Böses Blut
sie scharf. »Der militärische Geheimdienst«, sagte er und schien noch etwas mehr auf dem Herzen zu haben.
Kerstin bemerkte es. »Nur?« fragte sie.
»Commando Cool – allein diese widerliche Bezeichnung deutet ja schon an, daß nicht geplant war, es an die Öffentlichkeit dringen zu lassen ... Auf jeden Fall: Commando Cool war in gewisser Weise unmittelbar Nixon unterstellt, es wurde zu seiner Zeit gegründet, gegen Ende des Krieges, ein wenig aus Verzweiflung, wie es scheint. Die öffentliche Fassade war der militärische Geheimdienst, aber hinter den Kulissen wirkten andere Kräfte.«
»CIA?« fragte Kerstin und schien alle diplomatischen Masken im Hotelzimmer vergessen zu haben.
Ray Larner schluckte. Er sandte ihr einen Blick, der zeigte, daß sich ihre Beziehung verändert hatte – doch nicht unbedingt zum Schlechteren. »Mit vielen dicken ›Geheim‹–Stempeln, ja, möglicherweise. Sie müssen wissen, daß das Verhältnis zwischen FBI und CIA sehr gespannt ist, und wenn auf irgendeine Weise herauskommt, was ich hier sage, dann kann ich meine gesamte Pension vergessen. Man hat mein privates Telefon abgehört, und ich kann nur hoffen, daß hier im Raum keine Abhöranlage installiert ist. Man weiß nie. Aber wie Sie verstehen werden, habe ich schon viel zuviel gesagt. Versuchen Sie, es zu vergessen.«
»Schon passiert«, sagte Kerstin. »Wir sind nur hier, um Verbindungen nach Schweden ausfindig zu machen. Nichts anderes wird in unseren Berichten stehen.«
Larner betrachtete sie beide nacheinander, ausgiebig. Dann nickte er kurz. »Acht Mitglieder«, wiederholte er.
»Und Balls?« fragte Kerstin waghalsig.
Larner lachte plötzlich laut auf. »Haben Sie die FASK konsultiert? Fans of American Serial Killers im Internet?«
Sie sahen einander an.
»Kommen Sie mit mir«, sagte Larner, stand auf und stürzte auf den Korridor hinaus. Sie gingen ein paar Türen zurück. Er klopfte an einer Tür, an der Bernhard Andrews stand, und trat ein.
Ein scheinbar deplazierter Jüngling Mitte Zwanzig in Jeans, T–Shirt und mit runder Brille sah von einem riesigen Computer auf und lächelte breit. »Ray«, sagte er gut gelaunt und reichte ihm eine Computerliste. »Die Ausbeute von gestern. Ein Baumwolldirektor aus West Virginia, ein Golfklub in Arkansas und noch so dies und das.«
»Barry«, sagte Larner, nahm die Liste entgegen und überflog sie. »Das hier sind die Officers Jahn und Halm from Sweden. Sie sind wegen K. hier.«
»Aha«, sagte Bernhard Andrews freundlich. »Kollegen von Jorge Chavez?«
Die beiden waren stumm vor Staunen.
»Geboren in Schweden 1968«, fuhr Andrews fort. »In Raggswede, stimmt's? Seine Eltern waren Chilenen mit linken Kontakten, die vor Pinochet geflüchtet sind. Der Vater heißt Carlos und hat eine Weile im Fußballstadion von Santiago gesessen. Wurde gefoltert.«
»It's called Ragsved«, sagte Hjelm verwirrt.
»Er war vor einer Woche drin«, erläuterte Andrews selbstgefällig. »Gute, aber etwas durchsichtige Verkleidung. Er hat hundertdreißig Dollar vom Geld der Steuerzahler angelegt, um reinzukommen. Kleine Entwicklungshilfe aus der schwedischen in die amerikanische Steuerkasse.«
Sie starrten ihn fassungslos an.
»Barry ist Hacker«, sagte Larner ruhig, »einer der besten des Landes. Kommt überall rein. Wir hatten Glück, daß wir ihn eingefangen haben. Außerdem ist er FASK.«
»Fans of American Serial Killers«, sagte Andrews. »Nice to meet you.«
»Das ist eine Methode, die potentiellen Serienmörder anzulocken«, sagte Larner und wedelte mit der Computerliste. »Wie sehr sie auch versuchen, sich zu verkleiden, Barry fängt sie ein. Wir haben drei von ihnen mit Hilfe der FASK gefangen. Barry ist der unbekannteste Held der Nation, würde ich behaupten.«
Bernhard Andrews lächelte breit.
»Balls existiert also gar nicht?« fragte Kerstin, die offensichtlich schneller schaltete als Hjelm.
»Ich hab's vom Rosaroten Panther übernommen. Der Maskierungsexperte, den Kommissar Clouseau anstellt und der jedes Sprengstoffattentat überlebt. Das einzige, wovon man bei den Serienmördern sicher ausgehen kann, ist, daß sie keinen Humor haben. Das scheint sie geradezu immun zu machen.«
»Es war gedacht als ein Versuch, einen Protest bei jemandem zu provozieren, der es besser wußte«, sagte Larner. »Aber bis jetzt hat niemand angebissen.«
Sie verabschiedeten sich vom Fan of American Serial Killers. Er grinste breit und winkte.
Larner führte sie wieder in sein
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