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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Zeitvertreib.
    Der Moderator ging zur anderen Topstory des Tages über. In Guantánamo lief eine weitere Runde von Prozessen der Militärkommission. Sie folgten einem Zeitplan, der nicht nachvollziehbar war. In manchen Monaten prasselten die Anklagen nur so nieder, weiteten sich zu einem Medienzirkus |91| aus und kulminierten in Geständnissen und Schuldsprüchen. Dann wieder vertagte sich das Gericht für Monate, ohne eine Erklärung zu geben.
    Die Untertitel sagten, dass der Mann, der heute Vormittag vor Gericht stand, zu einer größeren Gruppe gehörte, der wegen Sabotage im Heiligen Land der Prozess gemacht wurde. Jahre nach Beginn unseres großen Abenteuers war man der Neuerrichtung des Tempels nicht näher gekommen als in der Zeit der Kreuzzüge. Es war noch nicht einmal der Anfang gemacht, denn dazu müsste man den Felsendom in die Luft sprengen. Auch wenn die Anwesenheit von hunderttausend amerikanischen Soldaten und großzügige Subventionen die Siedlungsgebiete stark vergrößert hatten, weigerten sich doch Millionen von Juden, nach Hause zurückzukehren. Sie blieben in ihren Geburtsländern, sprachen die Sprache, mit der sie aufgewachsen waren, und schenkten Israel keine große Aufmerksamkeit. Dieser Mangel an Dankbarkeit bewirkte bei den laut Regierungsentscheidung theologischen Gelehrten viel Zähneknirschen.
    Der Glaube hatte bisher an den praktischen Problemen, die dem Tempelbau im Wege standen, noch nicht viel geändert. Nicht einmal israelische Hardliner konnten sich ernsthaft für die Idee begeistern, den Felsendom zu planieren. Bei unserem Einmarsch in den Iran hatte es keinen allgemeinen Aufstand im Mittleren Osten gegeben, aber durch die Implosion Iraks und des Libanon sowie eine Kampagne von Bombardements in der ganzen Welt hatte es ganz entschieden so gewirkt. Keiner wusste, wie die Region die Zerstörung eines der größten Heiligtümer des Islam aufnehmen würde. Für die Menschen hier war die Frage abstrakt, aber Israel befand sich in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ebenso unsere Truppen, und ich konnte mir vorstellen, dass das Pentagon einen gewissen Druck ausübte, sich der Realität zu stellen.
    Das brachte die Ältesten in eine schwierige Position: die |92| ganze Region in Brand setzen und den Rest der Wirtschaft auch noch zugrunde richten oder zugeben, dass sie sich geirrt hatten, und damit den göttlichen Segen, unter dem sie regierten, infrage stellen. Zu ihrem Glück hatten sie noch ein Hintertürchen, das sie schon seit Jahrhunderten nutzten, und das hatte Hörner. Natürlich arbeiteten Satan und seine Helfer gegen die Mission im Heiligen Land. Wer wusste besser als Lucifer, dass diese Mission unvermeidlich zu seiner endgültigen Niederlage und der glorreichen Wiederkehr Christi führen musste. Die Lakaien Satans mussten gefunden und bestraft werden.
    Der Häftling war Anfang zwanzig. Als er im Heiligen Land eingetroffen war, musste er wie jeder andere gut genährte amerikanische Junge ausgesehen haben. Sein dunkles Haar musste länger gewesen sein und die Wangen rundlich statt eingefallen. Was mich schaffte, waren die blassgrünen Augen. Sie waren innerlich gebrochen und ich wusste, wie man das anstellte. Ich fragte mich unwillkürlich, wie er in diese Rolle geraten konnte und wie lange sie ihn unter Wasser gehalten hatten, bis er bereit gewesen war, seinen Part zu spielen. Das war eine professionelle Neugierde, die ich genauso wenig unterdrücken konnte wie das Atmen.
    Von den laufenden Prozessen wurden nur winzige Ausschnitte gezeigt. An die Nachrichtenagenturen gelangten nur kurze Filme, deren Inhalt genauso zensiert war wie die andere Art von schmutzigen Streifen, gegen die die Ältesten etwas einzuwenden hatten. Journalisten durften den Prozessen nicht beiwohnen. Jeder Häftling, der den Kameras vorgeführt wurde, hatte sein Geständnis bereits abgelegt, sowohl vor der weltlichen Gewalt als auch vor höheren Mächten. Sollten die verblüffenden Befragungstechniken, die die Kapläne in Guantánamo einsetzten, sich auch auf dem Festland etablieren, wäre die Hälfte der mit Morduntersuchungen betrauten Kriminalbeamten arbeitslos.
    |93| »Mein Auftrag lautete auf Sabotage«, sagte der Häftling. Einen Moment lang fragte ich mich, wie seine Stimme klang, und überlegte, ob ich Rose bitten sollte, den Ton laut zu stellen, doch dann wurde mir klar, dass ich das gar nicht wissen wollte. »Ich mischte Beton falsch an, sabotierte Kameras und Sensoren und nahm jede Gelegenheit wahr,

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