Boeses mit Boesem
aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachte. Da rief ihn der Engel des HERRN vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, und hast deinen einzigen Sohn nicht verschont um meinetwillen.‹«
Howe machte eine Pause, um Wasser zu trinken und Atem zu holen. Ich schaute mich um, ob irgendjemand wusste, worauf er hinauswollte. Die Menschenmenge schien zufrieden damit, der Schrift zu lauschen und ihre Fragen bis zum Schluss zurückzustellen.
»Die Genesis fährt fort: ›Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr: Weil du solches getan hast und deinen einzigen Sohn nicht verschont, will ich dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen; und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.‹ Weil du meiner Stimme gehorcht hast«, wiederholte Howe. Er ließ die Worte durch die Menge wandern.
»Meine Freunde, Piotr Kirov hat Gott gefürchtet.«
Er lieferte keinen Beweis für diese Versicherung. Ich war Kirov nur ein einziges Mal begegnet, aber ich hatte den Verdacht, dass ich ihn einmal öfter gesehen hatte als Howe.
»Er hat Gottes Majestät und Macht gefürchtet, wie es jeder gute Christ tun sollte. Diese Furcht hat zu Gehorsam |232| geführt und dieser Gehorsam hat ermöglicht, dass Piotr nach Gottes ewigem Plan geformt wurde. Er hätte in materiellem Wohlstand schwimmen und ganz in die verdorbene Moral unserer Großstädte eintauchen können. Stattdessen hat er den Pfad der Rechtschaffenheit gewählt und wurde mit einer Karriere, einer reizenden Frau und zwei wunderbaren Söhnen gesegnet.« Es war das erste Mal, dass Howe Kirovs Familie erwähnte. Ich richtete mein Fernglas auf die Frau. Ihre verweinten Augen starrten geradeaus, ein Reh, das ins Licht von tausend Scheinwerfern geraten ist. Die Söhne weinten in die Falten ihres Trauerkleides.
»Piotr Kirov hörte Gottes Ruf, die Verdorbenen zu bestrafen, und folgte ihm. Er feilschte nicht. Er stellte keine Fragen. Er gehorchte. Aus diesem Grund betrauern wir zwar seinen Verlust, doch unser Kummer ist durch das sichere Wissen gemildert, dass dieser große Mann aus dem Himmel auf uns niedersieht. Er ist zur letzten und größten Belohnung eingegangen und wird am Tag des Jüngsten Gerichts an der Seite der Engel sitzen.
Wir haben nicht so ein Glück. So wie Piotr den Terrorismus bekämpft hat, müssen wir mit Satan um unsere Seelen kämpfen. Jeden Tag wird dieses großartige Land hier angegriffen, von der Kofferbombe Gier, dem Aufständischen namens Zweifel und der Suizidbombe der unmoralischen Sexualität. Der Terrorismus ist eine weitere Prüfung, mit der Satan uns quält, und Gott lässt es zu. Warum? Weil die Angst uns demütig macht. Die Angst ruft uns in Erinnerung, dass wir ohne Gott nichts sind. Die Angst bekehrt uns, IHN anzubeten und SEINEN Wegen zu folgen. So wie die Eltern ihr Kind lehren, das Feuer zu fürchten, so lehrt unser Vater uns, das Brechen SEINER Gesetze zu fürchten. Und das ist der Grund, aus dem wir über die gottlosen Menschen siegen werden, die uns Piotr Kirov genommen haben. Denn hier, genau hier« – das Riesengesicht Howes lief rot an, als er sich auf die Brust schlug –, |233| »sitzt die Furcht vor einem liebenden Gott, dessen Sohn uns zu ewigem Ruhm führen wird!« Howe hob die Arme. Über ihm schnitten drei Düsenjäger weiße Linien in den Himmel.
Jetzt war mir klar, warum draußen die Busse standen. Die Menschenmenge bestand überwiegend aus normalen Leuten, die schon aus Achtung und grundlegendem Anstand nie auf den Gedanken kämen, während einer Beerdigung zu jubeln. Aber die Eiferer, die mit Bussen herangekarrt worden waren, veranlassten die anderen Leute zu Beifallsrufen, ob sie das nun wollten oder nicht.
Während die Menschenmenge halbwegs wild wurde, gab Howe dem Priester ein Zeichen. Der half Kirovs Frau auf und lenkte sie zum Sarg. Die arme Frau war noch immer ganz benommen: Der Priester musste sie führen wie eine Puppe. Stillwater-Leute, nicht Marines, falteten dann die Fahne auf dem Sarg und reichten sie Kirovs Frau. Die presste sie mit beiden Händen an die Brust, bis der Priester ihr eine Schaufel voll Erde hinhielt. Er führte ihre Hand zur letzten Ruhestätte ihres verstorbenen Mannes und
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