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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Wir können uns keine Zeugen leisten.«
    »Geh zum Teufel«, krächzte Whispering Bill. »Tu’s doch selbst.« Als der Befehl wiederholt wurde, unterstrich er seine Weigerung mit dem Mittelfinger.
    Auf einen weiteren Befehl hin sprang Moran den Kleinen an, warf ihn zu Boden und packte ihn am Hals. Charlie hörte auf zu flennen und wurde seltsam still. Jeder Herzschlag schien seine Augen ein bisschen weiter zu öffnen. Mehrere Mitglieder hielten ihn fest, während Moran neben ihm saß, seinen Hals würgte und immer wieder klagte: »Der Kerl will nicht sterben. Der Kerl will nicht sterben.«
    Moran benutzte seinen Gürtel als Garrotte. Als das nicht klappte, verlangte er einen Strick und einen Stock. Er wickelte den Strick um Charlies Hals, schob ein Stück eines zerbrochenen Stuhls unter den Strick und kurbelte ihn straff. Fünf Minuten oder länger grub der Strick sich tiefer – bis Charlies Herz nicht mehr schlug. Der Strick wurde festgezurrt, um sicherzustellen, dass Charlie tot blieb. Dann wurde die Leiche in den Schlafzimmerschrank geworfen, gleich neben den toten Big Tom. Es gab eine kurze Diskussion darüber, ob eine oder mehrere Zeuginnen auch getötet werden sollten, aber alle waren der Meinung, dass sie zu viel Angst hatten, um zu plaudern. Pifer versicherte allen, sein Sohn werde ebenfalls den Mund halten.
    Trotzdem blieb viel zu tun. Am Samstagmorgen um sechs Uhr fuhren einige Mitglieder mit Barkers Lkw zur Müllkippe, um die blutigen Möbel zu verbrennen, während Pifer und Badger das Haus schrubbten. Später nahmen Pifer und Badger den Leichen die Brieftaschen und andere persönliche Dinge ab, spülten einiges die Toilette hinunter und verbrannten anderes im Waschbecken.
    Als das Reinemachen beendet war, rief Rotten Richard über den Münzfernsprecher in der Küche Sonny an und teilte ihm mit, er wolle vorbeikommen, um mit ihm »ein Problem« zu erörtern. Als Richard ging, befahl er »Festus«, die Motorräder der toten Männer in der Bucht zu versenken.
    Am Sonntag wurde Pifer zu Barker beordert, um weitere Befehle entgegenzunehmen. Leichengestank schlug ihm entgegen, als er am Kofferraum des Cadillacs vorbeiging, der vor dem Haus parkte. Drinnen teilte Barker ihm mit, er werde am Montag den Wagen fahren, weil er von allen Mitgliedern am normalsten aussehe.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Bill.
    »Wirst du schon sehen.«
    Zwischenzeitlich tauchte Zorro mit Mickey auf der Ranch auf. Unter vier Augen sagte er zu mir: »Sonny will sofort mit dir reden. Es ist wichtig.« Also fuhren mit Zorros Pick-up zur Telefonzelle vor dem Café Blue Bonnet und wählten Sonnys Nummer.
    »Ich hab noch ein paar Leichen«, sagte er.
    Mir gefror das Herz in der Brust. Ich war wie gelähmt. Nicht nur weil Sonny mich erneut um einen heiklen Gefallen bat, sondern auch weil Zorro, dem ich wegen der Schüsse noch etwas schuldig war, den Boten spielte. Der Druck war enorm.
    Als ich widerwillig zugestimmt hatte, sagte Sonny: »Okay, sag Zorro, wo der beste Platz ist, oder such ihn selbst aus. Dann gib ihm den Schlüssel zum Tor und verschwinde. Ich will dich nicht in die Sache verwickeln.«
    Auf der Ranch dachte ich mir einen Vorwand aus, um sofort in die Stadt zurückzukehren. J. B.s Familie war gezwungen, ebenfalls zu packen, denn wir bestanden seit dem ersten Begräbnis darauf, dass niemand die Ranch betrat, wenn wir nicht dabei waren. Wir fürchteten, dass jemand ohne unser Wissen noch mehr Tote beseitigen würde.
    Während beide Familien sich auf die Abfahrt vorbereiteten, fuhren Zorro und ich in den Hügeln herum und suchten einen geeigneten Platz. Ich entschied mich für das Loch einer Probebohrung, etwa fünfzig Meter vom Highway entfernt. »Du bist verantwortlich«, sagte ich und reichte Zorro den Schlüssel. »Sorge dafür, dass die Jungs gute Arbeit leisten, und nimm den Leichen die Kleider ab, bevor du sie verscharrst.« Ich wusste aus Filmen, dass nackte Leichen schneller verwesen.
    Am nächsten Tag erhielt Pifer etwa um vier Uhr nachmittags den Auftrag, mit dem Cadillac über die Richmond-San-Rafael-Brücke und auf dem Highway 101 nach Norden zu fahren. Er sollte regelmäßig in den Rückspiegel schauen und sich an den Blinkern des Ford Kombi orientieren, der hinter ihm fahren würde, beladen mit Angels, Waffen, Pickeln und Schaufeln. Falls die Highway Patrol oder Beamte des Sheriffs sein tief liegendes Auto anhielten, sollte er aussteigen, in seine Brieftasche greifen, als wolle er seinen Führerschein

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