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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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mitgebracht. Dieses Rudashevsky-Video, hinter dem sie mich hergeschickt hatte, hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Cassandra hatte gesagt, es habe etwas mit mir zu tun, aber ich konnte nicht recht sehen was. Ich machte mir keine Sorgen, dass Cassandra ein Gewächs der Ältesten sein könnte: Dafür war sie (oder er) einfach zu sonderbar. Höchstwahrscheinlich war Cassandra ein Spinner/eine Spinnerin, der/die beschlossen hatte, mir eine Rolle in der paranoiden Fantasie zuzuweisen, mit der er/sie sich beschäftigte. Die schlimmste Gefahr, der ich mich aussetzte, war, dass ich meine Zeit verschwendete.
    Cassandra hatte Glück, dass ich im Moment Zeit zu verschwenden hatte und neugieriger war, als mir guttat. Jemand nahm beim dritten Läuten ab.
    »Danke für die Geschichtsstunde«, sagte ich.
    »Ein Mann sollte seine Vergangenheit kennen.« Es war dieselbe verzerrte Stimme und vielleicht dieselbe Person.
    »Ich verstehe nicht, was Rudashevsky mit mir zu tun hat. Ich habe damals in Deutschland Däumchen gedreht.«
    |304| »Rudashevsky selbst nichts, aber die Rudashevsky-Gruppe. Das war eine Kommission, die eingerichtet wurde, um Rudashevskys Verbindung mit dem Iran zu untersuchen. Jeder im Geheimdienstbereich hat daran teilgenommen, für den Fall, dass irgendwelche Vorwürfe auftauchen sollten.«
    »Schließt ›jeder‹ auch Sie selbst mit ein?«
    »Man hat einen Teil meiner Arbeit für eigene Zwecke verfälscht, aber davon abgesehen wurde ich ferngehalten. Mein Skeptizismus war nicht erwünscht.«
    »Deshalb haben Sie Senator Lee mit Ihren Zweifeln gefüttert. Es überrascht mich, dass er ein solches Festmahl daraus gemacht hat.«
    »Mich hat das auch überrascht. Genau wie kaputte Uhren haben Politiker das Vorrecht, wenigstens einmal richtig zu ticken. Ich weiß nicht, warum sein Gewissen sich gerade zu diesem Zeitpunkt gemeldet hat, aber es war sehr gut für mich.«
    »Sie denken nicht, dass er diese Fragen aus Bitterkeit gestellt hat? Die Erweckungsbewegung hatte gerade dafür gesorgt, dass er abgewählt wurde.«
    »Das spielt jetzt eigentlich keine Rolle mehr. Lee und sein selbstmörderischer Mut sind einfach nur Artefakte der Geschichte.«
    Cassandras Wortwahl war interessant. »Hatten die Ältesten irgendetwas mit seinem Herzanfall zu tun?«
    »Soviel ich weiß, waren fettes Essen und heimisches Bier seine einzigen Feinde.«
    »Ich begreife immer noch nicht, was das alles mit mir zu tun hat.«
    »Die Rudashevsky-Gruppe ist der Grund für die Existenz der Spezialeinheit Siebzehn. Hätte die Gruppe nicht behauptet, im Iran gebe es Atomwaffen, hätte man Sie nicht losgeschickt, um die zu finden.«
    »Die Massenvernichtungswaffen wären so oder so da gewesen, |305| was auch immer die Rudashevsky-Gruppe nun behauptete.«
    Cassandra schwieg.
    »Wollen Sie etwa sagen, dass die gelogen haben?«
    »Nichts im Leben ist je so einfach, Felix. Das ist am Telefon ein bisschen schwer zu erklären.«
    »Bisher machen Sie Ihre Sache recht gut.«
    »Ein anderes Mal. Ich interessiere mich mehr für Ihre Fortschritte.«
    »Es geht voran. Ich arbeite hart. Das wissen Sie; ich bin mir sicher, es steht irgendwo in meiner Akte«, sagte ich. »Angenommen ich bekomme diese Liste in die Hand. Was machen Sie dann damit?«
    »Dieses Land ist ein Süchtiger, der seine Sucht nicht mehr im Griff hat. Wir haben immer noch Freunde in der Welt. Wenn die erfahren, was hier los ist, was hier geplant ist, organisieren sie vielleicht eine Intervention.«
    »Oder überlassen uns unserem Schicksal. Selbst wenn Sie die Liste haben, werden Sie gewiss nicht in der Lage sein, die Fisher-Leute aufzuhalten.«
    »Keiner kann sie aufhalten.«
    »Nicht einmal die Gründerinitiative?«, fragte ich. »Sie sagten mir doch, die Defense Intelligence Agency hätte ihr eigenes Programm. Wenn es irgendjemanden gibt, der die Ältesten zur Vernunft bringen kann, dann das Pentagon.«
    »Geheimdienste horten Geheimnisse, Felix. Sie decken sie nicht auf.«
    Die Leitung verstummte. Cassandra hatte gerade genug gesagt, um mich bei der Stange zu halten. Kein Amateur kann mit Informationen so gut umgehen. Ich hatte mit jemandem zu tun, der aus dem Geheimdienstbereich kam, der entweder jetzt noch dort tätig war oder es in der Vergangenheit gewesen war. Das Gerede über ausländische Freunde war vielleicht ein Hinweis gewesen. Möglicherweise hatte ich es mit |306| einem britischen Geheimdienst zu tun. Nicht viele andere Länder mochten die USA noch genug, um sich die Mühe zu

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