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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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einfach heim. Ich tue alles.«
    Bald überzog sie die Wohnzimmerdecke mit einem riesigen Spinnennetz aus buntem Garn. Es war abgefahren, aber nicht abgefahren genug. Also ersetzten wir es durch ein Südseedekor à la Trader Vic’s mit einer niedrigen unechten Bambusdecke sowie Bambuswänden, die mit dem Angels-Banner, mit Waffen, Messern, Stammesmasken und psychedelischen Postern verziert waren. Und wir kauften Hunderte von Platten für eine Stereoanlage mit versteckten Lautsprechern.
    Diese Unterhaltungsoase sollte Besucher in Staunen versetzen. Hier konnte ich mit meinen automatischen Waffen prahlen, während Helen die Kunden auf riesigen Fußbodenkissen mit Drogen und guten Drinks versorgte. Bevor wir ein Geschäft abschlossen, zogen wir meist eine Schau ab.
    Zuerst boten wir Joints aus erstklassigem Marihuana an, dann etwas Exotischeres wie Kokain, Opium oder außergewöhnliches Haschisch. Es war immer die allerbeste Qualität, und unsere Gäste rollten oft mit den Augen und fragten: »Wo kann ich so etwas kaufen?« Dann lächelte ich milde und überheblich und antwortete: »Das war besondere Ware, die mir mein Lieferant besorgt hat, nur um euch eine Freude zu bereiten. Das ist nicht zu verkaufen.« Damit war klar, dass Geschäfte mit mir zusätzliche Vorteile brachten.
    Und so blickte Helen auf jene Zeit zurück:
    Ich hatte die Aufgabe, Stoff zu holen, vorzubereiten und ihn Gästen anzubieten, ihnen zu zeigen, wie viel man nahm und wie man es machte  – oder ich übernahm das für sie. George brachte mir alle Feinheiten bei.
    Anfangs hielt ich mich für gastfreundlich, aber im Grunde war ich nur ein Werkzeug, ein Lockvogel. Letztlich brauchte George nur eine gut aussehende Frau für Typen, die ein Ambiente schätzten, das auch ein wenig sexy war. Es gefiel den Leuten, wenn ich zu ihnen sagte: » Bleib sitzen, ich kümmere mich darum. « Wenn der Typ nicht wusste, wie er eine bestimmte Droge konsumieren sollte, zeigte ich es ihm, damit er sich nicht unbeholfen vorkam.
    Irgendwie war es toll. Die Leute waren beeindruckt davon, was man mit Drogen machen konnte, wie viel Spaß man damit haben konnte. Ich fühlte mich geehrt, Georges Frau zu sein, wenn er mit wichtigen Drogendealern und Clubführern zu tun hatte. Er hätte leicht wieder Vizepräsident werden können, wenn er gewollt hätte, doch als die Polizei anfing, die Anführer zu verhaften, wollte George nicht dazu gehören. Trotzdem hatten er und Sonny den Club im Griff. Sonny hörte auf ihn, wenn es Diskussionen gab.
    George konnte sogar denken, wenn er high war. Das schafften viele andere nicht. Wenn du vollgedröhnt bist und mit vollgedröhnten Leuten herumsitzt, ist es von großem Vorteil, immer noch denken und Geschäfte machen zu können. Und George trickste nicht wie etwa jene, die LSD oder andere Tabletten, die wir ihnen gaben, hinter die Sofakissen stopften, wenn niemand zusah. Selbst wenn George high war, konnte er den Leuten sagen, was eine Droge kostete, wie teuer man sie verkaufen sollte und wie man sie am besten verkaufte. In diesem Geschäft musste man bei zwei oder drei Gesprächen gleichzeitig zuhören und dennoch jeden verstehen und jedem antworten können. Man musste alles steuern. Es war harte Arbeit.
    Immer wieder gewannen wir neue Kunden, aber die treusten waren die drei Hippies. Nach dem ersten Deal über 8000 Dollar kamen Chuck, Chuckles und Stevie eine Woche später mit 20 000 Dollar wieder, danach stieg das Volumen auf 50 000 bis 70 000 Dollar. Sie bekamen ihre Ware in Tierhäuten verpackt, die wir auf dem Fußboden des Wohnzimmers ausbreiteten, während wir Stapel mit Tausend-Dollar-Scheinen zählten. Wenn Helen Banknoten auffächerte, dachte sie manchmal darüber nach, wie viel Land wir damit kaufen könnten. Aber das Geld wurde immer als Kapital für neue Geschäfte genutzt.
    Wir hatten so viel Geld im Haus, dass wir Stunden brauchten, um es zu zählen. »Schluss mit diesen Fünf- und Zehn-Dollar-Scheinen«, erklärte ich eines Tages. Dann rief ich alle meine Kunden an und informierte sie darüber, dass ich nur noch Fünfzig- und Hundert-Dollar-Noten haben wollte.
    Die Ursache des Problems waren die in der Haight üblichen kleinen Geschäfte. Chuck, Chuckles und Stevie hatten einen Vertrieb, der ihnen innerhalb einiger Stunden einen Sack mit 25 000 Dollar in kleinen Scheinen einbringen konnte. Sie hatten Dutzende von Leuten, die von Tür zu Tür gingen und Freunde und vertrauenswürdige Nachbarn besuchten, wodurch jeweils

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