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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Werkzeug, um sich und ihr Eigentum während des »Sommers der Liebe« zu schützen, denn diese Zeit war geprägt von Exzessen und Betrügereien mit Drogen, Vergewaltigungen, Raubüberfällen, Schlägereien und Morden. 20
    Während die Haight wilder wurde, lebte ich ruhiger. Ich delegierte das Lösen von Problemen an meine Dealer oder an Clubmitglieder, blieb tagelang zu Hause, bewirtete neue Kunden, nahm regelmäßig Speed und vergrößerte meine Waffensammlung. Besucher brachten mir oft Geschenke, bizarre Waffen und Drogen wie DMT, ein hausgemachtes Halluzinogen, das weniger berechenbar war als LSD. Ich fand es unnötig und anstrengend, in die Haight zu latschen oder an Clubtreffen teilzunehmen. Immerhin tauchte ich gelegentlich bei einem Meeting oder einer Ausfahrt auf.
    Warum? Weil ich zu Hause mehr Spaß hatte. Es war einfach bequem. Dort hatte ich meinen Farbfernseher, ein riesiges Bett, meine exotischen Knarren und Drogen. Das Motorrad war gut zum Angeben, aber nach einiger Zeit, als ich eine Menge Geld verdiente, wollte ich meine Ruhe haben und wie ein Geschäftsmann mit dem Telefonapparat im Sessel sitzen. Wenn Drogen oder Geld abzuholen waren, rief ich Jungs im Club an. »Komm mal rüber.« Es ging zu wie im Hauptbahnhof.
    Ich investierte in Drogen wie in Aktien. Das Telefon ersetzte das Motorrad als Kommunikationsmittel, die Knarre wurde mein Machtsymbol. Es tat mir gut, vier oder fünf Mitglieder herumzukommandieren und alle finanziellen Entscheidungen selbst zu treffen. Ich vertraute meinen Leuten 50 000 Dollar an, und keiner betrog mich.
    Mehrere personelle und »politische« Faktoren halfen mir, meine Stellung zu erreichen und sie zu behalten. Erstens verstand ich mich gut mit Sonny sowie mit Tramp, dem besten Verbindungsmann des Clubs zu den Drogenherstellern. Zweitens war mein Timing gut. Als sich mir die Chance bot, mit Heroin zu handeln, lehnte ich ab und sagte zu Sonny: »Psychedelische Drogen sind die Zukunft.« Das war prophetisch.
    Ich war für meine Zuverlässigkeit bekannt und konnte zudem mein Gehirn, meinen Mund sowie Fäuste und Waffen benutzen. Traditionell hatte der Club zu wenig intelligente und zu viele rauflustige Mitglieder. Also wandten sich alle an mich, wenn sie einen Verkäufer brauchten, der gleichzeitig zuschlagen konnte.
    Die Rollen zu tauschen war eine Herausforderung und machte Spaß. Ich konnte ein biertrinkender, footballverrückter Bauarbeiter sein, aber auch ein genialer Verkäufer, ein Organisator oder ein stummer Ganove. Ich benutzte meine Logik und einfache Argumente, wenn ich jemanden dazu bringen wollte, mit mir Geschäfte zu machen. Aber mein Tonfall konnte während eines Gesprächs mal heiser und fröhlich, mal bedrohlich sein. Ich legte Wert darauf, in der Offensive zu bleiben. Wenn nötig, überwältigte ich die Leute mit einem Wortschwall, unterstützt von meiner Ausstrahlung und meinem Aufnäher. Mit Geschenken oder Waffen, Drogen und Möbeln sorgte ich dafür, dass die anderen mir verpflichtet blieben. Und wenn Freundlichkeit nichts nutzte, blieben mir immer noch offene Drohungen oder ein kleiner Wink mit Kaliber .45.
    Das Geschäft lief ähnlich wie in einer Mafiafamilie. Wer kooperierte, wurde belohnt, wer aufsässig war, bestraft. Meine Philosophie lautete: Beiße nie die Hand, die dich füttert! Wer es dennoch tat, musste dafür büßen.

Kapitel 9
Die Angels werden erwachsen
    »Die Angels sind zu auffällig für ernsthaften Drogenhandel. Sie haben nicht einmal genug Kapital, um als Vermittler aufzutreten; darum kaufen sie den größten Teil ihres Stoffs in kleinen Mengen zu hohen Preisen.«
    Hunter S. Thompson 21
    Z ur selben Zeit, als ich Aufgaben delegierte, um keine Chancen zu verpassen, begannen die Oakland-Angels neue Charter zu gründen. Anschließend halfen sie diesen, ihr eigenes Drogengeschäft aufzubauen. Dabei ließen wir weitere Charter nicht nur deshalb zu, weil wir wachsen oder im Urlaub eine Unterkunft finden wollten. Die Ableger sollten vielmehr unser Image und unsere Geschäfte fördern: Sie beteiligten sich am Drogentransport, stellten Drogen her, beschafften Chemikalien oder verteilten Drogen in nicht erschlossenen Gebieten.
    Der Club legte fest, welche Voraussetzungen ein neues Charter zu erfüllen hatte. Die Anwärter mussten ein etablierter Motorradclub mit mindestens neun Mitgliedern sein und einen soliden Ruf als Gesetzlose haben. Außerdem mussten sie bewährte Drogenlieferanten und -abnehmer sowie Erfahrung im Umgang mit

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