Böser Engel
Typs an, trat zurück und sagte: »Jetzt.« Sonny landete einen makellosen Sonntagstreffer. Wieder war ein Kampf gewonnen, und wieder hatte die Welt die Botschaft erhalten: »Ein Angel hat immer recht.«
So kämpfte ich: schnell, sauber und siegreich. Warum sollte ich um Gnade winseln und mir eine blutige Nase holen, wenn ein überraschender Faustschlag und ein Dutzend Nachschläge einen Streit zu meinen Gunsten entscheiden konnten?
Ich hielt mich eher für einen Gefühlsmenschen als für einen Schläger, aber ich wurde leicht wütend. Wenn jemand mir den Vogel zeigte, weil ich an einer roten Ampel gehupt hatte, konnte er damit rechnen, vor der nächsten Ampel von der Straße gedrängt und aufgemischt zu werden. Und wer Helen anstarrte, durfte sich auf eine Tracht Prügel gefasst machen. Mein Temperament machte es Helen unmöglich, sich in der Öffentlichkeit jemals zu entspannen, aber es stärkte mein Ansehen im Club und verschaffte mir einen Platz bei den »Schwergewichten«, die in der vordersten Verteidigungslinie standen. Diese größten und streitlustigsten Brüder wogen im Durchschnitt über hundert Kilo und waren mehr als 1,80 Meter groß.
Wir brachen eine Menge Kneipenschlägereien vom Zaun. Vor allem mein großer, bebrillter Kumpel Waldo schlug alles kurz und klein, wenn er ein paar Bierchen gekippt hatte. Er machte jeden fertig. Das Tail End in San Leandro verwüsteten wir besonders gerne, weil die Kerle des Motorradclubs Paisano dort herumhingen. Wenn wir fertig waren, lagen überall zerbrochene Möbel und Flaschen und blutende Männer am Boden Wir fuhren unsere Runden, schlugen Krach und zogen eine Schau ab. Dabei behielten wir die örtliche Polizei immer im Blick.
An einem anderen Abend trafen wir unsere Kumpels aus Frisco, Vallejo und ein paar weiteren Chartern in Rodeo an der Bucht. Insgesamt waren es fünfzig Angels oder mehr, und wir wollten ein Hotel heimsuchen, in dem ein Autoclub namens The Slicks einen Tanz veranstaltete. Dessen Mitglieder hatten einige unserer Brüder aus Vallejo belästigt und uns herausgefordert.
Wir parkten unsere Motorräder einen Straßenblock entfernt an einer Tankstelle, damit uns niemand kommen hörte. Vor dem Hotel hielten uns einige Wachmänner auf, aber nicht lange. Wir schubsten sie einfach beiseite und strömten dann in die Lobby. Dort spielten wir Cowboy und Indianer. Es krachte und schepperte. Möbel und Menschen fielen übereinander. Dann walzten wir die Kartenabreißer vor der Tür zum Tanzsaal platt, warfen Männer über den Balkon, stießen Leute links und rechts zu Boden und verließen den Ort der Verwüstung. Einige unserer Frauen bewarfen die Slicks mit schweren Aschenbechern. Wir brauchten nur fünf Minuten, um sie aufzumischen (in fünf Minuten ist vieles möglich). Dann rief jemand: »Raus hier!« Und wir rannten. Immerhin waren 200 Mitglieder des Autoclubs im Saal, und die Überraschung war unser wichtigster Verbündeter.
Leider fuhren gerade einige Polizeiautos vor, als wir hinausliefen. Ein paar Mitglieder und Bräute wurden aufgegriffen und in Handschellen abgeführt, aber wir zerrten die Opfer so schnell wieder aus den Polizeiautos, wie die Cops sie hineinstoßen konnten. Auf einmal stolperten Frank Sadilek, der Präsident von Frisco, und Frisco Pete blutüberströmt aus dem Hotel. »Ihr Dreckskerle!«, schrien sie. »Ihr habt uns mit diesen Typen allein gelassen.« Als wir die meisten unserer Leute gerettet hatten, zogen wir uns zur Tankstelle zurück. Einige Frauen trugen immer noch Handschellen, und Filthy Phil schleppte einen gestohlenen Reifen mit.
Als wir mit dröhnenden Motoren davonpreschten, fuhr einer auf dem Hinterrad in die Tankstelle hinein. Mittlerweile trafen immer mehr Polizisten ein. In Zweier- und Dreiergruppen rasten wir aus der Stadt und nach Hause. An der Mautbrücke Carquinez Straits reihten wir uns hinter den Autos ein und gaben Vollgas, als wir den Brückenwächter erreichten. In dieser Nacht bezahlten wir keine Maut – wir donnerten einfach über die Brücke.
Auf der anderen Seite wartete schon die Highway Patrol mit jeweils drei Mann im Auto. Sie hefteten sich an unsere Seite oder fuhren dicht hinter uns, dann brüllten sie ins Megafon: »Fahren Sie rechts ran!« Einige versuchten, uns von der Straße abzudrängen, doch wir rasten einfach weiter und suchten nach Ausfahrten und Versteckmöglichkeiten. Ein paar Mitglieder wurden geschnappt, aber ich konnte entkommen. Am nächsten Tag stand alles in den
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