Boeses mit Boesem
Rauchwarenladen lag im Souterrain einer Ladenfront an der One-Hundred-and-Twenty-fifth Street. Eine grüne Jalousie verbarg das Ladeninnere vor der Straße. Als ich die |221| Tür aufmachte, sorgte das Nachmittagslicht, das mit mir hereinkam, dafür, dass es drinnen plötzlich doppelt so hell war.
Den größten Teil des Ladens nahmen Reihen von Glaskästen ein, die vom Boden bis zur Decke reichten. Darin lag Tabak aus der ganzen Welt, und zwar in so vielen Formen, wie der menschliche Erfindungsgeist sie hervorgebracht hatte: Zigarren aus Kuba, Kartons voll filterloser türkischer Zigaretten, loser Virginischer Tabak für die Pfeife und dicker, feuchter Kautabak in runden Edelstahldosen. Es war wie ein Museum für eine krebsfördernde Gewohnheit, die die Nation hinter sich zu lassen versuchte.
Der Ladeninhaber stand mit zwei Freunden, die ihm zur Hand gingen, hinter einem glänzenden Holztresen. Alle drei waren schwarz und näherten sich den mittleren Jahren. Ich konnte sehen, dass der Ladeninhaber wusste, wer ich war, aber trotzdem wartete er darauf, dass ich anfing.
»Ich bin hier, um Mr Franklin zu besuchen«, sagte ich. »Ich bin mit ihm verabredet.«
Der Ladeninhaber deutete mit einem Kopfnicken zur hinteren Tür. Ich nahm die Einladung an.
Cal und Jack erwarteten mich. Der hintere Raum war aus nacktem Beton und voller hoher Kistenstapel. Die Männer saßen beide ebenfalls auf Kisten vor einem klappbaren Kartentisch.
»Wodurch hat sich Ihre Meinung geändert?«, fragte Cal.
Er kam direkt zur Sache. Mir war das recht. »Ich habe das hier in Isaacs Kriegstagebuch versteckt gefunden.« Ich legte die Vergrößerungen der Mikropunkte auf den Tisch.
Ich zog eine Kiste an den Tisch und sah den beiden beim Lesen zu. Die Einträge machten Jack wütend und Cal traurig, aber keiner der beiden war überrascht. Ich informierte sie über das, was ich über die Namen in dem Brief herausgefunden hatte.
|222| »Warum haben Sie Isaac da nicht rausgeholt?«, fragte ich Cal. »Stonebridge war ihm auf der Spur.«
»Das wussten wir nicht sicher«, entgegnete Cal. »Er war der einzige Trumpf, den wir hatten. Ich hatte meine Befehle.«
»Kommen Sie mir nicht mit Befehlen«, sagte ich. »Sie wissen, was die im Iran wert waren.«
»Wir brauchen diese Liste. Wenn wir sie nicht bekommen, werden noch mehr Menschen sterben oder verschwinden. Wir befinden uns im Krieg mit den Ältesten, ob Sie das so sehen wollen oder nicht. Isaac war ein Soldat. Er kannte die Risiken. Wir alle kennen sie.«
Ich hatte diese »Wir-sind-entbehrlich«-Rede schon zu oft gehört. Sie brachte mich auf die Palme, egal, wer sie abließ, aber Cal eine zu scheuern und einfach wegzugehen würde niemandem helfen. Das war jedenfalls nicht das richtige Ventil für meinen Zorn.
»Wie gehen wir als Nächstes gegen Stonebridge vor?«
»Moment mal«, sagte Jack. »Wir waren offen mit Ihnen; jetzt sind Sie an der Reihe. Wer ist Ihr Klient?«
Jack tat sein Bestes, die gute Meinung zu beschädigen, die ich von ihm hatte. Ich hatte sie mir gebildet, als ich von Fremden beschossen wurde, und in solchen Momenten neigte ich dazu, jeden in einem günstigen Licht zu sehen, der nicht deren Führung folgte.
»Seien Sie nicht albern«, sagte ich. »Ich möchte nicht, dass Sie den Namen meines Klienten auf den Lippen haben, falls man Sie morgen einbuchtet.«
Jack stand auf. »Nennen Sie mich etwa einen Verräter?«
»Beruhige dich, Junge«, sagte Cal. »Er hat recht. Er kennt niemanden von unserer Seite und wir kennen niemanden von seiner. So ist es sicherer für alle Beteiligten.«
Jack sah uns beide scharf an und setzte sich wieder. »Wir wissen, wo Stonebridge sein wird; warum sollten wir nicht |223| zur Abwechslung einmal diejenigen sein, die sich jemanden schnappen, statt immer selbst geschnappt zu werden?«
»Ein kleines Vögelchen hat uns gezwitschert, dass er morgen zu Kirovs Beerdigung kommen wird«, erklärte Cal.
»Ihn zu kidnappen bringt uns nichts.«
»Warum nicht?«, fragte Jack. »Er weiß, wo die Liste ist. Ich bin mir sicher, dass wir ihn zum Reden bringen können. Sind wir dem Drecksack für das, was er Isaac angetan hat, nicht noch etwas schuldig?«
»Dafür und für eine Menge andere Dinge«, sagte ich. »Aber nehmen wir einmal an, wir tun, was Sie sagen. Vielleicht bekommen wir die Liste. Das spielt dann aber keine Rolle mehr, weil es von Bundespolizei nur so wimmeln wird.«
»Na gut, dann ist er eben ein Bundesbeamter«, sagte Jack. »Das macht
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