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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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größere Sorgen wegen der Droge als wegen meiner Einkünfte. Die beiden fragten mich sogar, ob die Kommunisten PCP auf den Markt gebracht hätten, um die Regierung zu stürzen, oder ob eine ausländische Regierung plane, das Trinkwasser in den USA mit Drogen zu versetzen.
    »Das weiß ich nicht, aber es könnte sein«, sagte ich. »Wenn ich etwas herausfinde, lasse ich es Sie wissen. Was diese Droge anbelangt, bin ich auf Ihrer Seite. Ich will sie aus dem Verkehr ziehen. Und wenn ich die Quelle vor Ihnen entdecke, hoffe ich, dass Sie beide den Mut haben, bei meinem Mordprozess zu meinen Gunsten auszusagen.«

Kapitel 25
Big Tom und Charlie
    »Ein Hells Angel ist Teil einer ehrenwerten Gesellschaft, Mann. Wir leben nach so ziemlich den strengsten Regeln, die es gibt. Wenn du eine brichst, wirst du vielleicht keine Chance mehr bekommen, eine zweite zu brechen. So streng sind wir. Aber es sind unsere Regeln, und niemand hat sie uns befohlen.«
    »Rotten Richard« Barker 50
    A n einem frischen Freitag im Frühling des Jahres 1971 fuhr ich mit meiner Familie auf dem Interstate Highway 80 nach Norden zu unserer Ranch, ohne etwas von den Ereignissen ganz in der Nähe zu ahnen, die unser Leben für immer verändern sollten. 51 Die 15 Mitglieder des Charters Richmond trafen sich in einem Clubhaus in der Hillcrest Road 1530 von San Pablo, nicht weit von der Bucht entfernt. Die Garage des Reihenhauses war mit Harleys gefüllt. Einige Frauen lungerten auf der Veranda herum, während die Männer es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatten und vor dem Fernseher auf Neuankömmlinge warteten.
    Die Kerle, die das Haus betraten, sahen ebenso garstig und stämmig aus wie alle anderen Angels, aber ihnen fehlten das Prestige und der Geschäftssinn des Oakland-Clans. Richmond spiegelte den provinziellen Charakter von kleinen Industriestädten wie Port Costa, Crockett und Hercules wider. Die meisten Mitglieder waren Einheimische, die ein wenig mit Drogen handelten, wenn auch nicht so geschickt wie Oakland. Sie glichen einem AAA-Baseballteam 52 : kaum profitabel, den höheren Ligen nahe, aber leichter zugänglich.
    An diesem Abend stellte »Festus«, ein gut 110 Kilogramm schwerer verurteilter Fassadenkletterer, »Big Tom« Shull, 24-jährig, und den zierlichen Charlie Baker, dreißig, als vielversprechende neue Anwärter vor. Shull, rotbärtig, 1,83 Meter groß und ebenfalls mehr als 110 Kilo schwer, hatte den Körper eines Gewichthebers und schaffte im Bankdrücken knapp 160 Kilo. In seiner typischen Bikerkluft sah er bereits aus wie ein Angel. Er hatte dieses Image gepflegt, seitdem er und Baker vor etwa einem Jahr aus Georgia gekommen waren.
    Meist hing ein klobiges Kampfmesser an Big Toms Motorrad-Kettengurt, auf dessen Schnalle die deutschen Worte »Gott sei bei uns« standen. Er trug einen Hakenkreuzohrring, und seine Schnürstiefel, die denen der Highway Patrol ähnelten, reichten ihm fast bis zu den Knien. Sein arrogantes Auftreten passte zu seinem näselnden Georgia-Akzent. Big Tom arbeitete hart daran, ein Outlaw zu sein. Er verdiente ein paar Kröten mit allerlei kleinen Deals und Geschäften, stahl Motorradteile, machte sich ebenso viele Feinde wie Freunde – und träumte oft laut davon, eines Tages »Rot und Weiß« zu tragen.
    Der unbekümmerte Charlie trottete ihm als ständiger Kontrast hinterher. Der kleine ehemalige Mechaniker für Polizeimotorräder aus Augusta ging mit einwärts gedrehten Füßen und sah mit seinem dunklen Kraushaar, seinem Schnurrbart, der Drahtgestellbrille und der Eisenbahnermütze wie ein Kobold aus. Der Spaß – die Fahrten ins Gebirge mit 160 Stundenkilometern, die Partys und die Frauen – hatten ihn in das kalifornische Bikerparadies gelockt. Und als er dort war, folgte er seinem ehrgeizigen Kumpel in die Bay Area. Dort fand er eine Freundin und einen Job als Motorradmechaniker in Rodeo.
    »Das sind Freunde von mir. Seid gut zu ihnen«, sagte »Festus«, als er die beiden vorstellte. Dennoch mussten sie, wie es Brauch war, draußen warten, während die anderen übers Geschäft sprachen. Wie alle anderen hatten Tom und Charlie eine lange Probezeit vor sich, ehe der Club ihnen erlauben würde, sich um eine Mitgliedschaft zu bewerben.
    Obwohl »Festus« sich nach dem Treffen verabschiedete, beschlossen Big Tom und Charlie, zu bleiben und sich unters Volk zu mischen. Die zwei aus Georgia und ein anderer Anwärter, der 135 Kilo schwere Edward »Junior« Carter, wurden losgeschickt, um

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