Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
es dich gibt.«
Er lächelte dieses Lächeln, das sie so an ihm liebte.
»Das kann ich nur zurückgeben«, flüsterte er und schloss sie fest in seine Arme. Sie schmiegte sich an ihn und spürte seinen Mund in ihrem Haar. Und für den Moment war alles gut.
*
»Wir fahren zu Onkel Richard, nur du und ich«, sagte Papa und zwinkerte ihr zu. »Da darfst du Ponyreiten und dann auch die Geschenke aufmachen.«
Oh ja, Ponyreiten! Und ganz allein mit Papa, ohne Mama und die Geschwister! Sie freute sich und war richtig aufgeregt. Obwohl sie schon ein paar Mal mit Papa bei Onkel Richard gewesen war, konnte sie sich nicht richtig an das Haus und die Ponys erinnern, das war komisch. Aber sie freute sich riesig, denn Papa hatte ihr auch ein hübsches neues Kleid mitgebracht, das sie vorher schon anziehen durfte.
Sie betrachtete sich im Spiegel, berührte mit den Fingerspitzen das rote Hütchen auf ihrem Kopf und lachte. Das Kleid war ein richtiges Dirndl mit einem kurzen Rock und einer Schürze. Papa hatte ihr die Haare zu zwei Zöpfen geflochten, und sie sah wirklich ganz genauso aus wie das Rotkäppchen in ihrem Märchenbuch.
Er brachte ihr immer Geschenke mit, und diese Geschenke waren das Geheimnis von Papa und ihr, denn den anderen brachte er nie etwas mit. Nur ihr. Sie war sein Liebling. Mama war mit den Geschwistern über das Wochenende weggefahren, deshalb hatte sie Papa ganz für sich.
»Hast du noch was für mich mitgebracht?«, fragte sie neugierig, weil die große Papiertüte noch immer ganz prall war.
»Allerdings.« Er lächelte verschwörerisch. »Hier, magst du es anschauen?«
Sie nickte eifrig. Er nahm noch ein Kleid aus der Papiertüte. Es war rot, und der Stoff fühlte sich in ihren Fingern kühl und sehr weich an.
»Ein Prinzessinnenkleid für meine kleine Prinzessin«, sagte er.
»Und passende Schuhe habe ich auch für dich gekauft. In Rot.«
»Oh, toll! Darf ich mal gucken?«
»Nein, später. Wir müssen los. Onkel Richard wartet schon auf uns.«
Sie ließ sich hochheben und schmiegte sich an ihn. Sie liebte seine dunkle Stimme und den Duft nach Pfeifentabak, den seine Kleider ausströmten.
Wenig später saßen sie im Auto. Sie fuhren eine ganze Weile, und sie war ganz aufgeregt, wenn sie etwas sah, was sie kannte. Das war ein Spiel, das sie immer mit Papa spielte, wenn sie zusammen auf einem Geheimnis-Ausflug waren. So nannte er das, denn sie durfte den Geschwistern nichts davon erzählen. Weil die sonst neidisch waren.
Irgendwann war die Straße zu Ende, es ging durch den Wald bis zu einer Lichtung, auf der ein großes Haus aus Holz mit einer Veranda und grünen Schlagläden stand.
»Das sieht ja genauso aus wie in meinem Märchenbuch!«, rief sie aufgeregt und freute sich, als sie die Ponys auf der Wiese vor dem Haus sah.
»Darf ich gleich reiten?« Sie rutschte aufgeregt auf dem Sitz hin und her.
»Natürlich.« Papa lachte und parkte den Mercedes neben ein paar anderen Autos. Bei Onkel Richard war immer etwas los, und darauf freute sie sich auch, denn alle waren Freunde von Papa und hatten Geschenke und Süßigkeiten für sie dabei.
Sie stieg aus und rannte zu den Ponys, die sich streicheln ließen. Onkel Richard kam auch heraus und fragte, auf welchem Pony sie reiten wollte. Am liebsten mochte sie das weiße Pony, das hieß Flocke, das wusste sie. Komisch, dass sie sich an den Namen erinnerte, aber gar nicht wusste, wie das Haus von innen aussah.
Nach einer halben Stunde gingen sie hinein. Im Haus waren die Freunde von Papa und Onkel Richard. Alle begrüßten sie fröhlich und bewunderten das Dirndl und das rote Käppchen. Sie drehte sich hin und her und lachte.
»So, zieh mal das Dirndl aus.« Papa stellte die Papiertüte auf den Tisch und nahm das Kleid heraus. Onkel Richard nahm sie auf den Schoß und half dabei, ihr das Kleid und echte Seidenstrümpfe anzuziehen, wie Mama auch welche hatte. Die anderen lachten, weil sie sich so ungeschickt anstellten mit den Bändern, die an einem Gürtel befestigt wurden. Das war echt lustig!
Aber das Schönste war das Kleid – ein richtiges Prinzessinnenkleid in Rot! Und die roten Schuhe dazu, mit Absätzen!
Sie schaute sich im Spiegel an und war ganz stolz. Und Papa war auch stolz, er führte sie durch das Wohnzimmer die Treppe hinauf, wie bei einer Hochzeit. Onkel Richard ging vorneweg und öffnete eine Tür. Sie staunte. In dem Zimmer stand ein echtes Prinzessinnenbett mit Baldachin!
»Was spielen wir denn?«, fragte sie.
»Etwas
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