Böser Engel
hatte ich geplant, ihm einen Pistolenlauf Kaliber .45 in die Nase zu stopfen und ein Bußgeld von 50 000 Dollar aufzubrummen, verbunden mit der Drohung, körperliche Gewalt anzuwenden. Doch nun befürchtete ich, dass er in diesem Fall doppelt so viel von dem Stoff verkaufen würde, um das Geld zurückzuverdienen.
»Okay Ed«, verkündete ich. »Kein PCP mehr. Schluss damit. Hör auf, es zu verkaufen, und du sparst fünfzig Riesen. So viel wollte ich eigentlich zur Strafe von dir haben.«
Er willigte ein und schleppte seinen Leibwächter hinaus. Danach hatte ich mit Ed keine Probleme mehr, doch eines Tages tauchte sein Bodyguard, der in Hayward mit Freunden des Clubs herumhing, zusammen mit Zorros ehemaliger Frau Linda bei mir auf.
Auch Sonny kam vorbei, um mitzufeiern, und plötzlich zog er den großen Kerl in unser Badezimmer. Ich platzte hinein. Der Bursche kauerte in der Wanne, und Sonny stand über ihm und verprügelte ihn mit einer Pistole. Als ich eine Erklärung verlangte, schrie Sonny: »200 Leute hängen von mir ab, und dieser Bastard kann seine Klappe nicht halten. Ich werde ihm das Maul stopfen.« Anscheinend hatte der Kerl mit den falschen Leuten über Sonnys Geschäfte geredet, und Sonny hatte davon gehört. Um eine Schießerei zu verhindern, schob ich Sonny beiseite und verpasste dem Burschen selbst ein paar Hiebe. Er entschuldigte sich, bat um Gnade und versprach, es werde nie wieder vorkommen.
Ich suchte weiterhin nach PCP-Quellen, aber mein Vorhaben war zum Scheitern verurteilt. Es war unmöglich, eine Substanz aus dem Verkehr zu ziehen, die sich so leicht produzieren ließ und minderwertiges Gras in eine starke psychedelische Droge verwandelte. Ebenso gut hätte ich versuchen können, den Wind zu erwürgen. Aber ich bemühte mich, einige ungewöhnliche Verbündete zu gewinnen.
Als die Steuerfahndung mich am St. Patrick’s Day 1971 in ihr Büro in Oakland bestellte, war PCP das Letzte, woran ich dachte. Das Finanzamt wollte meine Einkünfte in den Jahren 1968 und 1970 und alle meine geplatzten Schecks überprüfen, um herauszufinden, ob ich die Ranch auf legale Weise gekauft haben konnte.
Ein Kollege riet mir, einen Gewerkschaftsfunktionär einzuschalten. Dieser gab mir die Namen eines Kneipenbesitzers in Oakland und eines pensionierten Polizisten, der ein Bauunternehmen besaß. Der Gedanke, einen ehemaligen Cop zu einer Straftat anzustiften, war schwer zu verdauen, also sprachen der Gewerkschafter und ich mit dem Eigentümer der Kneipe in der Nähe des Waffengeschäfts, dem ich meine Sammlung verkauft hatte. Der Gewerkschaftsfunktionär erklärte, was ich brauchte. »Das ist kein Problem«, sagte der Wirt.
Bei einem späteren Treffen unterschrieb er ein Dokument, in dem er bestätigte, mir 15 000 Dollar geliehen zu haben. Dafür verlangte er 1650 Dollar, die wir als »Zinsen« deklarierten. Der Wirt versprach, unserem gemeinsamen Freund einen Anteil zu geben, doch der Gewerkschafter wollte das nicht. Also stellte ich ihm heimlich eine Kiste mit Spirituosen ins Auto.
Bei meinem nächsten Gespräch mit den Steuerfahndern legte ich genügend Belege vor, um Nachforderungen zu entgehen. Zwar hatte ich nicht viel verdient, aber eine Reihe von »persönlichen Darlehen« stopfte die Lücke.
»Warum kümmern Sie sich um Kleingeld?«, fragte ich, um die Beamten abzulenken. »Es gibt doch wichtigere Dinge zu tun.«
»Zum Beispiel?’«
»PCP.«
»Was ist das?«
»Eine Droge, die wir DOA oder Dust of Angels nennen. Ich weiß nicht genau, was es ist. Ich weiß nur, was es bewirkt. Angeblich hat das FBI eine Probe zur Analyse nach Washington geschickt. Vielleicht können Sie mir ja sagen, was es ist.«
Ihr Interesse war geweckt, als ich ihnen berichtete, im Club sei das Zeug seit meinen Schüssen auf Zorro verboten. Von der Schießerei hatten sie gehört, also fragten sie mich nach Unterstützern des Clubs, vermutlich um Geschäftsleute und Anwälte zu überführen, die insgeheim Geschäfte mit dem Club machten. Da sie darauf von mir keine Antworten bekamen, wollten sie wissen, warum ein ehemaliger Angel sich mit dem Club zusammentat, wenn er gar kein Dealer war. Ich erklärte ihnen, meine wichtigsten Kontaktleute seien alte Freunde, die PCP genauso verabscheuten wie ich.
Während zweier Besuche überzeugte ich die Steuerfahnder davon, dass ein PCP-Süchtiger an der Schulbushaltestelle ihren Kindern etwas antun könne. Sie glaubten, einer großen Sache auf der Spur zu sein, und machten sich
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