Böses Blut der Vampire
Genau das brauche ich. Wenn ich tot bin, ist es mir egal, ob ich erster Klasse oder in einer Holzkiste zurückgeflogen werde. Kommen wir noch in Godesberg vorbei? Wegen der Medis?“ „NEIN, kommen wir nicht. Brauchen wir auch nicht. Es ist alles da, was gebraucht wird. Himmelherrgott, wie kann man denn nur so ein Hypochonder sein?“ „Püh“, zickte Sebastian. „Du hast gut reden, wenn du zwanzig Kilo verlierst wegen Durchfall oder so, dann passiert bei dir nix, aber ich kann dann Werbung machen für Brot für die Welt. Wenn die mich damals auf ein Plakat gepinnt hätten, dann hätte mein bescheuerter Vater mich als Pinup-Boy für eine Misereor-Spendenkampagne gegen Hungerkatastrophen in Afrika verwenden können, dahinter hätte Karlheinz Böhm sich dreimal verstecken können.“ „Sebastian, in Marokko verwenden die Bucharis bestimmt kein katholisiertes Weihwasser mit Salomonellen“, grinste Malte. „Lalla Sara ist nicht der Typ, der heiliges Wasser aus dem Brunnen ZemZem in Mekka bestellt.“ „Du bist auch eine katholisierte Salomonelle! Idiot!“ brummte Sebastian. „Jan, steht Lalla Sara auf son Zeugs, also die islamische Version? Gibt es sowas überhaupt?“ „Klar, es gibt den Teich von Lalla Takerkoust mit den heiligen Schildkröten, den Gefährten der Lalla. Wenn man sich was wünscht, geht man an den Teich, schmiert sich Brotteig an die Füße oder Hände, dann taucht man in den Teich. Die Schildkröten kommen, fressen den Teig und dabei denkt man an seine Wünsche und die Kröten erzählen dann Takerkoust davon“, erzählte Jan völlig ernst. „Das ist hauptsächlich etwas für Frauen. Wenn sie keine Kinder bekommen können, dann bitten sie Lalla Takerkoust um Hilfe.“ „Ich komm vom Regen in die Traufe!“, stöhnte Sebastian. „Kaum dass ich von meinem superkatholischen Vater verstoßen bin, falle ich den Islamisten in die Hände. Apropos Kröten: Gibt es da irgendwelche wilden Tiere?“ „Cosmin, ich würde hier wahnsinnig werden“, sagte Jan. „Basti, du bist eine Pappnase! Du weißt genau, dass der Buchari-Vampirclan genauso wenig religiös ist wie ich. Und es gibt keine wilden Tiere in der Kasbah. Naja, die Bienen in Marokko sind etwas wilder als unsere. Im Tal, da gibt es ein paar Bienenstöcke in den Obstgärten. Und Elias hat einen Geparden, mit dem er immer Gazellen jagen geht, wenn er im Winter bei der Familie Urlaub macht. Um den Kater kümmern sich jetzt Kerim und Nina, aber der ist zahm. Einem wilden Untier kommt am ehesten Mounia nahe, ich habe sie manchmal im Verdacht, dass sie Feuer spucken kann. Allerdings würde ich ihr das nicht sagen.“ „Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?“, stöhnte Sebastian. „Jetzt mach den Koffer zu, du fährst für maximal drei Wochen weg und nicht für ein halbes Jahr. Und nicht ins Outback der Zivilisation, sondern in einen Wüstenpalast mit allem Schnick und Schnack an einem alten Vulkan.“ „Vulkan? Das Haus steht auf einem Vulkan???? Wann ist der zuletzt ausgebrochen?“, fragte Sebastian entsetzt. „Dann sind da bestimmt auch schweflige Quellen. Und davon bekommt man Durchfall.“ „Basti, ich hab gegoogelt. Der Vulkan betreibt einen eigenen Blog im Internet. Im letzten Posting steht, dass er auf dich wartet, um dann auszubrechen, wenn du im Bett liegst“, rief Malte aus dem Flur, als er sein Gepäck heranschleppte. „Es sei denn, die Bewohner der Kasbah opfern dich dem marokkanischen Vulkangott in einer blutigen Zeremonie im Krater. Dann will er es sich noch mal überlegen.“ Ein unwilliges Knurren ertönte und Jan hörte amüsiert, wie Sebastian unglücklich vor sich hinmurmelte. „Killerbienen! Menschenfressende Großkatzen! Heilige Kröten und ein Vulkan! Und Elias Feuer spuckende Schwester! Was habe ich bloß verbrochen? Ich bin doch bloß ein kleiner harmloser schwuler Student, der gelegentlich Sex mit einem Vampir hat.“ „Wo ist denn jetzt meine Brieftasche? Eben hatte ich die noch in der Hand. Und ich finde mein Smartphone nicht! Cosmin, weißt du, wo …?, fragte Malte leicht verzweifelt. „Siehst du jetzt, was ich meine?“, fragte der Radulescu-Vampir und schaute zu Jan, um dann theatralisch die Hände zum Himmel zu recken. „Auf der einen Seite eine kleine hypochondrische Diva und auf der anderen Seite eine Schlampe.“ „Das mit der Diva habe ich gehört!“, zickte Basti aus seinem Zimmer rüber. „Außerdem bin ich nicht klein!“ „Ich bin keine Schlampe!“ Und dann vernahm Jan eine lachende
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