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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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mussten in den Supermarkt rennen, um Bier, Whisky oder Essen zu kaufen, und einige Mitglieder ließen sie ihre Motorräder waschen oder verlangten sogar Oralsex von ihnen. Doofe Bewerber verrichteten Lakaiendienste, schlauere gingen den Aktiven aus dem Weg, wenn eine Arbeit anstand. Die Dummen kapierten nicht, dass sie wie Außenstehende behandelt wurden und dass man ihnen Essen, Geld, Kleider, Schmuck und alles andere abnahm. Wenn ein Mitglied zu einem dieser Trottel sagte: »He, diese Uhr gefällt mir«, dauerte es nicht lange, bis der Anwärter andere nach der Uhrzeit fragen musste.
    Wenn es Probleme gab, stellten wir Regeln auf oder änderten sie – oft nachdem Sonny sich mit älteren Mitgliedern wie mir beraten hatte. Wenn die Mitglieder sich für einen neuen Grundsatz entschieden hatten, fügte ihn der Schriftführer den Statuten oder den Regeln hinzu.
    Die Statuten lauteten:
Einmal in der Woche findet eine Versammlung statt. Ort und Zeit werden vorher bekanntgegeben.
Wer ohne triftigen Grund einer Versammlung fernbleibt, muss eine Strafe von zwei Dollar zahlen.
Frauen dürfen nicht an Versammlungen teilnehmen, es sei denn aus besonderem Anlass.
Alle Neumitglieder zahlen 15 Dollar Aufnahmegebühr. Der Club stellt ihnen einen Aufnäher zur Verfügung, der jedoch Clubeigentum bleibt.
Clubmitglieder dürfen nicht gegeneinander kämpfen. Wer gegen dieses Verbot verstößt, zahlt eine Strafe von fünf Dollar.
Neue Mitglieder müssen gewählt werden. Zwei Neinstimmen bedeuten eine Ablehnung. Neinstimmen müssen begründet werden.
Alle neuen Mitglieder müssen ein eigenes Motorrad haben.
Mitglieder helfen einander mit Ersatzteilen aus, die allerdings zurückerstattet oder bezahlt werden müssen.
Diebstähle unter Mitgliedern sind verboten. Jeder Dieb wird aus dem Club ausgeschlossen.
Mitglieder dürfen keinem anderen Club angehören.
Neue Mitglieder müssen mit ihren Motorrädern zu drei Versammlungen kommen. Während der dritten Versammlung wird über sie abgestimmt. Die Wahl erfolgt mit Stimmzetteln.
Wer gewählt werden will, muss sich an die Clubregeln halten.
Anwärter, die gewählt werden wollen, müssen während einer Versammlung von einem Mitglied vorgeschlagen werden.
Wer ausgeschlossen wurde, kann nicht erneut Mitglied werden.
Mitglieder, die eine Frau oder Freundin haben, dürfen ihr ein Abzeichen geben.
Wer seinen Aufnäher verliert, muss eine Strafe von 15 Dollar zahlen, bevor er einen neuen Aufnäher bekommt. Das gilt auch dann, wenn jemand anders den Aufnäher findet.
    In Kalifornien galten außerdem diese besonderen Regeln: 23
Keine Betrügereien bei Drogengeschäften.
Bei Ausfahrten in Kalifornien darf nur zwischen 6 und 16 Uhr mit Waffen geschossen werden. Strafe bei Verstößen: Abreißen des Aufnähers.
Es dürfen keine Drogen in Drinks des Clubs gemischt werden.
Bei Ausfahrten darf keine Munition ins Lagerfeuer geworfen werden.
Die Frau eines anderen Mitglieds ist tabu.
Es ist verboten, den Aufnäher eines anderen Mitglieds abzureißen.
Ein Mitglied, das seine Kutte mit dem Clubabzeichen trägt, darf nicht geschlagen werden.
Drogenkonsum während der Versammlungen ist verboten.
Mindestens zwei hochrangige Vertreter jedes Charters müssen alle zwei Monate an einem gesamtkalifornischen Treffen teilnehmen (Präsidententreffen).
    In unserem Charter wurden zahlreiche weitere Regeln aufgestellt, und bei Übertretungen drohten saftige Bußen und Strafen. Wer eine Ausfahrt schwänzte oder kein Motorrad mitbrachte, zahlte fünfzig Dollar. Wer nicht mit dem Motorrad zu einem Treffen erschien, zahlte fünf Dollar – aber dieses Vergehen war anstößiger, als die Strafe es vermuten lässt. Wenn das Motorrad eines Mitglieds repariert werden musste, setzte ihm der Club eine Frist, in der Regel ein paar Wochen. Nur wer ein ärztliches Attest vorlegte, entging einer Strafe, wenn er ein Meeting oder eine Ausfahrt versäumte oder nicht mit dem Motorrad erschien.
    Ein Mitglied musste bis zu fünfzig Dollar berappen, wenn es während eines Treffens seine Meinung zu direkt äußerte. Wer bei einer Versammlung eine Waffe schwang, zahlte fünfzig Dollar; wer im Clubhaus oder im Haus eines anderen Mitglieds schoss, musste hundert Dollar zahlen. Die Geldbuße von fünf Dollar schreckte dagegen kaum jemanden ab, sich mit anderen Mitgliedern zu prügeln. Ein Veteran knallte beispielsweise zu Beginn jedes Treffens fünf Dollar auf den Tisch und verdrosch dann einen Novizen, bis dieser umkippte.
    Solche Praktiken passten

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