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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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antworten können.«
    »Ich habe nicht nach den Namen gefragt, Direktor.«
    Dyer schaffte es endlich, sich auf die Beine zu kämpfen. Sein Gesicht war rot – nicht der rosa Farbton von drei Martinis zum Lunch, sondern die dunklere Röte eines Mannes, der gerade über den ersten Ausflug seiner Tochter in die Nicht-Jungfräulichkeit gestolpert ist.
    »Russ, mir war nicht bewusst, dass Sie diese Fragen stellen würden.«
    »Ich wurde gerade erst über einige dieser Fakten in Kenntnis gesetzt, Clancy.«
    »Dann sollten wir sie besprechen, bevor wir dem Direktor |296| weitere Fragen stellen«, sagte Dyer. Die anderen Ausschussmitglieder beobachteten den Wortwechsel mit einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben. Inzwischen konnte jeder, der Augen hatte, sehen, dass alle im Saal wollten, dass Lee aufhörte zu reden.
    »Heute ist der letzte Aussagetermin des Direktors und ich bin der Meinung, dass die Fakten des CI A-Falls noch nicht vollständig geklärt sind.«
    »Das muss der Ausschuss gemeinsam entscheiden, Russ.«
    Senator Lee setzte zur Antwort an, stellte aber fest, dass sein Mikrofon tot war. Dyer nutzte die Situation, um seine letzte Frage zu stellen.
    »Direktor«, sagte Dyer, »damit das ganz klar ist: Haben Sie festgestellt, dass die in Houston gefundenen Uranspuren von ebenjenem Uran stammen, das Anatoly Rudashevsky den Vertretern der Revolutionsgarden verkauft hat?«
    »Jawohl, Senator. Ich habe nicht den geringsten Zweifel.«
    Der Bericht endete mit der hilfreichen Anmerkung des BB C-Korrespondenten , er habe keine Ahnung, wovon Senator Lee gesprochen habe. Keine der BB C-Quellen sei bereit zu reden, nicht einmal inoffiziell.
    Keine der Fragen von Senator Lee war also für das amerikanische Publikum als geeignet erachtet worden. Auch hier wurde Cassandra nicht erwähnt, aber ich hatte das Gefühl, Lees Fragen waren das, was sie mir zeigen wollte. Ohne das Nachrichtenlaufband hätte ich Mühe gehabt, irgendeine der Personen auf dem Video zu erkennen. Sie stammten aus einer Zeit vor den Ältesten und ihre Streitigkeiten wirkten so fremd und fern wie ein Disput im römischen Senat.
    Ich musste nur ein wenig tiefer graben, um herauszufinden, dass alle drei tot waren. Dyer hatte vor fünf Jahren einen allgemein erwarteten dritten Herzinfarkt erlitten. Foyle war letztes Jahr an einem Gehirnaneurysma gestorben. Lee hatte das Jahr des Ausschusses nicht überlebt. Es war fast eine |297| Gnade, dass er nicht miterleben musste, was aus der Republik wurde.
    Jemand hatte Lee mit nachrichtendienstlichen Informationen versorgt, die die CIA dem Ausschuss nicht gegeben hatte. Wie ein Anwalt stellt auch ein Politiker nur selten eine Frage, auf die er die Antwort nicht schon weiß. Foyles Aussage war die allgemein akzeptierte Geschichte des Anschlags auf Houston, wie ich sie damals und seitdem immer wieder gehört hatte. Es hatte immer genug Unklarheiten gegeben, um Verschwörungstheoretiker aufzustacheln, aber keine konkreten Beweise, die die Story infrage gestellt hätten. Lees Fragen hatten Foyles Version nicht widersprochen, aber sie hätten Zweifel gesät, wenn man sie gesendet und dann unbeantwortet gelassen hätte.
    Cassandra wirkte zu raffiniert, um ein Verschwörungsfreak zu sein, aber ich wusste noch immer so gut wie nichts über diese Person. Meine Suche ins Blaue hinein hatte nur noch weitere Fragen zu etwas aufgeworfen, das vor zehn Jahren geschehen war, Antworten zur Gegenwart hatte ich wieder nicht erhalten.
    Es wurde Zeit, dass ich aufhörte, mit mysteriösen Stimmen herumzuspielen, und wieder zu meinem eigentlichen Job zurückkehrte, was auch immer inzwischen aus dem geworden war.

|298| 16
    Ich überwachte Emerson drei Tage lang. Er arbeitete in dem neuen Bürohaus des Justizministeriums in der Centre Street, einem unauffälligen grauen Gebäude in Manhattan. Ein Kontaktmann in einer Kreditagentur hatte mir ein neues Foto, einen beruflichen Lebenslauf, die Heimatadresse und Informationen über den Familienstand verschafft; beinahe alles, was ich brauchte, bis auf den Hinweis, warum Glass sich so sehr für ihn interessierte.
    Am ersten Tag ging Emerson vormittags in das Gebäude an der Centre Street und kam erst um drei Uhr nachmittags wieder heraus. Ich hatte einen Wagen gemietet, aber keinen Stellplatz dafür gefunden. Hinter dem Gebäude gab es einen kleinen Parkplatz, aber ich hatte keine Parkberechtigung und in der Gegend waren scheußlich viele Bullen. Ich stellte den Wagen eine Straße weiter ab. Das

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