Böses Blut
Büro. Auf dem Korridor sagte er: »Es ist in der heutigen Welt nur wenig so, wie es zu sein scheint.«
Er setzte sich auf seinen Stuhl. »Ich dachte, Sie hätten keine Vertreter ethnischer Minderheiten in ihrem Polizeikorps«, sagte er und berührte damit voller Präzision einen wunden Punkt der Schweden. »Aber nicht einmal Chavez darf über die FASK informiert werden. Barry ist eine unserer wichtigsten geheimen Waffen im Kampf gegen die Serienmörderwelle.«
Er zog eine Schublade heraus und holte ein paar Papiere hervor, breitete sie auf seinem Schreibtisch aus und legte einen FBI–Kugelschreiber auf jedes Blatt. »Es ist nicht so, daß ich Ihnen nicht vertraue, aber mein Vorgesetzter hat diese Schriftstücke für Sie vorbereitet. Schweigepflicht unter Androhung von Bestrafung nach dem amerikanischen Gesetz, wenn sie gebrochen werden sollte. Bitte lesen Sie es sich durch und unterschreiben Sie.«
Sie lasen. Das Kleingedruckte war schwer zu entziffern. Beide empfanden einen instinktiven Widerwillen dagegen, ihre Unterschrift unter diffuse Papiere zu setzen, aber wieder einmal siegte die Diplomatie. Sie unterschrieben.
»Ausgezeichnet«, sagte Larner. »Wo waren wir? Commando Cool. Acht Mitglieder, kein Balls. Gruppenleiter war der viel jüngere Wayne Jennings, der schon Veteran war, als er angeheuert wurde, fünfundzwanzig Jahre alt, sechs Jahre Krieg und Gott weiß wie viele Tote hinter sich. Die besten und prägendsten Jahre des Lebens im Dienst des Todes. Bei Kriegsende siebenundzwanzig Jahre alt, dreißig, als K. seine Tätigkeit begann. Kehrte nach dem Krieg auf die Farm seines verstorbenen Vaters in Kentucky zurück, am Fuße des Cumberland Plateaus, wenn Ihnen das etwas sagt. Hat nicht viel angebaut, sondern von der Veteranenrente gelebt. War zweifellos der am meisten Verdächtige, den Aussagen zufolge sehr geschickt im Umgang mit den Zangen. Die dritte Leiche wurde nur dreizehn Meilen von seinem Haus entfernt gefunden. Übrigens starben drei vom Commando Cool in den letzten Kriegswochen. Außer Jennings überlebten noch vier, Sie finden die Namen im vollständigen Material, zu dem Sie Zugang erhalten. Es gab noch einen in Kentucky, Greg Androwski, Jugendfreund von Jennings, der aber völlig vor die Hunde ging und 1986 an seinem Drogenkonsum starb. Er lebte also während der vier Jahre von K. in Kentucky, war aber ziemlich heruntergekommen und als Mörder eher ungeeignet. Völlig kaputt durch Vietnam. Von den anderen drei zogen zwei nach Norden, einer nach New York, Steve Harrigan, der Börsenmakler wurde und während der achtziger Jahre zu den Haien an der Wall Street gehörte, einer nach Maine, Tony Robin Garreth, der Angelfahrten für Touristen durchführt. Beide waren ziemlich gut gegen Verdächtigungen gefeit. Der letzte, Chris Anderson, zog nach Kansas City und verlegte sich auf den Verkauf von Gebrauchtwagen.«
»Schwedischer Abstammung?« fragte Kerstin.
Larner lächelte leicht. »In der vierten Generation«, sagte er. »Sein Ururgroßvater kam aus einem Ort namens Kalmar, falls Ihnen das was sagt. Aber Anderson war tatsächlich Nummer zwei auf der Liste, Jennings' engster Kumpel, genauso eiskalt, genauso kriegsgeschädigt. Aber seine Alibis waren in der Regel einen Tick besser als die von Jennings, Und Jennings war widerwärtiger, das war letztlich mein Hauptargument, rein gefühlsmäßig. Gemessen daran, habe ich das Ganze ziemlich weit vorangebracht.«
»Wie sicher waren Sie sich eigentlich in bezug auf Jennings?«
Larner lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Er überlegte einen Moment. »Vollkommen sicher«, sagte er. »Hundert Prozent.«
Er zog umständlich eine dicke Akte aus einem altmodischen Archivschrank hervor, der neben dem Flipchart stand. Jerry Schonbauer schaute herein. »Alles klar«, sagte er.
»Fünf Minuten«, sagte Larner und warf Kerstin die Akte hin. Sie schlug sie auf. Ein kleiner Stapel Fotos breitete sich wie ein Fächer vor ihnen aus. Das erste war ein Porträt. Jennings um die Dreißig, ein junger, frischer Mann mit strohblondem Haar und breitem Lächeln, aber auch mit einer stahlblauen Kälte in den Augen, die das Bild sehr eindrucksvoll in zwei Teile teilte. Kerstin hielt zuerst die Hand über den oberen Teil des Fotos und sah einen glücklich lächelnden Jüngling, dann legte sie die Hand über den unteren Teil und sah den Eisblick eines steinharten Mannes.
»Genau so«, sagte Larner fast enthusiastisch. »Ganz genau so. Am Anfang, als
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