Böser Engel
Hunderte von kleinen Bestellungen zustande kamen. Es dauerte nicht lange, bis das Geschäft florierte, denn der Straßendealer, der zwei LSD-Trips haben wollte, und der Typ, der in seiner Wohnung in der Stanyan Street nur gelegentlich ein Ticket nahm, wussten beide, dass sie echte Owsley-Ware bekamen.
Der Name Owsley war 1967, als der »Sommer der Liebe« ausgerufen wurde, praktisch ein Synonym für LSD. Kenner aus der Szene stellten dieses LSD sogar über die pharmazeutische Ware von Sandoz. Der Untergrundchemiker profitierte offenkundig am meisten von der Invasion der Blumenkinder.
Wichtiger noch, Owsleys LSD floss fast nur durch unsere Hände in die Haight, sodass ich eine beneidenswerte Position als größter Drogenverteiler im Club besaß. Owsleys LSD kam von Tramp zu mir, und ich leitete es an Groß- und Einzelhändler weiter. Wir hatten fast ein Monopol auf den LSD-Handel.
Der Club war dafür bekannt, dass er sich schnell und gründlich rächte. Das schreckte Verräter ab. Allerdings hatten meine Truppe und ich genug damit zu tun, unsere Dealer vor Eindringlingen in ihre Reviere zu schützen. Die Zeit, als friedliche Traumtänzer mit Tausenden von Dollar in den Jeans herumlaufen konnten, war vorbei. Unsere Dealer wurden von gewöhnlichen Ganoven und von Konkurrenten belästigt und verprügelt. »Wenn ihr Probleme habt, dann sagt es mir, und wir kümmern uns darum«, versicherte ich ihnen. Schutz gehörte zu unserem Service.
Die meisten Unruhestifter gaben nach einer mündlichen Verwarnung klein bei, vor allem wenn ihnen ein kalter Pistolenlauf im Ohr oder im Mund steckte. Es war erstaunlich, wie selten diese Typen widersprachen, wenn man sie an eine Wand drückte, bis sie schier das Bewusstsein verloren. Uneinsichtige überzeugten wir mit einem oder zwei Schüssen, die ihre Koteletten streiften, oder mit ein paar Hieben auf den Schädel. Es war nicht notwendig, jemanden umzubringen, aber es hätte in diesem Milieu durchaus passieren können.
Eines Tages baten mich meine Dealer wieder einmal um Hilfe. Ich schob einen Ladestreifen in meine Eagle, die einem Maschinengewehr glich, und versammelte meine Privatarmee: Durt, Zorro und Winston McConney. Wir stiegen in Winstons Cadillac und fuhren zu einem viktorianischen Haus in einer Seitenstraße der Haight. Nachdem wir in Sichtweite einer verkehrsreichen Kreuzung unsere Flinten, Pistolen und automatischen Waffen gezückt hatten, schickte ich Zorro und Winston an die Hintertür. Durt und ich stiegen die vordere Treppe hinauf.
Wir stießen die Haustür gewaltsam auf und gingen sofort in Deckung. Zwei Pistolen ragten durch das Treppengeländer im ersten Stock. »Wir kommen rauf, ihr Dreckskerle!«, schrie ich und schwang meine Eagle. Als wir die Treppe hinaufstürmten, zogen sich die Gegner in ein Zimmer zurück. Mit unseren Stiefeln zertrümmerten wir die Tür. Ohne einen Schuss abzugeben, entwaffneten Durt und ich ein paar Männer und eine Frau und stellten sie mit gespreizten Armen und Beinen an die Wand, während die beiden anderen das Haus durchsuchten, Türen eintraten und nach weiteren Bewohnern fahndeten.
»Ihr stört«, schnauzte ich und drückte dem Anführer meine Kanone ans Ohr. »Entweder arbeitet ihr für uns, oder ihr seid aus dem Rennen. Wenn ihr kaufen oder verkaufen wollt, läuft das über uns. Ihr kommt unseren Leuten nicht noch einmal in die Quere. Betrachtet euch ab sofort als Mitarbeiter.«
In dieser Atmosphäre – unsere Waffen und Muskeln, zersplitterte Türen, eine wimmernde Frau, meine Männer, die brüllten: »Legt die Bastarde um!« – klang mein Ultimatum wohl recht überzeugend. Unsere Gefangenen waren mit allem einverstanden und nannten uns sogar ihre Lieferanten. In den darauffolgenden Monaten meldeten sie sich stets bei uns, bevor sie Geschäfte abschlossen. Dann verschwanden sie.
Nach mehreren hastigen Strafaktionen dieser Art brachte ich Chuck, Chuckles und Stevie ein paar Pistolen. »Ich kann mich nicht mit all euren Problemen befassen«, sagte ich zu ihnen. »Schluss mit Vögeln und Bienen und Blumen, während alle euch in die Tasche greifen. Nehmt euer LSD und übt mit diesen Dingern auf dem Schießstand.«
Erstaunlicherweise fanden sie Gefallen an automatischen Waffen und an Schulterhalftern. Es machte sie stolz, dass sie jetzt Emporkömmlinge unter den Dealern in die Schranken weisen konnten, wenn sie ihnen Ärger bereiteten. Sie reagierten auf die sich verändernde Haight und borgten sich vom Club das notwendige
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