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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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manchmal wieder im Zweiten Weltkrieg kämpfte, konnte ebenso genial wie unberechenbar sein. Er sammelte Erinnerungsstücke und Waffen und arbeitete als Fließbandaufseher in einer Autofabrik.
»Johnny Angel« oder »Polliwog« Palamar, 1,70 Meter groß und 93 Kilo schwer, mit breiter, dunkler Nase, erinnerte uns an eine Kaulquappe. Er war ein Typ, der eine Kugel knapp an einem Barkeeper vorbeischoss, weil dieser das Sakrileg begangen hatte, ihn »Bruder« zu nennen. Johnny war Schweißer.
Elliott S. »Cisco« Valderama, 1,80 Meter groß und 63 Kilo leicht, war ein Motorradveteran, der bei den Misfits in Santa Rosa angefangen hatte.
Tommy, 1,75 Meter groß, war ein verwegener Biker, der Motorräder ebenso liebte wie Sonny und der seine Verschlossenheit bizarr überspielte. Er arbeitete als Dreher.
»Swede« fuhr ruhig und sprach verbindlich. Er wollte Vizepräsident werden.
»Gypsy«, eine Art Hinterwäldler mit Frau und zwei rotzfrechen Kindern, fuhr mit den Angels, um seinem häuslichen Elend zu entfliehen.
Elvis, ein drahtiger, 1,93 Meter großer Angel mit rotem Spitzbart, war aus Südkalifornien geflüchtet. Er war wie »Norton Bob« einer der wenigen Angels, die anstelle einer amerikanischen Harley einen » Engländer « fuhren, also ein englisches Motorrad (eine BSA).
Auch drei Brüder waren im Club: Ernie, ein rau aussehender K.o.-Künstler – ein Schlag genügte –, war früher Vizepräsident in einem Unternehmen gewesen. Amaro war einer meiner ehemaligen Schulkameraden und Danny ein alter Kumpel, den ich bei der Air Force getroffen hatte. George, ihr älterer Bruder, hatte den Club verlassen, um Dragster-Rennfahrer zu werden.
    Neben Oldtimern wie Pete und Ike und ruhigen Neulingen wie Brad und Andy schlossen sich uns gelegentlich Nichtmitglieder in ihren Dreißigern und Vierzigern an, unter anderen Richie, »Peg Leg« (mit Holzbein) und »Dumbo« (mit Stahlplatte im Schädel, nachdem ihn eine Möwe vom Motorrad geholt hatte). Wie die Gesetzlosen im Wilden Westen nannten wir uns gerne nur beim Vor- oder Spitznamen.
    Normalerweise fuhr das Oakland-Charter allein und blieb in der Nähe der Stadt, obwohl Benzin nur etwa fünf Cent pro Liter kostete. An fast jedem Abend und Wochenende düsten wir die 14th Street entlang. Wie Höllenbewohner mit flatternden Jeans und tödlichen Stiefeln umarmten wir unsere heißen, qualmenden Metallungeheuer. Wir donnerten über das Pflaster, als gehöre es uns, und das Ganze war größer als die Summe seiner Teile. Es war schwer zu sagen, ob die Männer Gliedmaßen der Maschinen oder die Maschinen Gliedmaßen der Männer waren. Wir waren eins.
    Solange wir Benzin im Tank oder einen Dollar zum Auftanken hatten, fuhren wir herum ohne anzuhalten, bis der Durst uns in Kneipen wie Hazels in der Bancroft Street oder in den Hilltop Club am MacArthur Boulevard trieb. Von anderen Gästen erwarteten wir, dass sie über Beleidigungen oder Arroganz hinwegsahen, denn ein kritischer Blick, eine ungebetene Bemerkung oder ein Mangel an Ängstlichkeit waren Grund genug für einen Hieb oder einen Tritt. Wir brauchten keine klaren Motive und keine Diskussionen zum Kampf.
    Manchmal suchte uns der Ärger, manchmal suchten wir ihn. Gruppen von Cowboys, Seeleuten oder Schwarzen tranken bisweilen so viel flüssige Tollkühnheit, dass sie uns herausforderten. Doch meist luden wir zum Kampf ein. Wir wählten auffallende und verhasste Minderheiten aus, zum Beispiel Schwarze, um sie zu demütigen. Wer schlau war, ignorierte die Beleidigungen und stahl sich davon – wenn er konnte.
    Wir verloren nicht viele Kämpfe. Da wir oft hübsche Dinge wie Ketten, Schraubenschlüssel, Messer und Rasiermesser bei uns trugen, waren wir besser ausgerüstet. Die vielen Schlägereien, das nächtelange Trinken und die wilden Motorradfahrten härteten uns ab und machten uns erfahren. Das Clubabzeichen wirkte ebenso einschüchternd wie eine gezückte Waffe, denn es verkündete, dass jeder Angel in Rufweite seinem Bruder zu Hilfe eilen würde. Wer glaubte, er kämpfe von Mann zu Mann gegen einen Angel, oder könne darauf bauen, dass wir die Regeln des Boxsports einhielten, merkte bald, dass wir nur gewinnen wollten. Wenn ein Mitglied am Verlieren war, galt für uns der zweite Teil des Mottos »Einer auf alle, alle auf einen«.
    Aber meist genügten einfachere Maßnahmen. Einmal geriet Sonny in einer Kneipe an einen viel größeren Kerl. »Einen Moment«, schrie ich und trat zwischen die beiden. Ich hauchte die Brille des

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