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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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mit der Frau, die er beschützte. Was Mordmotive anbelangte, war das ein absoluter Klassiker. Wenn man den Diebstahl aus Stonebridges Safe und die misshandelten Prostituierten hinzufügte, wurden die Dinge nur noch schlimmer. Was immer letztlich der Grund war, ich hatte keinen Zweifel daran, dass Stonebridge Isaac ermordet hatte.
    Der Anfall, den Isaac beschrieb, klang wie einer von meinen eigenen. Ich hatte mit Stonebridge in Teheran zu tun gehabt, aber nachdem ich ihm mit dem Tod gedroht hatte, war der Kontakt abgebrochen. Ich hatte keine Ahnung, wo Stonebridge war, als die Stadt zerstört wurde; möglicherweise war er auch innerhalb der Fallout-Zone gewesen. Keiner wusste, wie viele von uns es gab: mindestens ein paar Hundert, aber definitiv weniger als Tausend. Unter der Obhut der Veteranenbehörde war ich den größten Teil der Zeit isoliert gewesen und den anderen war es wohl genauso ergangen. Bei meinem Zyklus aus Anfall, Fixierung und Sedierung, der meinen typischen Tagesablauf gebildet hatte, war nicht viel Zeit für soziale Aktivitäten geblieben. Als der Cocktail dann entwickelt war, wurden wir auch schon entlassen. Falls Stonebridge meine Krankheit hatte, änderte das meine Meinung über ihn nicht im Geringsten. Er war schon lange vor jenem Tag krank gewesen.
    Ich verließ mein Büro und benutzte das Subway-System wie ein einziges großes Internetcafé. Die Bahnhöfe waren einer der wenigen Orte, wo der einzige Ausweis, den man brauchte, um das Internet zu benutzen oder einen Anruf zu tätigen, ein gesetzliches Zahlungsmittel war. Touristen hatten keine Sozialversicherungsnummern oder Führerscheine. Vor ein paar Monaten war ein Gerücht umgegangen, dass für jede Hotspot-Nutzung oder Telefonkarte eine verbindliche |217| Passüberprüfung angeordnet werden sollte. Der Bürgermeister hatte aber sein Rückgrat wiedergefunden und darauf hingewiesen, dass den Touristen schon an der Grenze die Fingerabdrücke abgenommen würden und sie gesetzlich dazu verpflichtet seien, sich bei Aufforderung mit dem Reisepass auszuweisen. Noch mehr Verordnungen würden den Tourismus, der ohnehin schon einen Tiefpunkt erreicht hatte, nur noch weiter in den Keller treiben. Noch siegte der Realismus hin und wieder über die Paranoia, aber nur, wenn sehr viel Geld im Spiel war.
    Ich trieb mich in Midtown herum und ging zu Fuß von einem Bahnhof zum anderen, statt die Subway zu nehmen. So war es sicherer: Oberirdisch gab es weniger Kameras und dichtere Menschenmengen, in denen man sich verbergen konnte. Ich verschmolz mit den Touristenströmen und vergaß nicht, hin und wieder stehen zu bleiben und etwas anzustarren, als hätte ich es noch nie zuvor gesehen. Das machte mir nicht viel aus; das Chrysler Building konnte man sich gar nicht oft genug ansehen.
    Auf jedem Bahnhof überprüfte ich nur einen Namen von der Liste und war nie länger als fünf Minuten online. Der Nachrichtendienst NSA hatte Supercomputer, die die ganze elektronische Kommunikation durchkämmten. Meine Suche nach diesen Namen mochte irgendwo ein Warnlämpchen aufleuchten lassen, konnte aber ebenso gut in der großen Datenflut unbemerkt untergehen.
    Ich konnte unmöglich wissen, wie vorsichtig ich sein musste. Besser, zu paranoid sein, als unnötige Risiken eingehen. Sowieso war genau dieses Zögern, die Angst, dass es vielleicht jemand mitbekommen könnte, wenn man das Falsche anschaute, das eigentliche Ziel der Politik.
    Glass hatte ein besonderes Interesse an David Emerson gezeigt, also begann ich mit ihm. Der erste Treffer war eine Seite des Justizministeriums. Emerson arbeitete für die |218| Bürgerrechtsabteilung des Südlichen Bezirks direkt hier in New York. Das bedeutete, dass Kirov sein Chef gewesen war.
    Der nächste Treffer sagte mir, dass David Emerson neunundzwanzig Jahre alt war. Er hatte unmittelbar nach dem Jurastudium in der Justizbehörde angefangen, seine Freundin aus Collegezeiten, Greta, geheiratet und wohnte jetzt in Park Slope, Brooklyn. All das kam aus einer unanfechtbaren Quelle: von seinem Vater.
    Unter normalen Umständen könnte sich ein junger, beim Staat angestellter Anwalt kein Haus in diesem Teil der Stadt leisten. Aber zufällig war David der Sohn von Ignatius Emerson, Pfarrer der zwanzigtausend Menschen fassenden New-Life-Kirche am Rande von Boca Raton, Florida. Und zufällig glaubte Ignatius Emerson fest an die Idee, dass wer der Kirche den Zehnten gab, vom HERRN dafür zehnfach belohnt wurde. Zufällig war die Familie

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