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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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einige Mitglieder der Manson Family 46 . Sie konkurrierten mit schwarzen und mexikanisch-amerikanischen Banden um den Drogenhandel im Gefängnis.
    Eine lange Gefängnisstrafe trennte einen Angel zwar von seinem Motorrad, hielt ihn aber nicht unbedingt davon ab, Geld zu verdienen. Für prominente Mitglieder wie Foo Manchu wurde ein Notgroschen zurückgelegt. Ich gab Tramp einen Anteil von jedem Verkauf an Foos alte Kunden, und Foos Frau sollte das Geld sicher verwahren. Außerdem versorgten wir inhaftierte Angels mit Drogen für den Eigenbedarf und den Handel.
    Vor allem schmuggelten wir Stoff für Foo und andere Angels ins San Quentin. Wir füllten wasserdichte Gummibehälter, die ursprünglich Schlan­genserum enthalten hatten, mit Methamphetamin und Kokain und gingen dann zu dem kleinen Laden außerhalb des Gefängnisses, der Bilder und andere Dinge verkaufte, die Insassen angefertigt hatten. Zuerst kauften wir ein Bild, dann baten wir darum, die Toilette benutzen zu dürfen. Nach einer oder zwei Spülungen landeten die Drogen hinter der Mauer in der Kläranlage oder an einem anderen Ort, an den die Häftlinge herankamen. In diesen Gummibehältern schaffte der Club eine Menge Drogen nach San Quentin. Oft gaben auch Frauen Drogen weiter, wenn sie im Besucherzimmer Insassen küssten. Ich ging nur einmal nach San Quentin, belieferte aber einige Male das Bezirksgefängnis Alameda, indem ich einem Vertrauten flachgedrückte Umschläge aus Alufolie unter einer Tür hindurch zuschob.
    Es war nicht leicht, den Club zu verlassen. Bei den Hells Angels war man dem Tod näher als dem Leben. Die alten Führungsmitglieder, die Clique um meine ältesten und engsten Kumpels im Club, waren eine Welt für sich. Jerry stieß mit einem Zug zusammen und starb. Waldo verfiel dem Heroin so sehr, dass ich ihn selbst mit Geld, einem Motorrad und einem Job nicht von der Droge weglocken konnte. Junior machte sich mit Speed kaputt und magerte von ursprünglich 135 auf schwächliche 72 Kilo ab. Und ich hätte beinahe meine Familie, meinen Verstand und mein Leben verloren.
    Trotzdem war ich aus Schwäche und wegen der Umstände weder imstande noch willens, mich dem Club ganz zu entziehen. Mehr als ein Jahrzehnt lang war ich ihm enger verbunden gewesen als allem anderen, und ich konnte nicht alle Bande durchschneiden. Selbst Freunde wie J. B. und Paul, die sich schon viel früher zurückgezogen hatten, hielten einige nostalgische Kontakte mit Sonny und anderen Mitgliedern aufrecht und nahmen gelegentlich an Tanzveranstaltungen oder Partys des Clubs teil.
    Als im Herbst 1969 die Hirschjagdsaison begann, fragte Zorro J. B. und mich, ob wir mit ihm und einigen anderen Jungs an einem Wochenendausflug teilnehmen wollten. Ich sagte zu, denn Zorro war früher mein Jagdpartner gewesen und unsere Freundschaft hatte sich, wie seine Wunden verheilten, wieder ein wenig erholt.
    Gemeinsam fuhren wir zu einem Jagdcamp in der Sierra Nevada östlich von Fresno. Vern hatte die Hütte gemietet und Animal eingeladen, eines der Mitglieder, die nach der Schießerei meinen Kopf verlangt hatten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von den Drohungen gegen mich, war aber wegen des alten Grolls auf der Hut.
    Als Zorro am Freitagabend Drogen verteilte, lehnte ich zunächst ab. »Ich weiß, was du denkst«, sagte er. »Es wird nichts passieren.« Also nahm ich meinen ersten LSD-Trip seit der Schießerei – hauptsächlich um mir und den anderen zu beweisen, dass ich mit dem Zeug wieder umgehen konnte.
    Als wir am nächsten Morgen mit dem Jeep ein gutes Jagdrevier ansteuerten, war ich überwältigt. Die Sonne ging schnell auf, vertrieb die Kälte und erwärmte die Landschaft. Zu Fuß schwärmten wir aus und durchschritten eine vielversprechende Schlucht in der Hoffnung, einen Hirsch aufzujagen.
    Nach stundenlanger erfolgloser Pirsch machte ich eine Pause, um aus einem Bach zu trinken. Als ich wieder aufblickte, stand ich einem Bock Auge in Auge gegenüber. Ich schoss, und er fiel quiekend um. Mit dem zweiten Schuss traf ich ihn in den Kopf und tötete ihn. Es ärgerte mich, dass ich zwei Schüsse benötigt hatte, aber am Abend lachten wir über mein Jagdglück.
    Wir saßen am Lagerfeuer und genossen das Fleisch. Alle außer Animal waren auf derselben LSD-verstärkten Wellenlänge. Er schluckte Seconal und machte seiner fiesen Wesensart alle Ehre. Wir anderen ließen seine Beleidigungen eine Weile über uns ergehen, dann sprang ich auf. »Hör auf mit dem Quatsch«,

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