Böses Blut der Vampire
hatte den schnaufenden Stadtrat hereingebracht. Der ältere Radulescu-Vampir musterte den Stadtrat argwöhnisch, nachdem er von den Vorkommnissen nach der Beerdigung ausführlich in Kenntnis gesetzt worden war. „Dieser Jan Meyer-Frankenforst hat dich zusammen mit Malte Kasten in den Müllcontainer geworfen und geschlagen? Wie dreist! Und dein Sohn hat wirklich meinen Neffen verführt?“ „Die sind doch alle krank und abartig. Cosmin kann bestimmt nichts dafür, die haben ihn und Sebastian sicher unter Drogen gesetzt. Dein Neffe ist so ein anständiger Junge, er war bei uns noch vor wenigen Wochen, um sich zu informieren, wie man Priester wird. Ein Unding, dass Cosmin pervers sein soll. Dann war da noch die Großmutter dieses marokkanischen Strichers, die sich doch tatsächlich einbildete, mir Befehle geben zu können.“ „Ja, es wird Zeit, dass wir da eingreifen. Wenn bekannt wird, dass du einen schwulen Sohn hast, wird deine Wahlkampfplanung über den Haufen geworfen. Das werden deine linken Gegner genüßlich ausschlachten“, gab Ioan zu bedenken. Innerlich frohlockte er, denn er sah jetzt sein Ziel vor Augen. Dass Cosmin hinter Sebastian her war, das wusste er schon lange, aber das jetzt noch als Quasi-Verbündeter Sebastians Vater dazukam, das war ein Geschenk des Himmels. „Ich werde Erkundigungen einziehen lassen, ob wir etwas in Erfahrung bringen können über diese Familie Meyer-Frankenforst. Nimm Platz, Daciu wird uns einen Kaffee machen.“ Dann griff er zum Telefon und rief seine Kontakte bei der Polizei an. Wie in Hermannstadt am alten Sitz der Familie Radulescu hatte Ioan sich schnell einige abhängige Kreaturen geschaffen, leitende Beamte der Plauener Polizei waren mit die Ersten gewesen, derer sich der Vampir angenommen hatte.
Nach einer Stunde hielt eine Polizeistreife an der Burg und in Gegenwart des verblüfften Peter Harrach öffnete der Vampir ein umfangreiches Dossier über die Familie Meyer-Frankenforst.
„Donnerwetter Ioan, wie …?“ „Es ist immer gut, wenn man hier und da einen kleinen Gefallen tun kann. Laß mal sehen … Jan Meyer-Frankenforst … Hm, Karriere an der Uni. Begabter Wissenschaftler und Doktorand … spricht mehrere Sprachen … jetzt kommt es, seit drei Jahren mit einem gewissen Elias Buchari aus Marokko verpartnert … Hm ... ebenfalls an der Universität Bonn studierend … Medizin … spielt Oud … hat eine Band, mit der er auftritt … Oh, was haben wir da?“ Ioan blätterte weiter. „Das ist ja interessant. Die Familie war vor Jahren in einen Kriminalfall verwickelt, bei dem dieser Medizinstudent beinahe ums Leben gekommen wäre. Und da ist die Rede von einem Russen, der Kronzeuge war in einem umfangreichen Missbrauchsfall … Hm … Haftstrafen … einige Beteiligte kamen unter ungeklärten Umständen im Gefängnis ums Leben … sehr beachtlich.“ „Was steht da? Ich hör wohl nicht recht?“ „Na, da hast du ja einen sehr interessanten Schwiegersohn“, meinte Ioan Radulescu und schaute zu Peter Harrach. „Ich wusste es ja, das sind Kriminelle. Als Zeugen in einem Missbrauchsprozess gewesen. Na, man weiß ja, wie das läuft. Mich wundert gar nichts mehr. Kann ich diese Unterlagen haben? Ich will damit zum Jugendamt, damit diesem Perversen das Sorgerecht entzogen wird.“ „Leider nicht, Peter, ich habe diese Daten inoffiziell bekommen. Außerdem steht da nur, dass die beiden Zeugen waren. Da steht nichts, was man ihnen anlasten könnte.“ „Soll ich jetzt meine Enkel in den Händen dieser widernatürlichen Kotstecher lassen?“, empörte sich der Stadtrat. „Natürlich nicht. Aber wir erledigen das auf meine Weise. Mit den Ämtern dauert das zu lange, wer weiß, was den Kindern dann passiert? Da ist dieser Marokkaner, dann bringt der die Kinder noch außer Landes. Dann siehst du sie nie wieder.“ „Großer Gott!“, rief Peter Harrach und sein Gesicht wurde weiß wie eine frisch gekalkte Wand. „Ioan, ich muss die Kinder da herausholen. Sie müssen in eine anständige christliche Familie oder in ein Heim!“ „Beruhig dich! Wir finden einen Weg. Du fährst jetzt nach Haus und ich kümmere mich darum.“ „Ioan, egal was es kostet, ich zahl den Preis. Das ruiniert meine Bundestagskarriere, wenn das rauskommt!“ „Egal was es kostet?“, wiederholte Ioan mit einem leisen Lächeln. „Vielleicht komme ich darauf zurück.“
Nachdem der verstörte Stadtrat das düstere Büro im ehemaligen Rittersaal verlassen hatte, blätterte Ioan weiter in
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