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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Sessel.
    Keiner von uns beiden nahm die Einladung an.
    »Von den Fisher-Leuten?«
    Cassandra nickte.
    »Warum sollten Sie denn die Einwohner einer ganzen verdammten Straße fortschaffen?«, fragte Benny.
    Einer Straße, einer ganzen Gemeinde, die nicht auf Landkarten verzeichnet war. »Der Laden hier hat zu einer Geheimdienstorganisation gehört«, sagte ich. »Zu einer Firma oder vielleicht zur National Security Agency.«
    »Ein Ort, wo Männer und Frauen, die ihrem Land zu lange gedient hatten, sich ausruhen konnten. Aber nur weil ein Angestellter in Rente geht, heißt das noch lange nicht, dass seine Feinde dasselbe tun. Die Rentner waren nicht groß in Deckung gegangen, sie waren einfach nur ältere Menschen, |421| die ihren kleinen Alltagsgeschäften nachgingen, wie Rentner das überall tun. Wir hatten sie für alle sichtbar versteckt, eine Vorsichtsmaßnahme, von der keiner glaubte, dass sie sie brauchen würden.
    Ihr Patriotismus hat es leicht gemacht. Selbst nach all diesen Jahren der Herrschaft der Ältesten haben sie sich der Autorität automatisch und ohne nachzudenken gebeugt. Sie haben ihr Leben damit zugebracht, für ihr Land zu arbeiten, und das hat sie zu der Annahme verleitet, jeder, der ein Abzeichen trägt, sei einer der ihren. Die Fisher-Leute sind mitten in der Nacht mit allem Drum und Dran aufgetaucht: Gefahrenschutzanzüge, ungekennzeichnete Transporter, Schusswaffen und Abzeichen. Sie mussten nur Terrorismus sagen, und schon stiegen die Bewohner der Maple Street freiwillig in die Transporter wie brave Lämmer.«
    »Warum jetzt?«, fragte Benny. »Die CIA ist doch schon länger als ein Jahrzehnt aufgelöst. Wer schert sich denn um ein paar alte Exagenten? Nichts für ungut.«
    »Sie stellen die falsche Frage«, gab Cassandra zurück. »Die eigentliche Frage lautet nicht: ›Warum jetzt?‹, sondern ›Warum haben sie so lange gewartet?‹.«
    Cassandra nahm ihr eigenes Angebot an und setzte sich in einen der Sessel. »Dieses Haus hat einem Freund von mir gehört. Er hieß Zachary Middleton. Er war in der CIA, ein brillanter Analyst und ein guter Mensch. Er kam mit dem Pensionärsdasein besser zurecht als ich. Zach hat seinen scharfen, brillanten Verstand genutzt, um einen wunderschönen Garten anzulegen. Ich wünschte, ich könnte ihn Ihnen zeigen, aber ich habe nicht seinen grünen Daumen und es schaut immer jemand zu«, sagte sie und wies zum klaren blauen Himmel und den Augen hinauf, die sich dort versteckten.
    »Jedes Regime erzählt sich selbst Lügen. Es redet sich ein, es sei legitim, dass es ein nicht infrage gestelltes Recht auf Herrschaft besitzt. In den alten Tagen sagten die Könige, sie |422| seien von Gott auserwählt. Dann wurden wir erwachsen und begriffen, dass die Macht nur vom Volk kommen konnte. In letzter Zeit hat es da einen gewissen Rückschritt gegeben.«
    »Die Ältesten glauben also, dass sie von Gott auserwählt wurden«, sagte Benny. »Gibt es sonst noch etwas Neues?«
    »Ein paar glauben das wirklich, aber der Rest ist – korrupt beschreibt es besser als praktisch. Die haben sich selbst eine sogar noch größere Lüge erzählt: Dass sie Vertreter des Volkes seien. Atemberaubend, nicht wahr? Kaum zu glauben, dass eine derart monströse Idee nicht nur zehn Jahre lang Bestand hatte, sondern sogar blühte. Es gab hier und da Gegner, aber die Leute konnte man als Spinner und Irregeleitete abtun, ein paar schlechte Äpfel im göttlichen Obstkorb. Alle anderen spielten mit, um durchzukommen. Die Ältesten konnten sich ihrer Selbsttäuschung hingeben, weil wir zu große Angst hatten, etwas anderes zu behaupten.«
    »Bis es offensichtlich wurde, dass sie nicht jedermanns bester Freund waren«, sagte ich. Ich wusste, dass Cassandra und ich an dasselbe dachten: die Schlacht im Christopher Park.
    »Sie waren da, oder?«, fragte sie mich.
    Ich nickte. Ich hatte die Schusswechsel gesehen, die durch Feuer und Explosionen aufgerissenen Gebäude, das Blut auf rotem Backstein. So etwas hatte ich schon so oft erlebt, dass die Erinnerung mir nichts ausmachte, bis ich daran dachte, dass das in Greenwich Village geschehen war.
    »Ich denke, es ist nicht einfach, sich nach einem bewaffneten Aufstand in der größten Stadt Amerikas immer noch diese Gutenachtgeschichte zu erzählen.«
    »Die alttestamentarischen Stimmen wurden stärker«, erklärte Cassandra. »Sie mahnten den Rat, dass die Menschen widerspenstige Kinder seien, die eine ordentliche Tracht Prügel brauchten. Die Ältesten

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