Böses Blut der Vampire
der umfangreichen Akte. Er sah, dass einer der in dem Prozeß verurteilten Helfer vor einiger Zeit unter Auflagen freigelassen worden war. Ein junger Mann, der jetzt als Fahrer bei einem Kurierdienst in Bonn arbeitete. Ioan dachte eine Zeit lang nach, spielte verschiedene Möglichkeiten durch und legte sich einen Plan zurecht.
Dann rief er seine drei Helfer zusammen und verteilte sehr genaue Anweisungen, von denen er wusste, daß sie von Angelus, Daciu und Tichon umgesetzt würden. Die drei Helfer lauschten aufmerksam mit ausdruckslosen Gesichtern, nickten dann und verschwanden.
In Bonn standen die Zeichen auf Aufbruch. Nach dem Begräbnis mitsamt dem eskalierten Leichenschmaus wollten die Bucharis wieder nach Marokko zurückkehren. Elias und Jan hatten zuerst mitfliegen wollen, doch Jan meinte dann zu Elias, dass es für ihre kleinen Jungs besser sei, wenn sie erst einmal wieder zur Ruhe kämen. Sie hatten die Kleinen gefragt, ob sie Lust hätten, zusammen mit den anderen Grandmère zu besuchen und als die Kleinen herumdrucksten, war klar, dass es momentan Wichtigeres gab. Elias verzichtete gern auf seine Flucht aus der winterlichen Kälte in den Süden Marokkos, drohte allerdings lachend mit einer mindestens 40% höheren Heizkostenabrechnung. Er wollte die winterliche Kälte kompensieren und drehte die Heizung in ihren Räumen tatsächlich bis zum Anschlag auf.
„Mein zartes, kleines Wüstenpflänzchen“, spottete Jan gutmütig. „Hier muss man ja sonst den Kühlschrank aufmachen, um zu heizen!“, entgegnete Elias leicht grummelnd, der nichts so sehr haßte wie Kälte und Nässe.
In der WG Radulescu, Harrach & Kasten wurden Koffer gepackt, denn die Einladung Lalla Saras, die Kasbah zu besuchen, um im Archiv der Familie nach weiterem Stoff für die Fantasyspiele zu suchen, die Malte und Sebastian programmierten, war sehr gern angenommen worden. Die beiden Studenten und Cosmin wollten zwei Wochen in der Kasbah bleiben und vielleicht eine Woche Strandurlaub machen. Sebastian holte seinen Eastpak-Rucksack hervor, nebst einer Reisetasche und einem Koffer, in den er alles packte, von dem er glaubte, es zu brauchen. Jan, der gerade zu Besuch war, schaute dem Treiben des Jungen belustigt zu. „Basti, Marokko ist nicht am Rande der Zivilisation, meine Schwester Nina arbeitet in einem Krankenhaus und kann dir versichern, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass diese Mengen Desinfektionsmittel und Medikamente überhaupt zum Einsatz kommen. Ich war schon oft in der Kasbah, das ist ein kleiner Palast und gut für alles eingerichtet.“ „Marokko, das ist doch in Nordafrika, nicht wahr?“, hielt Sebastian ihm vor. „Außerhalb der EU?“ „Stimmt“, gab Jan zu. „Na also, und von da hört man immer nur was von Hunger und Seuchen. Wenn ich krank werde, wer weiß, ob ich da überhaupt lebend wieder rauskomme?“ „Kleiner, du hast mein Blut und das von Cosmin in den Adern. Es ist unwahrscheinlich, dass sich auch nur irgendein klitzekleines Virus oder Bakterium mit dir anlegt.“ „Ich geh lieber auf Nummer sicher“, brummte Sebastian. „Himmel, alles natürlich in letzter Minute und ich muss noch in die Stadt zum ADAC.“ „Sebastian, wir fliegen, wir fahren nicht mit deinem Golf“, rief Malte aus dem Nebenzimmer. „Hast du mein Tablet gesehen? Das muss doch hier irgendwo sein?“ „Ich will diese Versicherung, mit der man von den Gelben Engeln vom ADAC nach Hause geflogen wird, wenn man krank wird“, rief Sebastian zurück. „Das Tablet liegt im Wohnzimmer auf dem Tisch. Da hast du es gestern Abend liegen gelassen. Weißt du, welche Apotheke noch offen ist? Einige Medis sind abgelaufen!“ „Ich glaube, in Godesberg hat eine Apotheke Notdienst. Meinst du, ich sollte Kondome mitnehmen? Wo ist mein Reisepaß?“ „Cosmin, wie hältst du das nur aus?“, kicherte Jan. „Frag nicht, Jan, frag besser nicht“, seufzte der Vampir. „Du brauchst für Marokko keinen Reisepaß, Malte. Jungs, seht zu, dass ihr fertig werdet. Jan wird uns in einer Stunde zum Flughafen bringen.“ „Das schaffe ich aber nicht mehr zum ADAC“, rief Sebastian entsetzt. „Ohne Versicherung fliege ich nicht!“ „Sebastian, die Stiftung hat einen eigenen Helikopter mit Zusatztanks, Ali ist damit hergeflogen, als Michael im Krankenhaus lag. Im Notfall kriegen wir dich schon heil wieder hierher.“ „Sicher?“, zweifelnd tauchte Sebastians Gesicht auf. „Ja, todsicher, und nun mach hin!“, brummte Jan amüsiert. „Todsicher?
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