Böser Engel
und Bedingungen aushandelte. Außerdem wies ich ihn an, sich während der Verhandlungen von Drogen fernzuhalten, sodass er mich retten konnte, wenn ich umkippte.
Zwischen uns beiden – der eine stämmig und aggressiv, der andere mager und schlau – entwickelte sich eine enge und pragmatische Freundschaft. Ich lebte sogar einen Monat lang in seinem Haus in Alameda mit Okies Exfreundin Mickey in wilder Ehe zusammen. Dort legte ich auch den Grundstein für das Geschäft, das Ende der 60er-Jahre zum größten Drogenverteilnetz in der Haight und wahrscheinlich in ganz Nordkalifornien werden sollte.
Die Nachfrage nach LSD und Marihuana stieg zusammen mit der Beliebtheit der Hippiemode und der psychedelischen Musik und Poster. Wir lockten so viele neue Kunden an, große und kleine, dass ich mehr Helfer brauchte. Also setzte ich einige handverlesene Angels als Boten, Kassierer und Kuriere ein. Nach meinem Honorarsystem erhielten Zorro und ich gleiche Anteile. Bobby »Durt« England bekam halb so viel, und »Fat Albert« Perryman erhielt etwas weniger als Durt. Gelegentlich halfen uns auch Charles J. »Mr. Magoo« Tinsley, ein 1,88 Meter großer und knapp hundert Kilo schwerer Gesundheitsfanatiker, und Arnold Paul »Animal« Hibbits, ein vorzeitig kahl werdender Schlafmitteljunkie, den der Club einmal zu monatlichem Baden verdonnern musste, weil seine Körperpflege zu wünschen übrig ließ.
Zwischendurch wagte ich mich nach Hause, um frische Kleider anzuziehen oder Helen Geld für die Kinder, den Haushalt und das Kundenkreditkonto bei unserem Kaufhaus zu geben. Aber die tausend Dollar pro Woche konnten meine häufige Abwesenheit nicht kompensieren.
»Wohin gehst du?«, schrie sie jedes Mal, wenn ich zur Tür ging.
»Weg.«
»Wann kommst du zurück?«
»Wirst du schon sehen.«
Als ich schließlich den Geburtstag unseres Sohnes vergaß, setzte sie die Kinder ins Auto und suchte ganz East Oakland ab, bis sie mein Auto vor dem Luau Club in der 14th Street entdeckte. Sie parkte und wartete mehrere Stunden, während Sie auf das blinkende Neonschild starrte. Um Mitternacht ließ sie eine Nachricht an meiner Windschutzscheibe zurück: »Heute war der Geburtstag deines Sohnes, und du hattest nicht einmal Zeit, nach Hause zu kommen. Du bist lieber bei deinen Freunden. Wenn du nicht zu Hause sein willst, dann bleib einfach fort.«
Mittlerweile hatte Mickey es darauf abgesehen, meine Freundin Nr. 1 zu werden. Sie war eine schwarzhaarige Schönheit, die auf mich stand, aber viel Zeit beanspruchte. Ich wollte mich zu nichts verpflichten, genoss jedoch unsere sexuelle und halb emotionale Beziehung. Mickey war die beste Freundin von Sonnys Frau Elsie und im Club ein Aktivposten, weil man sie respektierte. Außerdem war sie schlau und zäh, sodass sie mir bei meinem Drogenvertrieb helfen konnte – sie spielte die Hostess oder saß auf Drogenlieferungen.
Als Zorros Freundin, eine flinke Blondine namens Linda, offenbar genug von den ständigen Hausgästen hatte, spitzte sich die Lage zu. Eines Tages rief sie Helen an. »Du kennst mich kaum, und ich kenne dich kaum«, sagte sie. »Aber diese Sache mit Mickey ist nicht das, was George wirklich will. Er will dich zurückhaben und möchte bei dir und den Kindern zu Hause sein.«
Helen unterbrach sie. »Das kaufe ich dir nicht ab. Wenn er das wollte, wäre er hier. Er lässt sich von niemandem sagen, was er tun soll.«
Ein paar Tage später fuhr ich eilig nach Hause, nachdem ich gehört hatte, Helen habe zum ersten Mal LSD genommen, ohne dass jemand bei ihr gewesen sei. Als ich eintraf, stand sie vor einem Stereo-Kopfhörer, der auf dem Boden lag, und dachte, sie höre Stimmen aus dem Weltraum.
»Du nimmst jetzt ein paar Seconal-Tabletten, damit du runterkommst«, sagte ich.
Am Morgen fand ich einen Brief, den sie an meinem Auto hatte befestigen wollen: Sie war wütend wegen meiner Affäre, machte sich Sorgen und fühlte sich gedemütigt. Und sie stellte mir ein Ultimatum: Entweder du kommst nach Hause und bist Ehemann und Vater, oder du verlässt uns, um unser Leben zu retten.
Beschämt faltete ich den Zettel zusammen. »Ich wusste nicht, dass du dich so fühlst«, sagte ich zu ihr und behauptete zu meiner Rechtfertigung, dass ich so oft fort sei, um für unsere Familie zu sorgen. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. »Die Cops beobachten mich. Es ist zu gefährlich, das Zeug nach Hause zu bringen. Das könnte dich mit hineinziehen.«
»Ist mir egal«, sagte sie. »Komm
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