Böses Blut der Vampire
verschwand allein Richtung Tür. Malte atmete auf und überlegte. Ich glaub, ich habe genug gesehen. Basti, da kommen ja interessante Seiten an dir zum Vorschein. Ich habe mir zwar schon gedacht, dass du schwul bist, aber so ganz zufällig, wie du mir das beschrieben hast, war dein Treffen mit dem Vampir ja nicht. Und Cosmin hat mir wirklich die Wahrheit gesagt. Nachdenklich kehrte er zu den anderen zurück und hörte, wie der DJ eine Durchsage machte und eine Spendenaktion ankündigte.
Eine Woche vorher war nach dem Sturm eine Leiche auf einem Feld außerhalb der Stadt gefunden worden. Man sprach von einem Angriff durch Wölfe, denn die Leiche war übel zugerichtet und die ortsansässige Jägerschaft witterte schon Munition gegen das sächsische Wolfsansiedlungsprojekt. Allerdings teilte die Polizei mit, dass die Bisswunden nicht einem Wolf zugeschrieben werden könnten und die Wolfshysterie verebbte.
Es wurde spekuliert über Ritualmorde, Sebastians Vater hatte einen Leserbrief in der Plauener Lokalpresse veröffentlicht, in dem er schrieb, dass es unter den Gästen des Sodoms mit Sicherheit Satanisten gäbe und dass die Polizei gut daran täte, die Gäste dieses Etablissements einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen. Daraufhin gab es wütende Proteste der oppositionellen Grünen und reservierte Stellungnahmen, die dem konservativen Stadtrat von übler Verleumdung bis Scheuklappendenken einiges vorwarfen. Ein Kommentator hatte unter der Überschrift „CDU-Stadtrat schmiedet äußerst dünnes Blech“ Peter Harrachs Ideen auf schärfste zurückgewiesen. Es ging ein paar Tage hin und her, dann wandten sich die Medien einem anderen Thema zu. Jedoch hinterließ der Tote Frau und Kinder in einer prekären Lage, sodass Spenden gesammelt wurden, um den Hinterbliebenen zu helfen. Auch das Sodom beteiligte sich an der Aktion, denn die im Sodom auflegenden DJs hatten sich über die Verdächtigungen des bigotten Stadtrates sehr geärgert. Der Club rief seine Gäste zu einer Verlosung auf. Es wurden weibliche Gäste verlost, nicht die Mädchen direkt, aber die Gelegenheit, eine Runde mit einem ersteigerten Mädchen zu tanzen. Malte erinnerte sich noch sehr gut daran, wer ihm vor nicht allzu langer Zeit ein Date torpediert hatte. Im Club ließ Basti sich von seinem Freund als Preis zur Verfügung stellen. Sebastian wusste, dass er als Tanzmaus eine gute Figur abgab, weshalb er sich nicht lange bitten lassen musste, als Malte ihn fragte, ob er ihn als Preis anbieten könnte. Der DJ an den Turntables, den Sebastian noch aus Tanzschulzeiten kannte, fand es auch gut, als Abwechslung zwischen den Girlies ein Boylie zu versteigern und legte los. Er winkte Basti auf den gegenüber der normalen Tanzfläche erhöht angelegten Stage, sodass ihn alle sehen konnten. „Leute, zur Abwechslung einmal ein Kerl, Mädels, schaut euch unseren dunklen Engel an, ein regelmäßiger Gast des Clubs, ein Dancefloor Killer, der Coolste der Coolen, der die Tanzfläche leer fegt, von seinem Kumpel angeboten - wer bietet mehr als 5 Euro! Drei Songs zum Abtanzen mit unserem Dancefloor-Killer und ein Date im Anschluss. Denkt dran, es ist für einen guten Zweck.“ Ein Spot tauchte Sebastian in einen Lichtkegel und die Nebelmaschine nahm ihre Arbeit auf, ein paar Takte, zu denen Basti sich bewegte. Pfiffe und Gegröle ertönten im Klub. „Gott, ist das peinlich“, kicherte Basti, dem das natürlich gar nicht peinlich war. Er fühlte sich etwas gebauchpinselt und da kam auch schon das erste Gebot. Er trug eine Lackhose im Bondage Style, und passend zum Stil der Musikvideos der 90er, nur eine schwarze Samtweste auf der nackten Haut, eine dicke Silberkette schwang zusätzlich um seinen Hals. Außerdem hatte er eine plüschig wirkende rosafarbene Kopfbedeckung à la schwuler Cowboy aufgesetzt. Malte hatte gemeint, es fehlte nur noch eine Federboa und er würde zuhause bleiben. Die 90er eben, mit Techno, House, Eurodance und Love-Parade und Basti als ein Revival auf zwei Beinen. „10 Euro“, ein blondes Mädchen aus seiner Stufe, mit dem Basti ein paar Kurse zusammengehabt hatte. Er grinste ihr zu und klimperte mit den Wimpern. „20 Euro.“ Sebastian erkannte seine frühere Tanzpartnerin Meike und Malte stieß Basti lachend in die Seite, als er ihr zuwinkte. Jetzt ging es langsamer weiter, die Bieterinnen bekriegten sich um des Spaßes willen in kleinen Schritten, man langte bei 55 Euro an und der DJ kam zum Ende. „55 Euro zum Ersten, höre ich
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