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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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fuhr, was der Rasierer von seinen dunkelbraunen Haaren übrig gelassen hatte. Die |98| Captain-Streifen auf seinem Revers sollten zeigen, dass er für eine Führungsposition in der Armee ausgebildet wurde, ohne sich tatsächlich in Gefahr zu bringen. Das war der eigentliche Zweck der Söhne Davids: Eine Möglichkeit für gut vernetzte Anhänger der Erweckungsbewegung, das Projekt im Heiligen Land zu unterstützen, ohne ihre eigenen Kinder zum Kämpfen dorthin schicken zu müssen. Der Captain hatte seine Autorität schon dem forschen Blondschopf abgetreten, und so konnte ich um seiner zukünftigen Soldaten willen nur hoffen, dass er zu Hause blieb.
    Allmählich erhob sich wieder ein leises Gemurmel im Diner. Die Jukebox blieb still: Die Nationalhymne war nicht auf der Playliste und keiner wollte etwas anderes wagen. In stummer Übereinkunft beschlossen die Gäste, zu essen und abzuwarten, bis die Söhne Davids wieder abzogen wie ein schlimmes Unwetter.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Ältesten wirklich geplant hatten, ihre Moral mithilfe von Kindern durchzusetzen, aber Whites Tod hatte ihnen keine Alternative gelassen. Waffenfähige, kampfbereite Männer waren inzwischen knapp und wurden im Heiligen Land gebraucht. Die Ältesten hatten bisher noch keine Einberufung von Nicht-Freiwilligen riskiert, aber das war nur eine Frage der Zeit. Inzwischen misstrauten sie der Polizei und dem FBI sogar noch mehr als früher und erwarteten Verrat von jedem Mann mit den falschen ökumenischen Referenzen. Dafür war die Säuberung, von der Benny redete, Beweis genug. Die einzige verbleibende Option war, Jungs loszuschicken, um die Arbeit von Männern zu tun.
    Die Söhne Davids waren berechtigt, Geldstrafen für Blasphemie, Respektlosigkeit gegenüber dem Vaterland und lüsternes Verhalten zu verhängen, wobei Letzteres alles sein konnte, was ihnen mit ihrer fruchtbaren Halbwüchsigenfantasie so vorkam. Während das Komitee für Kinderschutz |99| sich zur Polizeitruppe hochstilisiert und so getan hatte, als beherrschte es die Kunst des Ermittelns, waren die Söhne Davids einfach nur Pfadfinder mit Schnellfeuerwaffen. Diese Kombination war gleichzeitig beängstigend und lächerlich.
    Was immer sie auf dem PDA anschauten, sie machten ein großes Theater darum. Der Captain und der Blondschopf tuschelten erregt miteinander, während die ganze Gruppe sich abwechselnd nach dem Pärchen an meinem alten Tisch umsah. Die beiden waren genauso verwirrt wie die anderen Touristen. Nach ein paar Tagen mit historischen Schauplätzen, Museen und einer Broadway-Show auf dem Programm, dachte die Hälfte von ihnen, die ganze Szene sei ein reines Spektakel nur für sie. Hier entfaltete sich ein Beispiel der neuen Schule amerikanischer Repression direkt vor ihren Augen. Ich hatte das Gefühl, diese beiden Briten würden gleich herausfinden, wie authentisch das Ganze war.
    Der blonde Junge griff sich den PDA aus den Händen seines Captains und marschierte zum Tisch hinüber.
    »Kommen Sie mit«, sagte er. »Wir haben einen Haftbefehl für Sie.« Ich wusste nicht, dass die Söhne Davids die Befugnis hatten, Haftbefehle zu vollstrecken, aber ich war nicht überrascht. Die Regierung stellte schon längst nicht mehr klar, was ihre Leute tun durften und was nicht.
    Ich erhaschte einen Blick auf den Bildschirm, bevor er ihn dem Mann unter die Nase hielt. Er zeigte ein computergeneriertes Fahndungsfoto und dazu noch ein besonders schlechtes. Es hätte auf die Hälfte der Männer im Diner passen können. Ich fragte mich, warum der Blonde ausgerechnet den Briten herausgepickt hatte. Vielleicht, weil seine Freundin schwarz oder weil der V-Ausschnitt ihrer Bluse zu tief war, oder vielleicht einfach wegen der Art, wie das Paar sie angesehen hatte, als sie hereingekommen waren. Letztlich spielte es keine Rolle. Er konnte es aus jedem verdammten Grund tun, der ihm passte.
    |100| »Entschuldigung, ich verstehe nicht«, sagte der Brite und stockte am Ende des Satzes. Er wusste nicht, wie er den wütenden Jungen ansprechen sollte, ob als »Officer«, »Inspector« oder »Private«. Und es kam ihm albern vor, jemanden, der zehn Jahre jünger war als er selbst, »Sir« zu nennen.
    Der Junge hielt dem Mann das Fahndungsfoto wieder unter die Nase. »Das hier ist ein Haftbefehl. Das sind Sie. Kommen Sie freiwillig mit oder wir bringen Sie mit Gewalt zur nächsten Polizeistelle.«
    Nun dämmerte es dem Mann endlich, dass der Junge es ernst meinte. »Was wirft man mir

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