gut?«, begann mein nächster aufgeregter Brief. »Ich bin schon wieder explodiert, Mama.

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