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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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nicht, wohin Iris als Nächstes ging. Und ich war mir nicht sicher, ob ich mitkommen wollte.
    »Hast du irgendwelche Verdächtigen?«
    »Zu viele«, antwortete Iris. »Ich muss noch einigen anderen Spuren folgen. Wenn ich herausfinden kann, was Patrick in seinen letzten Stunden getan hat, kann ich die Liste vielleicht eingrenzen.«
    »Soll ich mitkommen?«
    |207| Iris schüttelte den Kopf. »Es ist einfacher, wenn ich das hier allein mache. Danke für deine Hilfe.«
    »Nicht der Rede wert. Wie kann ich Kontakt mit dir aufnehmen?«
    »Ich übernachte in der Memorial Baptist Church in Brooklyn.« Iris schrieb mir eine Adresse und eine Telefonnummer auf die Hand. »Sag ihnen, du seist mein Vetter aus New Canaan.«
    Wir gingen nordwärts in Richtung Subway. Mary war nicht mein Problem, aber ich musste unwillkürlich über sie nachdenken. Die Spuren an ihrem Hals konnten die Folge einer schiefgelaufenen Trickserei sein, aber mein Bauchgefühl sagte etwas anderes. Die Quetschungen waren zu gleichmäßig für ein Verbrechen aus Leidenschaft. Jemand hatte sie mit böswilliger Absicht getötet. Ich war nicht überrascht. Schließlich war Mary im Erpressungsgeschäft gewesen.
    Ich blieb unvermittelt stehen. Iris ging noch ein paar Schritte weiter, bevor sie es merkte und sich umdrehte.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Mary hatte mich gerade auf einen Gedanken gebracht. »Ich stelle dir jetzt eine Frage«, sagte ich. »Du musst aber vollkommen ehrlich sein.«
    »Okay«, sagte Iris.
    »War Salda ein Erpresser?«
    »Was?«
    »Der
Kreuzzug
braucht Geld und kennt die Geheimnisse von einer Menge Menschen. Die Schlussfolgerung ergibt sich von selbst.«
    Iris verdrehte die Augen. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass wir nicht die Mafia sind?«
    »Na ja, jemand hat deinen Freund gefoltert, um Informationen zu bekommen.«
    »Informationen über den
Kreuzzug
«, sagte Iris. »Du weißt, |208| dass wir viele Feinde haben.« Sie machte auf dem Absatz kehrt.
    Ich hatte es wieder einmal geschafft. »Behalte es einfach im Hinterkopf«, sagte ich zu ihrem Rücken.
    »Ich hasse die Menschen nicht so sehr wie du, Felix«, bemerkte Iris, »aber ich werde mein Bestes geben.«
    Iris ging und ließ mich stehen, genau wie immer.

|209| 11
    Es hieß wieder: Ich gegen das Tagebuch, dritte Runde. Ich saß in meinem Büro und starrte die Decke an.
    Irgendwas musste da drinstehen. Es war alles, was ich hatte. Faye hatte mich die letzten Tage in Ruhe gelassen. Ich hoffte, dass das an der Achtung vor meinen Verletzungen lag. Die letzte Begegnung mit meiner Klientin war nicht allzu gut verlaufen, aber gefeuert war ich wohl nicht. Sie hatte mich nicht aufgefordert, ihr ihr Geld zurückzugeben.
    Falls Faye mich schließlich doch anrief, wusste ich nicht recht, was ich ihr sagen sollte. Alle meine Spuren hatten bisher in eine Sackgasse geführt. Ich würde ihr bestimmt nichts von Cal und seinen verrückten Ideen erzählen, in die möglicherweise auch Isaac verwickelt gewesen war. Ob es nun stimmte oder nicht, falls sie darüber mit den falschen Leuten sprach, konnte sie eine Menge Ärger bekommen.
    Das Tagebuch wurde beim dritten Lesen auch nicht besser. Ich hatte mich oft gefragt, wie die Dinge sich vielleicht entwickelt hätten, wenn ich nicht in Teheran zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre, wenn ich nicht mit einer Krankheit nach Hause gekommen wäre, über die keiner reden wollte. Ich stellte mir ein Leben ohne die ständige Angst vor, dass mir die Medikamente ausgingen, mit einer Arbeit, auf die ich stolz sein konnte, oder vielleicht einem kleinen Haus, das ich mit einer Lady teilte, die zufällig ganz ähnlich wie Iris |210| aussah. Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes musste einfach grüner sein als das giftbraune Kraut auf meiner.
    Isaacs Zeit nach Teheran hatte ein paar Kratzer auf der rosaroten Brille hinterlassen. Er hatte kaum Geld, schaffte es nicht, einen ordentlichen Job zu finden, und ging schließlich wieder zur Armee zurück. Er musste nicht um Arztrezepte betteln, aber davon abgesehen waren die Dinge für uns gar nicht so verschieden gelaufen.
    Ich blätterte zum Ende des Tagebuchs und sah mir den letzten Eintrag an. Ich fragte mich, warum er das Tagebuch während seiner Dienstzeit im Heiligen Land nicht weitergeführt hatte. Hinten waren noch leere Seiten und ich bezweifelte, dass er im Heiligen Land etwas Schlimmeres erlebt hatte als das, was wir im Iran durchgemacht hatten. Vielleicht war es genauso gewesen wie unsere

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