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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einen Augenblick zurück. Er stand auf und sah Wayne Jennings an. »Dies alles«, sagte er, »das ganze Geständnis und die Beichte und alles war nur eine Methode, um Zeit zu gewinnen, nicht wahr, Zeit zu bekommen, um die Lage einzuschätzen? Uns auf Ihre Seite hinüberzuziehen? War irgend etwas davon wahr? «
    »Was zählt, ist das Resultat«, sagte Jennings neutral.
    »Und Nyberg?« sagte Hjelm. »Wie sah Ihre Einschätzung aus, als er durch den Korridor auf Sie zukam? Sahen Sie dieses Szenario hier schon vor sich? Gab es überhaupt keine Überraschung in dem Uppercut?«
    Jennings starrte ihm gerade in die Augen. Hjelm fand, daß er direkt ins Urzeitdunkel blickte. Wie ein Haiauge.
    »Das werden Sie nie erfahren«, sagte Jennings.
    Hjelm trat einen Schritt näher. Er begab sich bewußt in eine Position, in der Jennings ihn binnen einer Zehntelsekunde hätte töten können. Er wußte nicht richtig, warum er den Kopf in den Rachen des Löwen steckte. Ein plötzlicher Lockruf von der anderen Seite? Der Gesang der Sirenen? Ein höhnisches Grinsen ins Angesicht des Todes ? »Zum erstenmal in meinem Leben habe ich ein gewisses Verständnis für die Todesstrafe«, sagte er.
    Jennings lächelte sein flüchtiges Lächeln. Es hatte nichts mit Freude zu tun. »Als Individuum verdiene ich natürlich die Todesstrafe«, sagte er. »Aber ich bin kein Individuum, ich bin eine ... Instanz.«
    Hjelm ging. Die anderen standen im Flur zusammen. Arto Söderstedt sprach in ein Mobiltelefon.
    »Sagt er die Wahrheit?« fragte Kerstin Holm. »Geht es um Steuersysteme für Kernwaffenköpfe. Oder schickt er uns auf einen Scheißjob, um selbst den Rücken frei zu haben?«
    »Der Handlanger des Todes«, sagte Hjelm grimmig. »Seine Wege sind unergründlich. Wofür benutzt er uns, verdammt? Was für ein Spiel spielt er?«
    »Ist das nicht die Domäne der Sicherheitspolizei?« meinte Chavez.
    »Müssen wir das nicht auf Regierungsniveau verlegen?« sagte Holm.
    Hultin stand vollkommen reglos da. Dachte er oder war er in seiner Handlungsfähigkeit gelähmt?
    »Wir gehen rein und töten ihn«, schlug Norlander naßforsch vor.
    Söderstedt drückte auf den Ausknopf seines Telefons und seufzte schwer. »Justine Lindberger ist der Bewachung entwischt«, sagte er.
    Hultin schnitt eine Grimasse; das erste Lebenszeichen seit langem.
    »Wir regeln das selbst«, sagte er neutral. »Ganz gleich, womit Justine da herumpusselt, es ist illegal. Nehmt sie fest. Und kontrolliert sämtliche geplanten Abfahrten aus sämtlichen schwedischen Häfen in den nächsten Tagen.«
    »Und Jennings?« sagte Hjelm.
    »Verschärfte Bewachung. Ich veranlasse das. Arto, hast du noch alle Aufzeichnungen von Justine?«
    »Im Zimmer.«
    Sie gingen dorthin.
    Gunnar Nyberg saß da und starrte auf seine gegipste rechte Hand. Er betrachtete sie skeptisch. »Ihr habt einen Pakt mit dem Teufel geschlossen«, stellte er fest. »Paßt bloß auf, verdammt. Ich mach dabei nicht mit.«
    »Du gehörst zum Team, Gunnar«, sagte Hultin. »Wir müssen Justine Lindberger erwischen. Jetzt geht es um große Politik.«
    »Mach dir bloß nicht ins Hemd.«
    Hultin sah ihn ungerührt an.
    »Er hält euch zum Narren«, fuhr Nyberg lautstark fort. »Könnt ihr nicht sehen, daß er euch was vormacht? Er hat mir was vorgemacht. Er li eß mich zuschlagen. Ich habe seinen Blick gesehen. Es war alles gespielt. Jetzt ist es mir klargeworden.«
    »Das ist möglich«, sagte Hultin. »Aber daß Justine Lindberger ihrer Bewachung entwischt ist, das ist eine Tatsache. Wir brauchen dich.«
    Nyberg schüttelte den Kopf. »Nie im Leben.«
    »Dann bist du ab sofort krank geschrieben. Geh nach Hause.«
    Nyberg starrte ihn wild an und verließ den Raum. Er blieb im Korridor stehen und schnaubte vor Wut. Dann begab er sich auf direktem Weg zum Arrest in den Keller. Zwei kräftige Beamte in Zivil hatten gerade vor der Tür Posten bezogen. Sie saßen auf Stühlen im dunklen Gang und hatten einen Tisch mit einem Kartenspiel drauf zwischen sich gestellt. Sie sahen Nyberg ein wenig unsicher an, der sich auf einen dritten Stuhl an der Wand setzte.
    »Spielt ihr nur«, sagte er. »Ich bin nicht da.«
    Er war da, und er gedachte dazubleiben. Plötzlich hatte er alles vor sich gesehen. Den Korridor bei LinkCoop. Den Weg
    vorwärts. Robert Mayers Blick. Die kleine, kleine Bewegung zur Jacke. Die Hand, die zurückgezogen wurde. Die eiskalte Hinnahme des Schlags.
    Hier gedachte er zu bleiben.
    Währenddessen trat Arto Söderstedt mit

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