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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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sicher und könne denselben Komfort genießen wie zu Hause. Die Betonmauern, der Stacheldraht und die Wachtürme haben mich eher an ein Gefängnis als an eine Gemeinde erinnert. Der Pastor sagte, derzeit würden fünf Siedlungen gebaut, aber es gebe einen Plan für ein Netzwerk von gesicherten Siedlungen im ganzen Heiligen Land, sobald mehr Juden zurückkehrten.
    Ich fragte ihn, ob die Juden denn nicht zurückkehren wollten, und er lächelte mich an, wie er es früher getan hat, als ich noch ein Kind war. »Juden sind eigensinnige Menschen, mein Sohn«, sagte er. »Sonst hätten sie unseren Heiland längst angenommen. Amerikanische Juden sind die schlimmsten: Ängstlich, immer bereit, sich einzumischen, liberal. Ich sage dir, wenn sie nicht Teil von Gottes Plan
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wären   …« Er lachte. Ich war mir nicht so sicher, ob er nur scherzte. »Wir werden dafür sorgen, dass sie sich an ihr Versprechen gegenüber Gott erinnern, du wirst schon sehen.«
    Pastor Aftergood hatte alle nötigen Formulare für mich dabei. Der Bonus war doppelt so hoch, wie ich erwartet hatte. Anscheinend ist die Armee seit Teheran verzweifelter, als ich dachte. Er drückte mir den Stift in die Hand. Ich konnte den Pastor nicht enttäuschen. Aber Er hat so viel für mich getan.
    Nächsten Monat werde ich auf dem Weg ins Heilige Land sein. Was hätte ich sonst tun können?
     
    Das war nicht die Nachsendeadresse, auf die ich gehofft hatte. Ich drehte und wendete das kleine Buch und versuchte, vielleicht in dem rissigen, schwarzen Ledereinband einen Sinn zu finden. Ich hatte keine Ahnung, warum Isaac sich in dieser Absteige einquartiert hatte oder warum er Zeit dafür aufgewendet hatte, ein Tagebuch zu verstecken, das vor Jahren endete. Das machte etwa so viel Sinn wie sein plötzliches Verschwinden.
    Eine abrupt eingetretene Stille lenkte mich von dem Einband ab. Die Jukebox war verstummt. Keine Gabeln klirrten auf Tellern, kein Stimmengewirr war zu hören. Es war vollkommen still, abgesehen von der Gruppe hinter mir.
    Sie trugen gestärkte Waldmuster-Tarnuniformen und ihre Militärstiefel glänzten von liebevoller Pflege. Der Älteste war neunzehn, die anderen vier mussten um die siebzehn sein. Es waren Wächter unserer moralischen Reinheit und die meisten von ihnen waren zu jung, um wählen zu dürfen.
    Als Ezekiel White uns sein Komitee für Kinderschutz aufgedrückt hatte, war dies unter dem Vorwand geschehen, das sei die einzige Möglichkeit, die Kinder zu schützen. Nachdem das Komitee in Ungnade gefallen war, hatten die Ältesten beschlossen, die Mittelsmänner abzuschaffen und die |97| Kinder sich selbst beschützen zu lassen. Diese Pflicht fiel den Kids zu, die aus dem David-Programm kamen. Das war das Äquivalent der christlichen Schulen zum Ausbildungskorps der Reserveoffiziere und hatte die Aufgabe, die nächste Generation von heiligen Kriegern heranzuziehen.
    Die Nation setzte große Hoffnungen auf diese Kinder; sie wurden als die erste unverdorbene Generation seit dem Auftauchen von Brüsten im Fernsehen gepriesen. Ihre Eltern waren zu Hause oder in Kirchenschulen unterrichtet worden, aber früher oder später hatten sie sich der bösen modernen Welt stellen müssen. Jetzt aber, da die Ältesten die vergossene Milch in die Kanne zurückgezaubert hatten, nahm man an, dass weder widersprüchliche Gedanken noch Gefühle die Kids daran hindern würden, Gottes Plan zu erfüllen.
    »Fünf Cheeseburger«, sagte der Jüngste mit einer Stimme, die noch immer ein bisschen hoch war. Er war ein schmaler Junge mit kurz geschnittenem aschblondem Haar und grausamen haselnussbraunen Augen. Er hatte die Bestellung ohne irgendeine Form von altmodischer Höflichkeit aufgegeben, deren die konfessionellen Schulen sich so oft rühmten. Stattdessen hatte seine Stimme den harten Klang von jemandem, der sich zu allem berechtigt fühlt, weil er von Kind an gelernt hat, wie man Geld als Knüppel einsetzt. Übrigens ordneten die anderen Jungs sich ihm unter; es war offensichtlich, dass er der Anführer war.
    Die Söhne Davids flüsterten untereinander, während sie auf ihre Bestellung warteten. Jeder von ihnen trug eine Maschinenpistole, die er so zärtlich hätschelte, dass wir darüber Witze reißen würden, sobald sie wieder weg waren. Sie hatten sich um den Ältesten versammelt, der einen kleinen, tragbaren Computer, einen PDA, in der Hand hielt. Er war ein kräftiger junger Mann, der eine Brille trug und sich ständig mit den Händen durch das Wenige

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