Boeses mit Boesem
Namen, aber insbesondere einen Mann muss ich finden. Er heißt Patrick Salda und ist sehr wichtig für die Organisation.«
»Sie hätten nicht dich schicken sollen.«
»Sie wissen, dass ich Erfahrung habe«, erklärte Iris.
»Erfahrung hin oder her, nicht jeder in deiner Organisation hat deine Geschichte. Sie müssen gewusst haben, wie gefährlich das sein würde.«
»Darüber wissen sie gar nichts«, entgegnete Iris. »Warum hätte ich es ihnen denn erzählen sollen.« Sie hatte recht. Das war klug von ihr. Je weniger Menschen wussten, dass sie einen der führenden Vertreter der amerikanischen Ordnungsbehörden durchlöchert hatte, desto besser.
»Außerdem«, sagte Iris, »ist Patrick ein Freund von mir.«
|202| Iris verwendete beim Sprechen über Salda die Gegenwartsform, genau wie Faye, wenn sie von Isaac erzählte. Ich wollte, dass beider Hoffnungen sich bestätigten, aber die Welt war selten so gütig.
»Also, was brauchst du von mir?«, fragte ich. »Deswegen bist du doch hier.«
»Sei ausnahmsweise einmal nett, Felix«, entgegnete Iris. »Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte.«
»Du hast mich gesehen«, sagte ich, »aber du hast mich nicht angesprochen. Sosehr mir auch die Vorstellung gefällt, von einer schönen Frau verfolgt zu werden, begreife ich doch nicht, warum du mich nicht einfach begrüßt hast.«
»Ich habe mir eingeredet, ich müsste erst einmal herausbekommen, ob dich jemand beobachtet, damit ich dich nicht in Gefahr bringe. Die Wahrheit ist aber, dass ich wusste, wenn ich dir gegenüberstünde, hätte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte.«
Ich ergriff ihre Hand über den Tisch hinweg und versuchte, mit meinem Lächeln nett zu sein, was mir anscheinend nie gelang, wenn ich den Mund aufmachte. So saßen wir eine Weile, bis die Rechnung kam und den Bann brach.
»Hast du ein Bild von diesem Mann?«
Iris nickte.
»Okay«, sagte ich und stand auf. »Ich suche eine öffentliche Telefonzelle und erledige ein paar Anrufe.«
»Warum nimmst du nicht einfach dein Handy?«, fragte Iris.
»Spiel doch nicht die Naive, mein Schatz«, sagte ich. »Es wird Zeit, dass du dich daran erinnerst, in was für ein Land du nach Hause gekommen bist.«
Eine Stunde und ein Dutzend Anrufe später standen wir im Leichenschauhaus. Der Mann, der einmal Patrick Salda gewesen war, lag auf einem Bett aus Edelstahl. Hinter uns |203| summte eine asthmatische Klimaanlage und hielt das Unvermeidliche von uns fern. Iris sah ihn an, sagte aber kein Wort. Ich beschäftigte mich mit meinem Kontaktmann.
Steven Richard war ein schmaler Mann Anfang vierzig, der kräftig schielte und die Gesichtsfarbe eines Alkoholikers hatte. Ich glaube nicht, dass Richard ein Trinker war – dafür verhandelte er zu hart –, aber er hatte dasselbe rote Gesicht und sein dichter Schopf rötlich braunen Haars machte die Sache auch nicht besser. Immer wenn ich Richard traf, fragte ich mich, ob seine roten Wangen eine biologische Reaktion auf das bleiche und leblose Fleisch um ihn herum waren. Ich weiß nicht, wie er ausgerechnet zum gerichtsmedizinischen Assistenten geworden war, aber ich nahm an, dass es etwas mit dem Pech zu tun hatte, mit zwei Vornamen geboren zu sein.
»Im Gang stapeln sich die Leichen«, sagte ich in der Manier, die zwischen uns als Small Talk galt. »Hat jemand einen neuen Krieg angefangen, ohne mir Bescheid zu geben?«
Richard zuckte die Schultern. »Ich etikettiere sie einfach nur und lege sie zu den Akten.«
»Hat die Gerichtsmedizinerin ihn sich schon angeschaut?«
»Sie hat heute Morgen die Autopsie vorgenommen«, sagte Richard. Er reichte mir eine Mappe.
»Polizei?«
»Die hat nicht vorbeigeschaut und die Techniker haben nicht viel gesagt.«
Ich nahm meine Brieftasche heraus. »Und der andere Mann, nach dem ich Sie gefragt hatte?«, hakte ich nach und wägte meine Großzügigkeit ab.
»Ich habe den anderen Sanitätern und Bestattern Bescheid gegeben; falls er irgendwo in New York auf einem Leichentisch auftaucht, werden Sie es erfahren.«
Von Isaac also noch immer keine Spur. Wenigstens hatte er auf keiner Totenbahre gelegen. Ich musste Fayes kleine |204| Hoffnung, dass er am Leben sein könnte, noch nicht zerstören.
Richard wahrte ein würdevolles Schweigen, als ich ein paar Geldscheine in die Brusttasche seines Laborkittels steckte.
»Könnten Sie uns eine Minute allein lassen?«
»Kein Problem«, antwortete er. »Die Gerichtsmedizinerin ist zum Mittagessen gegangen. Und machen Sie
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