Boeses Blut
getötet, weißt du?«
Vor der Tür erklangen Stimmen. Kam oder ging jemand? Oder waren es nur ein paar Wachmänner, die sich miteinander unterhielten?
»Du scheinst es ganz gut zu verkraften, dass hier Leute um die Ecke gebracht werden.«
Sie kicherte. »Oh, ich schiebe voll Panik. Das kannst du mir glauben. Ich bin nur gerade voll zugedröhnt. Zu high, als dass es mich jetzt interessieren würde.«
» Wo ist deine Schwester?«, fragte ich.
Ihr Kopf, der sich langsam zur Seite geneigt hatte, schnappte nach oben . Ihre Augen wurden zu Schlitzen, als sie mich aufmerksam ansah. »Wie meinst du das?«
» Ich meine, wo ist deine Schwester? Parker.«
Erneut kicherte sie. »Ich habe keine Schwester, du Dummkopf.«
Das brachte mich kurz aus der Fassung. »Parker ist nicht deine Schwester?«
Ihr Kopf fiel wieder zur Seite. Sie schloss die Augen. »Natürlich nicht, du Dummkopf. Es gibt nur mich und meinen Daddy. Meinen verrückten, abgefuckten Daddy, der mich vermutlich töten wird.«
Ich saß am Bettrand und nahm ihr Gesicht in meine Hände. Ein heftiger Schauder durchfuhr sie. »Du bist kalt.«
» Das ist jetzt egal«, sagte ich. »Lilith, was geht hier vor?«
» Es ist kein ›La-la-la-führ-uns-ins-Licht-Lied‹.« Wieder schloss sie die Augen.
Ich schüttelte sie sanft. »Das weiß ich. Aber was machen sie mit dir? Warum setzen sie dich unter Drogen? Wer ist Parker?«
Sie sah mich lange und durchdringend an. Ihre Pupillen waren so groß wie Zehn-Cent-Münzen. »Mein Vater will, dass ich Teil der Sekte werde. Das heute Abend war nur eine Show. Ich glaube, er will mich wirklich abstechen.«
» Dich umbringen?«
» Natürlich. Ich habe es mein ganzes Leben lang gespürt, es jedoch erst verstanden, als ich älter wurde.«
» Und ich verstehe es jetzt nicht.«
Sie nahm meine Hand. Die ihrige war nicht viel wärmer als meine und zitterte leicht. »Die Sekte war sein Leben. Andere zu kontrollieren war sein Leben. Aber es gab immer noch etwas Anderes.«
» Was?«
» Er wollte immer noch mächtiger werden. Er wollte die absolute Kontrolle. Und er glaubte, dass die Antwort hier läge, am Mount Shasta, eine uralte Macht, die er erwecken könnte.«
Jetzt verstand ich. »Die Statue der Dämonin.«
Sie sah mich an und ihr Kopf fiel nach hinten ans Kopfende des Bettes. »Ja, die Dämonin. Ich glaube, du hast sie bereits kennengelernt. Er nennt sie Parker.«
19. Kapitel
Großartig.
Es war ja nicht so, dass ich das erste Mal von einer Frau zum Volltrottel gemacht worden war. Wie gesagt, ich bin schon eine ganze Weile auf der Welt unterwegs.
Aber Parker hatte meinen Heldenmut nach Strich und Faden ausgenutzt, fast so, als wüsste sie mehr über mich, als sie durchscheinen ließ. Ihren feinen Andeutungen nach hätte man fast darauf schließen können, dass sie von meiner Existenz als Vampir wusste und erwartete, ich würde meine Kräfte hier auf Cloudland zum Einsatz bringen. Sie wollte nicht einfach nur einen kaltblütigen Killer, der Erasmus Cole aus dem Weg räumte, sie hatte irgendeine unheilvolle Verbindung mit ihm.
Und wenn man Lilith Glauben schenken konnte – was angesichts ihres Drogenwahns nicht zwangsläufig der Fall war –, dann wäre es sehr gut möglich, dass diese Verbindung auf einer übernatürlichen, bösen Ebene lag.
Natürlich gehörten Vampire und Dämonen in der realen Welt nicht zu den Dingen, über die man in vornehmer Gesellschaft sprach. Sie waren Kreaturen, die in Filmen und Comicheften zu Hause waren. Aber ich wusste, dass Vampire existierten, und ich akzeptierte die Vorstellung, dass es wahrscheinlich noch viele andere mythische Gestalten gab, von denen ich keine Ahnung hatte.
Die Atmosphäre an diesem Ort, all die Anzeichen für ein baldiges Blutopfer, machten die Vorstellung einer Dämonin sehr glaubhaft.
Doch es war auch möglich, dass Lilith sich das Ganze nur ausdachte. War sie genug bei Verstand, um sich ein derart großes Lügengebilde zurechtzuspinnen? Leider konnte ich mich nicht mehr auf mein Bauchgefühl verlassen. Schließlich hatte es mir vor noch nicht allzu langer Zeit gesagt hatte, Parker würde die Wahrheit erzählen.
Was passiert e mit mir? Mein Bauchgefühl hatte mich noch nie im Stich gelassen.
Eine Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen: Parker war tatsächlich eine Dämonin und hatte mich unter ihren dunklen Einfluss ge bracht. Das störte mich. In meinen Beziehungen wollte immer ich den dunklen, grüblerischen Part einnehmen.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher